Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht
sein.
„Ja, er ist in Sicherheit“, erklärte der Australier.
Gott sei Dank. Sie senkte erleichtert den Kopf. „Er ist wütend, nicht wahr?“
„Ja.“ Connor nickte. „Ein wenig. Er vermisst dich ... so sehr. Er braucht dich, Eden. Das hat er dir schon oft gesagt. Ich wür- de lügen, wenn ich sagte, dein Weggehen hätte ihn nicht zutiefst verletzt.“ Er sah sie auf eine beunruhigende Weise an, auf eine Art, die sie bis jetzt vergessen hatte.
Allmählich wünschte sie, er würde ihre Hände loslassen.
„Aber trotz alledem liebt er dich noch immer“, sagte er leise. „Tatsächlich würde er nicht weiterleben wollen ohne dich an seiner Seite.“
Die starre Intensität seines Blickes zeigte ihr, dass Connor gar nicht von den Gefühlen ihres Vaters sprach.
Ein Stück weit wich sie vor ihm zurück, obwohl er immer noch ihre Hände festhielt, die eine mit Handschuh, die andere ohne. „Nun, ich ... ich bin jetzt verheiratet, Connor, und ich wür- de sehr gern zum Boot kommen, um Papa zu sehen, aber zuerst muss ich mit meinem Ehemann sprechen ...“
„Nein, komm jetzt“, schmeichelte er leise. Die behandschuhte Hand ließ er los, doch die andere hielt er noch fester.
Eden bemerkte nicht, wie er sich rasch in den Ärmel griff, als wäre er ein Spieler, der nach einem verborgenen Ass tastete, doch dann fühlte sie plötzlich an der bloßen Hand einen schar- fen Stich. Sie stieß einen Schrei aus und zog ihren Arm zurück.
„Au!“
Mit einer blitzschnellen Bewegung griff er wieder nach ihren Händen, als hätte er genau das erwartet. „Leise jetzt“, flüsterte er. „Ich werde dir nichts tun. Entspann dich ruhig.“
Verwirrt blickte sie nach unten und bemerkte einen winzigen Blutstropfen an ihrer Hand, als wäre sie gerade von einem fremd- artigen Insekt gebissen worden. „Connor, was war das ...?“
„Hier. Es ist kühl heute Nacht. Dies hier wird dich warm hal- ten.“ Er zog den dunklen Wollstoff von seiner Schulter und brei- tete ihn aus.
Es stellte sich heraus, dass es sich um einen weiten Umhang mit Kapuze handelte, den er ihr mit einer einzigen Bewegung um die Schultern legte.
„Danke, das ist nicht nötig.“ Sie runzelte die Stirn und fragte sich, warum ihre Stimme auf einmal so schleppend klang.
„Ich bestehe darauf.“
Als sie beunruhigt zu ihm aufsah, noch immer verwundert über den Blutfleck an ihrer Hand, verschwamm Connors Gesicht vor ihren Augen und verzerrte sich zu einer grotesken Fratze.
„Was hast du mit mir gemacht?“, flüsterte sie entsetzt.
„Ich bin gekommen, dich nach Hause zu holen, mein Liebes.“
Ganz plötzlich durchzuckte eine Erinnerung ihren Verstand, wie Connor Tiere durch ein Blasrohr mit einem Beruhigungs- mittel betäubt hatte, das mit einem milden Curaregift getränkt war. Er pflegte die Tiere zu narkotisieren, sie dann zu studieren und sie wieder freizulassen, nachdem sie erwacht waren.
Aber jetzt wusste sie, dass er sie niemals gehen lassen würde.
Geschickt fing er sie auf, als die Knie unter ihr nachgaben und alles um sie herum schwarz wurde. Connor setzte ihr die Kapuze auf, sodass ihr Gesicht verborgen war, dann verschwand er mit ihr in der Dunkelheit.
19. KAPITEL
Auf den Docks der Firma Knight wimmelte es von Betriebsam- keit, während die Mannschaft alles dafür vorbereitete, in See zu stechen. Alle Vorräte und Rohstoffe waren verladen, und jetzt fuhren die Männer mit den Ruderbooten hin und her und schaff- ten ihre wilden Rekruten hinaus auf das große Kriegsschiff.
Jack hatte Ballantine und Higgins zu einem der Ruderboote hinuntergewunken. Die beiden Seemänner begrüßten ihren Ka- pitän ebenso begeistert wie herzlich und bemerkten nichts von seiner düsteren Stimmung. Sie ruderten ihn hinaus zur Winds of Fortune, setzten in der Mitte des tiefen, breiten Flusses Anker, und dann war er an Bord gegangen – mit erheblichem Brim- borium, wie sich zeigte, denn Brody führte den Neuankömmlin- gen bereits vor, welche Disziplin und Ordnung an Bord dieses Schiffes herrschte.
„Captain an Bord!“, brüllte der alte Waffenmeister. „Salu- tieren!“
Die Burschen aus den Armenvierteln schienen von seinen Worten erschrocken zu sein, aber sie folgten seinem Befehl und salutierten vor dem Kapitän, so gut sie es vermochten.
Jack nickte ihnen kurz zu und marschierte dann weiter in sei- ne Tageskabine, um den Bericht von Lieutenant Peabody entge- genzunehmen. Noch ungefähr eine Stunde, und sie konnten aus- laufen. Aber als Jack sein
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