Knallharte Schale - zuckersüßer Kerl (German Edition)
seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Dass er lediglich stummer Zuschauer war und nichts sagen musste, beruhigte ihn über alle Maßen, schließlich war er nicht wirklich ein Betroffener.
Als er vor dem Saal das Veranstaltungsschild gelesen hatte, war er ein wenig zusammengezuckt, weil er sich geschämt hatte. Die anderen anwesenden Männer waren tatsächlich bereits betroffen gewesen. Er war es glücklicherweise nicht.
„Meine Frau hat Brustkrebs.“
Leben, Umgang und Sexualität mit der Krankheit.
In den vergangenen Tagen hatte er Bücher zu dem Thema gelesen und das Internet durchforstet. Sarahs Zurückhaltung und ihre ernstgemeinte Frage, warum er mit ihr ausgehen wolle, gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er wollte alles richtig machen und ihr zeigen, wie attraktiv er sie fand und dass er mit ihr zusammen sein wollte. Leider hätte er selbst unter normalen Umständen nicht gewusst, wie er ihr deutlich zu verstehen geben könnte, wie schön sie war und wie nervös er wurde, wenn er mit ihr zusammen war, einfach weil sie derart kostbar für ihn war.
Ihre Operation war für seine Gefühle bedeutungslos ... nein, das stimmte auch wieder nicht. Tatsächlich war die Operation ein weiterer Grund, weshalb er sie bewunderte. Eine dermaßen kleine und zarte Frau wie sie hatte großen Mut bewiesen und lebte nun mit diesen Folgen. Sein Respekt ihr gegenüber war um ein Vielfaches gestiegen, nachdem sie ihm davon berichtet hatte. Körperlich betrachtet fand er sie nicht weniger attraktiv, weil sie Narben hatte oder ihre ursprüngliche Brust entfernt worden war. Wieso sollte er sich dadurch weniger zu ihr hingezogen fühlen? Allein wenn er an ihre lächelnden Lippen oder ihre strahlenden Augen dachte, hatte er das Gefühl, vor Freude explodieren zu müssen.
Der einzige Grund, weshalb er sich danach erkundigte, wie Männer mit dem Thema Brustkrebs bei ihren Frauen umgingen, hatte damit zu tun, dass er Sarah nicht verletzen wollte. Sie sollte sich bei ihm wohlfühlen und wissen, dass er sie für die schönste Frau auf der Welt hielt.
Morgen wollte er für sie kochen und hatte sie in seine Wohnung eingeladen. Zwar plante er keine wilden Knutschorgien auf seinem Sofa, dennoch beschäftigte ihn die Frage, wie er sich am besten verhalten sollte, wenn es irgendwann soweit war.
Der Referent war ein grauhaariger Mann, der sich als Sexualtherapeut vorstellte und erzählte, dass seine Frau vor zehn Jahren an Brustkrebs gelitten habe. Wie auch die anderen Männer im Raum hatte er die fünfzig Jahre längst überschritten. Lediglich Dupree und ein anderer Mann, der durch sein blasses Gesicht auffiel, waren bedeutend jünger.
Als der Referent seinen Einführungsvortrag hielt, ging es vor allem um die vielen Nebenwirkungen der Krebstherapien. Er beschrieb, was die betroffenen Frauen durchmachten und wie die Ehemänner ihnen am besten helfen konnten. Die ausführlichen Beschreibungen von Chemotherapien und Bestrahlungen lösten in Dupree den Wunsch aus, sich die Ohren zu zuhalten, auch wenn dies kindisch klingen mochte. Da war er seit zwei Jahren das prominente Aushängeschild der New Yorker Brustkrebshilfe und bekam erst jetzt einen wirklichen Eindruck von dieser Krankheit. Bislang hatte er sich mit dem Thema nicht beschäftigt und hatte die Chemotherapie für ein vorübergehendes Übel gehalten, das etwas Erbrechen und Haarverlust verursachen konnte, aber bei den Risiken wie Herzstillstand und Organversagen drehte sich ihm der Magen um.
Sobald der Referent sie um Fragen bat, ging die Hand eines älteren Mannes hoch. Er stand auf und erklärte stockend. „Meine Frau hatte vor sieben Jahren Brustkrebs. Anschließend wurde sie für geheilt erklärt. Vor einem Monat bekam sie die Diagnose, dass der Krebs wieder ausgebrochen sei.“ Er hielt inne und schüttelte fassungslos den Kopf. „Sie weigert sich, auch nur über eine Therapie nachzudenken! Dabei ist sie erst einundsechzig und hat drei Kinder ... ich kann nicht verstehen, weshalb ... weshalb sie sich weigert, eine Chemotherapie zu machen!“
Der arme Mann schien kurz vor einem Tränenausbruch zu stehen. Dupree sah betroffen zu ihm hinüber und musste angesichts des verzweifelten Mannes schlucken.
„Lassen Sie ihr ein bisschen Zeit“, erklärte der Referent und nickte verständnisvoll. „Krebstherapien bedeuten eine unglaublich anstrengende Belastung. Nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Ich kenne viele Fälle aus der Praxis, in denen die
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