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Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Titel: Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Emp- fang und überwachte persönlich die mühsame Arbeit, den hoch beladenen Lastkahn mit den gefällten Bäumen an dem breiten Flussschiff mit dem flachen Rumpf zu vertäuen, das er gechar- tert hatte.
    Als alle zwanzig Mitglieder seiner Besatzung an Bord gegan- gen waren, schüttelte er an den Docks Don Eduardo die Hand.
    „Gute Reise, Knight.“ Montoya folgte Jacks Blick nach oben

zum Balkon des Gästezimmers, wo das dunkelhaarige Mädchen, in ein Laken gehüllt, von dem schmiedeeisernen Geländer aus zum Abschied winkte.
    Jack warf ihr eine Kusshand zu.
    „Sie können sie mitnehmen, wenn Sie wollen“, sagte sein Gastgeber leicht belustigt. „Das würde sie zumindest aus der Reichweite meines Sohnes entfernen.“
    „Himmel, nein.“ Jack warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Eine Frau auf See? Das bringt nur Ärger.“ Damit sprang er auf das breite Flussschiff, eine seltsame Mischung aus Dampfschiff und Segelboot. Aber es erfüllte seinen Zweck.
    Don Eduardo ging bis ans Ende des Stegs, während Jacks Männer die Taue von den Pfählen lösten. Als Jack den Befehl gab, die Segel zu setzen, grüßte er ihn ein letztes Mal.
    Seine Männer stießen das Schiff von den Docks weg und in die Mitte der langsamen, aber starken Strömung des Flusses, und Jack richtete den Blick nach vorn. Kein einziges Mal wandte er sich um zu der Frau, mit der er eine so lustvolle Nacht verbracht hatte.
    Das war Seemannsschicksal. Der Trick bestand darin, niemals lange genug an einem Ort zu bleiben, um Gefühle zu entwickeln. Und genauso war es Jack am liebsten.
    Die erste Stunde ihrer Reise verbrachte er damit, ein Auge auf den Lotsen zu haben, den er angeheuert hatte, damit er sie si- cher den Fluss hinunterführte. Er wusste genug über das Meer, um zu erkennen, dass ein weiser Mann einen großen Fluss wie den Orinoco mit großem Respekt behandelte. Bei seinen Reisen bevorzugte er stets Lotsen aus der Gegend, und als der Kapitän des Flussschiffs sie gut in Fahrt gebracht hatte, ging Jack davon, um nach dem Holz zu sehen. Und dabei bohrte sich ein Splitter in seine Hand. Schließlich, als sie ruhig den Fluss hinunterglit- ten, beschloss er, sich eine Weile auszuruhen.
    Trahern war in seiner Nähe und blickte hinaus auf den brei- ten, im Sonnenlicht glänzenden Fluss. Jack machte es sich für die Tagesreise mit einer Ausgabe von Angosturas erster offiziel- ler Zeitung, die gerade kürzlich von Bolivar gegründet worden war, bequem. In dem überfüllten Steuerhaus lehnte er sich auf seinem Holzstuhl zurück, legte die Füße hoch und kaute auf ei- ner kalten Zigarre herum.
    „Ich verstehe noch immer nicht, warum du nicht darauf be- standen hast, in Silber bezahlt zu werden“, sagte Trahern auf

Englisch zu ihm, damit ihr Lotse sie nicht verstand. „Du könn- test es in China verkaufen und dabei fünfzig Prozent Gewinn machen.“
    „Christopher, entspann dich. Von Buenos Aires aus betrei- ben wir schon einen gewinnbringenden Silberhandel.“ Natür- lich war es geschmuggeltes Silber, aber was machte das schon? Die englische Krone drückte ein Auge zu bei den blühenden Schmuggelgeschäften in Südamerika. Schließlich lag das Pfund gerade außerordentlich leicht in den Taschen. „Wenn du reich werden willst, musst du Geduld haben“, meinte er und blätter- te eine Zeitungsseite um, bevor er das ganze Blatt abrupt in die Ecke warf. „Dummes Zeug. Freiheit hier, Freiheit da. Nichts als die übliche Propaganda.“
    „Aber du liebst Propaganda, Jack“, meinte Trahern belustigt.
    „Nur wenn sie von mir stammt. Verflucht, ist das heiß. Mach das Fenster weiter auf.“
    Trahern gehorchte. „Sieh mal!“ Er deutete auf eine Gruppe farbenprächtig gewandeter Reiter, die auf der Ebene neben dem Fluss zu erkennen waren. „Ilaneros.“
    „Zum Glück hat Bolivar sie endlich auf seine Seite gebracht.“
    „So etwas wie eine Kavallerie“, stimmte Trahern zu.
    „Wenigstens können sie kämpfen“, meinte Jack. „Sie werden nicht davonlaufen. Und sie kennen die Gegend.“ Er sah zu, wie die Viehtreiber ihre Tiere zu neuen Weidegründen führten.
    Nachdem die beeindruckende Gruppe vorbei war, lehnte er sich gedankenverloren in seinem Stuhl zurück. „Ich denke, ich werde versuchen, ein wenig zu schlafen. Dieses Mädchen hat mich geschafft.“
    Trahern lachte. „Armer Kerl.“
    Jack grinste und zog sich den Hut tiefer ins Gesicht, ver- schränkte die Arme vor der Brust und nickte ein. In der vergan- genen Nacht hatte er nicht

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