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Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Titel: Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Adler mit einem einzigen Schlag seiner Flügel wieder emporstieg und im Blattwerk verschwand, doch dann lenkte eine Bewegung im Wasser seine Aufmerksam- keit wieder nach unten.
    „Was war das?“, fragte Trahern und beobachtete die Oberflä- che. „Ein Krokodil?“
    „Aber ich könnte schwören, es war ... rosa.“
    Verwundert sahen sie einander an. Dann tauchte das Tier di- rekt neben dem Boot auf, und den Männern entrangen sich er- staunte Ausrufe, als sie erkannten, dass es sich um einen rosa Delfin handelte.

„Buoto“, sagte ihr Lotse und zeigte über das Steuerrad hin- weg. „Mira aqui“
    Am rechten Flussufer lag ein urweltartiges Ungeheuer, das di- rekt dem Schlund der Hölle entstiegen zu sein schien.
    „Heilige Muttergottes“, stieß Higgins hervor und starrte das riesige Tier an.
    Das Orinoco-Krokodil war länger als ihr Boot. Jack betrach- tete das großartige Ungetüm fasziniert, Trahern jedoch warf nur einen Blick darauf und packte dann das nächstliegende Ge- wehr.
    „Nein.“ Jack wollte ihn daran hindern zu schießen, doch die Instinkte des Tieres waren ebenso perfekt ausgebildet. So blitz- schnell, dass es den Männern einen Schauer über den Rücken jagte, glitt das Krokodil beinah lautlos ins Wasser.
    Wie etwas so Großes so vollständig verschwinden konnte, war schwer zu begreifen, aber seine lederne Haut war vortreff- lich dazu geeignet, mit dem olivgrünen Wasser zu verschmel- zen. Die Besatzungsmitglieder sahen einander an, und jedem von ihnen stand dieselbe unausgesprochene Frage ins Gesicht geschrieben.
    Trahern räusperte sich. „Weiß man ... äh ... ob so ein Tier je- mals ein Boot angegriffen hat?“, fragte er den Lotsen auf Spa- nisch.
    „Si, a veces.“
    „Manchmal? Ich verstehe. Das ist ungemein beruhigend“, meinte Trahern zu Jack, der breit grinste. „Du hättest mir er- lauben sollen zu schießen.“
    Trahern ging davon, um die andere Seite des Boots zu über- prüfen.
    Als der Lieutenant gegangen war, stand Jack allein an der Re- ling am Bug, voller Staunen über die seltsame und schöne und zugleich so furchteinflößende Welt, die sich rund um ihn öffnete. Die bunten Blüten einer Passionsblume am Ufer erregten seine Aufmerksamkeit, und als er dorthin blickte, erschien wie durch Zauberhand etwas Blaues in der Mitte der Blüte und verweilte dort. Ein zierliches Wunder.
    Für die Dauer einiger Herzschläge trank der Kolibri den süßen Nektar der Blüte. Als in der Ferne Donner grollte, verschwand er. Der Wind strich durch die dicken, gummiartigen Palmwedel, eine Regung so verhalten wie das Gefühl ganz tief in Jacks In- nern, dieser Hunger nach etwas, das er mit all seinem Gold nicht

kaufen und mit all seiner Macht nicht erreichen konnte – et- was, an das er schon lange den Glauben verloren hatte.
    Doch dann brachte der warme Wind einen weichen, silber- glänzenden Regen mit sich, und Jack legte den Kopf zurück und genoss dessen Liebkosung.
    Hoch oben in den Baumwipfeln hatte Eden immer ihre besten Einfälle, und dieser Tag bildete da keine Ausnahme. Während sie über den Regenwald hinwegblickte, kam ihr eine letzte Idee, wie sie ihren Vater vor sich selbst retten könnte. Die Lösung war eigentlich ganz einfach.
    Vielleicht hatten sie nicht genug Geld, damit sie alle drei nach England zurückreisen konnten, aber sie konnte allein gehen und einige Muster der wichtigsten Entdeckungen ihres Vaters mit- nehmen. In London könnte sie sich mit dem neuen Lord Pem- brooke treffen, dem Erben ihres früheren Patrons, und ihm per- sönlich die wunderbaren Heilmittel präsentieren, die ihr Vater gefunden hatte.
    Wenn es ihr gelang, den Earl davon zu überzeugen, dass die Arbeit ihres Vaters zum Nutzen der Menschheit war, dann wür- de Seine Lordschaft die Zuwendungen vielleicht wieder fließen lassen. Aber selbst wenn der selbstsüchtige Halunke ablehnen sollte, gab es in London genug reiche Wohltäter. Bestimmt, dach- te sie, kann ich in Anbetracht des Ruhms und der großartigen Arbeit meines Vaters jemanden finden, der bereit ist, seine For- schungen zu unterstützen.
    Auf diese Weise würde ihr Vater hierbleiben, in der relativen Sicherheit des Orinocos, statt am Amazonas dem sicheren Tod ins Auge zu sehen. Was sie betraf, so konnte sie nach ihrer An- kunft in London bei Tante Cecily und Cousine Amelia bleiben, sodass gewährleistet war, dass sie nicht allein sein musste. Alles in allem schien es ihr die perfekte Lösung zu sein: Jeder würde daraus seine Vorteile

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