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Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Titel: Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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ziehen.
    Natürlich, wer Papa kannte, wusste, dass er bestimmt irgend- einen Haken finden würde, trotzdem hob allein dieser Gedan- ke schon ihre Stimmung. Jetzt konnte sie nichts anderes tun, als abzuwarten, bis er zurückkam, damit sie ihn fragen konnte, was er von ihrem Plan hielt. Zufrieden mit ihrem Einfall stieg sie auf einen der unteren Äste und begann die Arbeit mit den Orchideen.
    Sie hob ihr wadenlanges Kleid ein wenig an, setzte sich ritt-

lings auf einen dicken Ast, der über den Fluss hinausragte, und ließ die Beine baumeln, während sie sich in ihre wissenschaftli- chen Studien vertiefte.
    Trotz ihres dringenden Wunsches, in die Zivilisation zurück- zukehren, war sie ehrlich genug, sich einzugestehen, dass man ihr Leben im Delta nicht nur als unangenehm bezeichnen konn- te. Solche Tage hatten etwas Befriedigendes an sich, und trotz allem empfand sie bald denselben Frieden wie immer so hoch oben in den Bäumen.
    Innerhalb einer Stunde hatte sie nicht nur eine Entdeckung gemacht, die ihren Vater erstaunen würde. Sie hatte außerdem in einem neugierigen kleinen Kapuzineräffchen, das sich für sie interessierte, einen Freund gefunden. Es beobachtete jede ihrer Bewegungen, während das kleine Tier in der Astgabel direkt über ihr hockte.
    Das Kapuzineräffchen verdankte den Namen seiner Zeich- nung. Es war benannt nach dem Orden der braungewandeten Mönche, die zusammen mit den Eroberern als Missionare in die neue Welt gekommen waren. Das kleine Wesen hatte ein weißes Gesicht mit großen runden Augen, einen braunen Körper mit ei- ner schwarzen Kapuze und schwarzen Armen.
    „Na sieh mal an“, sagte sie zu dem Äffchen. „Ist das nicht be- merkenswert?“ Sie zog ihre dicken Gartenhandschuhe aus Le- der zurecht, hielt das kleine Messer fester, schnitt vorsichtig in den dicken Moosteppich hinein, der sich auf dem dicken Ast an- gesiedelt hatte, und untersuchte die Luftwurzeln, mit denen er sich dort hielt.
    Inzwischen rieselten aus dem Blattwerk weiter oben Samen wie Konfetti um sie herum zur Erde.
    Während sie weiter die kleine Welt dort oben auf dem Ast er- forschte, entdeckte sie Kratzer in der Rinde, die Vögel auf der Suche nach Insekten hinterlassen hatten. Dann bemerkte sie ei- nen kleinen, großäugigen Baumfrosch, der in der mit Regenwas- ser gefüllten Blüte einer Bromeliade hockte.
    Obwohl er nur klein war, wagte sie es nicht, den Frosch anzu- fassen, da die meisten Regenwaldfrösche extrem giftig waren. Aus ihnen gewannen die Ureinwohner das absolut tödliche Cu- rare, mit dem sie ihre Pfeilspitzen tränkten.
    Dann wandte Eden ihre Aufmerksamkeit wieder den Orchi- deen zu, die sie zuletzt gefunden hatte. Einer prächtigen An- sammlung von purpur-weißen Blüten, die praktischerweise auf

diesem Ast wuchs, beinah genau oberhalb der Mitte des Flus- ses. Vorsichtig, um die Balance nicht zu verlieren, rückte sie ein Stück weiter vor, bis es ihr gelang, ein paar Exemplare für wei- tere Studien abzuschneiden, und dann genoss sie den herrlichen Duft. Sie atmete das köstliche Vanillearoma der Blüte ein, das während des täglichen Schauers, der über dem Regenwald nie- derging, immer so deutlich hervortrat.
    Mit der Zeit hatte der Regen sie bis auf die Haut durchnässt, doch Eden genoss auch das. Nachdem sie die Orchideen ge- pflückt hatte, notierte sie sich, wo sie sie gefunden hatte. Dann tat sie ihr Möglichstes, die Papiere vor der Nässe zu schützen, während ihr Affenfreund den Kopf drehte, regungslos verharrte und nur kurz den Fluss hinauf spähte.
    Plötzlich stieß das Kapuzineräffchen einen Warnschrei aus und entfloh weiter den Stamm hoch. Eden erstarrte, suchte prü- fend die Äste um sich herum ab und hoffte, dort keinen Jaguar zu entdecken.
    Mit wild klopfendem Herzen lauschte sie, ob sie noch andere Geräusche vernahm als das sanfte Trommeln des Regens auf den Blättern, und spähte in die Wipfel, wohl wissend, dass das ge- fleckte Fell des Tiers dafür sorgte, dass man es zumeist erst dann entdeckte, wenn es bereits zu spät war.
    Sie überlegte noch, ob es wohl besser sei, gleich hier oben auf dem Ast verspeist zu werden oder erst noch in den Fluss darun- ter zu fallen, als sie plötzlich Stimmen hörte.
    Männerstimmen. Viele.
    Und sie sprachen Englisch!
    Als Eden den Kopf reckte, um in die Richtung zu blicken, in die das Kapuzineräffchen zuvor geblickt hatte, bot sich ihr ein höchst erstaunlicher Anblick.
    Menschen!
    Ein flaches, gedrungen wirkendes Boot glitt

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