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Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf

Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf

Titel: Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Rücksitz. »Mach mal die Kapuze ab«, sagte sie.
    Widerwillig schob Motte sie zurück.
    »Ach, du Schreck!«, sagte Lina. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und strich Motte über die haarige Nase. »Jetzt siehst du wirklich fast wie ein Wolf aus, nur anfühlen tust du dich wie mein Meerschweinchen.«

    »Ich bin aber kein Meerschweinchen.« Motte schob ärgerlich ihre Hand weg. Dann stopfte er sich noch ein paar Hundekekse in den Mund.
    Lina schüttelte sich. »Hast du dir schon mal überlegt, was du deinen Eltern sagen willst?«, fragte sie.
    Motte stöhnte nur.
    »So.« Frau Pruschke ließ sich vorn auf den Fahrersitz plumpsen. »Die Taxe kommt gleich. Hier«, sie reichte Lina das Amulett nach hinten, »häng ihm das Ding um. Ich finde, er sieht schon viel zu sehr wie ein Wolf aus. So nimmt kein Taxi der Welt ihn mit.« Sie nieste. »Also, diese Augen. Bei diesen Augen wird einem wirklich ganz anders, Schultze.«
    Lina hielt Motte das Amulett hin. Es glänzte im Dunkeln wie seine Augen.
    »Ich will nicht!«, sagte er. Fast wie ein Bellen klang das. »Ich will das Ding nicht. Es ist heiß.«
    »Tu es um!«, drängte Lina. »Oder glaubst du, ich renn ab morgen Nacht mit einem Wolf an der Leine rum?«
    »Ich will es nicht!«, schrie Motte. »Es brennt. Es verbrennt mir das Fell!« Und er bleckte die Zähne. Nadelspitz waren sie jetzt, die Eckzähne so lang, dass sie sich weit über seine Unterlippe schoben.
    Lina ließ vor Schreck das Amulett fallen.
    Da stieß Motte die Autotür auf und sprang auf die regennasse Straße.
    »Ich will nicht!«, schrie er noch mal.
    Das Mondlicht malte seinen Schatten auf den Asphalt. Gebückt stand er da, die Nase im Wind, die pelzigen Ohren gespitzt. Die Straße war menschenleer, aber Motte roch etwas. Er roch Kartoffelchips, Zigaretten und stinkige Socken.
    Faulwetter.
    Gehetzt sah er sich um.
    In einer dunklen Toreinfahrt blitzte ein Licht auf, ein grelles Licht, das ihm in die Augen schnitt. Einmal, zweimal, dreimal.
    »Endlich!«, rief Herr Faulwetter. »Ein echter Werwolf. Und ich habe ihn fotografiert.«
    Wie Rumpelstilzchen hüpfte seine dünne Gestalt auf dem Bürgersteig herum.
    Motte zitterte am ganzen Körper. Er spürte, wie der Wolf in ihm wütend wurde, wild und wütend. Beißen wollte der Wolf, jagen wollte er.
    »Lassen Sie ihn in Ruhe!«, rief Lina.
    Da drehte Motte sich um, weg von Faulwetter, weg von Lina und Frau Pruschke, und verschwand in der Dunkelheit.

[zurück]
Der Wolf
    Motte rannte. Durch dunkle Straßen. Weg von den Menschen. In den Häusern heulten die Hunde, als er vorbeilief. Katzen sprangen fauchend davon. Und die wenigen Leute, denen er begegnete, sahen ihm erschrocken nach.
    Motte rannte ohne müde zu werden. Seine Beine fühlten sich federleicht an, die kalte Luft schmeckte wunderbar. Die Straßen wurden dunkler, aber Motte blieb erst stehen, als um ihn her nichts als Bäume waren.
    Er stand in einem kleinen Park. Alte Bänke standen an schmalen Wegen. Durch die Zweige der Bäume schien der Mond. Motte schob die Kapuze zurück und verschlang den Rest der Hundekekse. Sein Magen knurrte immer noch, aber er versuchte, nicht darauf zu achten. Er verließ den Weg, lief über den nebelverhangenen Rasen, legte den Kopf in den Nacken und heulte den Mond an. Schaurig schön hörte sich das an. In der Ferne antworteten ein paar Hunde. Vögel flogen erschrocken auf und flatterten mit schweren Flügeln über den Nachthimmel.
    Motte ließ sich einfach ins feuchte Gras fallen. Er schloss die Augen und versuchte, nicht nachzudenken.Er wartete darauf, dass sein Herz endlich langsamer schlug. Aber seine Nase schnüffelte, seine Ohren zuckten unruhig. Vögel riefen in den Bäumen. Pelzige Pfotenraschelten irgendwo durchs Gras. Es roch nach Kaninchen.
    Kaninchen. Mottes Magen knurrte. Sein ganzer Körper spannte sich, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Mit einem Satz saß er im Gras, schnüffelte und lauschte. Hören und riechen. Die ganze Welt bestand aus nichts anderem. Lautlos sprang er auf und lief los – dorthin, wo die kleinen Füße durchs Gras raschelten.
    Erschrocken hüpfte das Kaninchen davon. Es floh ins nächste Dickicht zwischen dornige Büsche und hohe Brennnesseln. Motte folgte ihm, gebückt, mit klopfendem Herzen. Die Brennnesseln schlugen ihm ins Gesicht, die Dornen hakten sich in seine Kleider, aber sein Wolfspelz schützte ihn. Das Kaninchen war schnell, aber Motte war schneller. Mit einem Satz warf er sich auf das kleine Tier, packte

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