Knight 02 - Stuermisches Begehren
nes nicht und lenkte das Gespräch dann rasch in andere Bahnen. Lucien merkte, dass es seinen Bruder große An- strengung kostete, Caros leerem Geplänkel zu folgen.
„Wie langweilig es in London doch jetzt im Herbst ist, fin- den Sie nicht? Die Spitzen der Gesellschaft haben sich alle aufs Land zur Jagd zurückgezogen oder nach Paris oder Wien ...“
Lucien begann sich zu langweilen, fasste Caro um die Tail- le und zog sie heftig an sich. „Na, was hältst du von diesem hübschen Weibsstück, Lord Dämon?“
Mit kokettem Kichern ließ sie sich an seine Brust sinken. „Lord Lucien!“
„Reizt sie dich nicht? Mich macht sie schier verrückt“, murmelte er bedeutungsvoll und strich ihr langsam und ko- send über die Flanke.
Schockiert schaute Damien ihn an. Was zum Teufel soll das, schien seine finstere Miene zu fragen. Misstrauisch be- äugte er seinen Bruder. Er wusste besser als jeder andere, dass die Dinge bei Lucien nie so waren, wie sie schienen.
„Sieht sie heute Abend nicht umwerfend aus? Du solltest es ihr sagen.“
Damien blickte zu Caro, dann zu Lucien. „So?“ Das kurze Wort grollte wie entfernter Donner in seiner Brust. Er be- trachtete die Frau, als wollte er hinter ihr nervöses, zucker- süßes Lächeln blicken, doch war er nicht mit Luciens Gabe gesegnet, seine Mitmenschen zu durchschauen.
„Lassen Sie doch, Lord Lucien, die Leute gucken schon“, murmelte Caro beunruhigt und versuchte sich von ihm los- zumachen.
„Was denn, mon ange? Willst du mich etwa nur im Verbor- genen berühren?“ fragte er mit samtener Stimme, während
er den Griff um ihre Taille gnadenlos verstärkte.
Sie erstarrte und sah ihn erschrocken an. Die braunen Au- gen wirkten in dem bleichen Gesicht noch dunkler.
„Zeit für ein Geständnis, Liebste. Du möchtest mich und meinen Bruder gegeneinander ausspielen, aber daraus wird nichts. Sag Damien, wo du die letzte Nacht verbracht hast.“
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, stieß sie hervor.
Mit einem Blick, der sie zur Salzsäule hätte erstarren las- sen können, wandte Damien sich leise fluchend ab. Lucien lachte und gab Caro frei.
„Lord Damien – hören Sie nicht auf ihn, Sie wissen doch, dass er ein Lügner ist!“
„Sie wollen mir wirklich schöne Augen machen, nachdem Sie bei meinem Bruder gelegen haben?“ flüsterte Damien heftig und wehrte ihre klammernden Hände ab.
„Aber ich ... ich kann nichts dafür, es ist seine Schuld!“
„Sie sind ganz schön dreist, Madam. Außerdem sind Sie ziemlich dumm.“
Außer sich wirbelte sie zu Lucien herum. „Hast du gehört, was er zu mir gesagt hat? Du kannst doch nicht zulassen, dass er so mit mir redet!“
Doch Lucien reagierte nur mit einem leisen, ziemlich un- heilvollen Lachen. Er nahm noch einen Schluck Wein.
„Was geht hier vor?“ erkundigte sie sich mit schwankender Stimme.
„Caro, mein Herzchen, der Mann ist nicht dumm. Es gibt da etwas, was ich dir letzte Nacht verschwiegen habe. Da- mien wollte um deine Hand anhalten.“
Ihr blieb der Mund offen stehen. Einen Augenblick sah sie so aus, als würde ihr das Korsett zu eng, das ihre herrlichen Brüste nach oben drückte, dann richtete sie ihren verstörten Blick auf Damien. „Stimmt das?“
„Jetzt ist es wohl kaum noch nötig, darüber zu sprechen“, knurrte er.
„Aber ist es wahr?“ rief sie.
„Ich dachte nur, es wäre ganz gut, wenn Ihr Sohn einen Va- ter bekäme, nachdem er den seinen verloren hat.“ Damiens frostiger Blick glitt über ihren Körper, blieb an ihren Hüften hängen. „Schade, dass Sie nicht in der Lage sind, sich ein wenig zu bezähmen.“ Dann bedachte er seinen Bruder mit einem zornigen Blick. „Auf ein Wort.“
„Wie du möchtest, Bruder.“
„Lucien – du kannst mich doch jetzt nicht stehen lassen!“ Schamlos klammerte sie sich an seinen Arm.
„Caro, mein Liebchen.“ Er hob ihre Hand an die Lippen und ließ sie dann fallen. „Er hat Recht. Ich fürchte, du hast den Test nicht bestanden.“
„Den Test?“ In ihren Augen dämmerte die Erkenntnis. „Du Ungeheuer!. Du Bastard! Beide! Genau das seid ihr, ein Paar Bastarde!“
„Nun, das weiß doch jeder, ma chérie“, meinte Lucien lä- chelnd. „Unsere Mutter war sogar eine noch größere Hure als du.“
Mit einem zornigen Schnauben schleuderte Caro ihr leeres Weinglas nach ihm, doch er fing es mit katzenhaftem Ge- schick auf und setzte es sanft auf dem Tablett eines vorüber- eilenden Dieners ab. Danach warf er ihr eine
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