Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht
durch den Umstand, Jack Knight zu sein, bis- her noch nicht genug Aufsehen erregt hatte, so erkannte er jetzt, dass der dreifache Skandal mit dem Earl im Springbrunnen, den Gerüchten, die die Zofe verbreitet hatte und vor allem der öffentliche Kuss, den Jack seiner Braut gegeben hatte, nur das
eine bewirkt hatten, nämlich die gesamte Aufmerksamkeit Lon- dons auf ihn und Eden zu lenken.
Das machte es ihm unmöglich, sich unbemerkt davonzuschlei- chen. In dem Augenblick, da die ton seine Abwesenheit bemerk- te, würde jeder fragen, wohin er gegangen war.
Es würde außerordentlich verdächtig wirken. Eden würde die Aufgabe zufallen, das zu erklären, und darauf hatte er sie nicht vorbereitet.
Er musste zurückkehren. Seine wütende Reaktion an diesem Abend hatte bewirkt, dass er die ganze geheime Mission in Ge- fahr brachte. Seine Person erregte das öffentliche Interesse so sehr, dass er sein Vorhaben genauso gut öffentlich hätte machen können – und er war nicht der Einzige, dessen Schicksal auf dem Spiel stand. Es war per Dekret verboten, sich für Kämpfe in Südamerika rekrutieren zu lassen. Wenn Jack unerwünschte Aufmerksamkeit auf seinen Plan lenkte, dann drohte auch all seinen tapferen Rekruten ein Verfahren. Er musste sie schützen, und das konnte er nur erreichen, indem er blieb.
Außerdem musste er, wenn er pünktlich bis zur Geburt nach England zurückkehren wollte, Südamerika ohne Zwischenfälle erreichen, ohne Stürme, ohne Flauten, musste dann das Schiff mit neuen Vorräten beladen und umgehend zurücksegeln. Aber bis dahin würde die Wirbelsturmsaison eingesetzt haben. Wenn er es riskierte, dort hindurchzusegeln, würde er seinem erstge- borenen Kind vielleicht niemals von Angesicht zu Angesicht ge- genüberstehen.
Er wusste, die Zeit war gekommen, Trahern seine erste Chan- ce für ein Kommando zu geben.
Jack musste einfach darauf vertrauen, dass seine Ausbildung gefruchtet hatte, und dass der junge Mann vollkommen in der Lage war, diese Mission ohne ihn zu beenden, vor allem mit Män- ner wie Peabody, Brody und Higgins an seiner Seite, die ihn un- terstützen konnten. Der Junge verdiente schließlich eine Chance, sein Vermögen zu machen. Wenn er es ernst mit seiner Behaup- tung gemeint hatte, Amelia Northrop den Hof machen zu wollen, dann würden zehntausend Pfund auf der Bank eine gute Hilfe sein, den Vater des Mädchens dazu zu überreden, die Werbung eines so galanten und fähigen jungen Mannes zu akzeptieren. So viel wenigstens war dieser Auftrag Jack wert.
Allmählich breitete sich wieder ein Lächeln auf seinem Ge- sicht aus, als Jack sich auf den Weg machte, um seine rechte
Hand zu suchen.
Was ihn selbst betraf, so wünschte er sich nichts sehnlicher, als seinen geliebten blinden Passagier wieder in den Armen zu halten und sie um Verzeihung zu bitten, weil er sich wie ein ab- soluter Narr benommen hatte.
Es dauerte nicht lange, dann hatte er Trahern ein paar letzte Mahnungen zur Vorsicht und ein paar Ratschläge mit auf den Weg gegeben und die Sache geklärt. Er hatte Brody die Hän- de gedrückt und dem alten Haudegen gesagt, dass er ihm einen persönlichen Gefallen täte, wenn er auf den Jungen aufpassen würde.
Dann hatte Jack seinen Männern eine gute Fahrt gewünscht und keine Zeit verschwendet, sondern sich sofort ins Pulteney Hotel begeben, wo er erwartete, dass seine Frau unter Damiens wachsamen Augen ihre Sachen zusammenpackte.
Er eilte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal neh- mend, aber als er in ihre Suite stürmte, war es dort dunkel.
Still.
Ein wenig verwirrt schloss er die Tür hinter sich und ging ein paar Schritte weiter in den Wohnraum, wider alle Vernunft hof- fend, dass sie sich vielleicht in ihrem Gemach hingelegt hatte. Nun, sollte das nicht der Fall sein, dachte er, gehe ich einfach zurück auf den Ball und hole sie.
„Eden?“
Er hörte mehr als dass er sie fühlte, die leise Bewegung ein Stück hinter sich. Aus dem Augenwinkel sah er, dass die Flügel- türen, die auf den Balkon führten, offen standen.
Die Vorhänge bewegten sich ein wenig in der Abendluft. Viel- leicht hätte ein Dienstbote das übersehen können, aber Jack wusste, weder er noch Eden hätten einen solchen Fehler began- gen. Nicht unter den gegebenen Umständen.
Plötzlich bemerkte er, dass die Suite nicht leer war, und es war nicht seine Frau, deren Anwesenheit er spürte. Er empfand ihre Gegenwart stets so deutlich, als handelte es sich um einen Teil seiner
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