Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht
unteren Lade. Doch als er sich das Hemd über den Kopf zog, versteckte sie sich mit klopfendem Herzen hinter den Vorhängen seiner Koje.
Es dauerte nur einen Moment, dann war die Versuchung über- mächtig. Sie beugte sich ein wenig vor, um zu beobachten, was er sonst noch tat.
Ohne sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst zu sein, stand er im Profil zu ihr. Mit großen Augen sah sie zu, wie er nach seiner Hose griff und sie öffnete. Dann allerdings schien er es sich an- ders zu überlegen, stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ sie ge- schlossen, zog sie nicht aus.
Eden war erleichtert, doch je länger sie ihm zusah, desto mehr gefiel ihr sein muskulöser Körper.
So schön.
Er ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte, als er sich um- drehte und sich mit dem Rücken gegen das Schott lehnte, um seine Stiefel auszuziehen. Misstrauisch sah er sie an, sagte aber nichts, als er nacheinander seine Stiefel mit einem hörbaren Ge- räusch auf den Boden plumpsen ließ.
Sie errötete. Dann räusperte sie sich, getrieben von dem Wunsch, die Atmosphäre aufzulockern. „Was haben Sie für mich zum Anziehen gefunden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, klet- terte sie aus der Koje und ging hinüber zu der Kanone, um den blauen Stoff anzusehen. Sie hielt das leichte, tief ausgeschnit- tene Kleid an den Schultern hoch und betrachtete es eine Weile, unsicher, was sie damit anfangen sollte.
Jack blickte sie an, als sie in Gelächter ausbrach.
„Was um Himmels willen ist das? Ein Kostüm für einen Mas- kenball?“
„So etwas Ähnliches.“ Er lächelte. „Ich glaube, wer dieses Kleid trägt, soll die Rolle der Prinzessin an König Neptuns Hof spielen.“
„Oh, es ist wunderschön! Ich liebe es!“ Sie presste den Stoff an sich und drehte sich im Kreis herum, genoss den Schwung des Stoffes. „Es schimmert so schön. Was ist das für ein Materi- al? Lame?“
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ Er wandte sich ihr zu, eine Braue hochgezogen. „Ihnen ist bewusst, dass das kein rich- tiges Kleid ist, Miss Farraday?“
„Ich finde es entzückend!“
Belustigt schüttelte er den Kopf über sie. „Trotzdem habe ich dafür gesorgt, dass mein Diener Martin morgen für Sie zu arbei- ten beginnt. Bald wird es bitterkalt werden. Ich habe ihm gesagt, er soll Ihnen etwas Kleidung nähen, sodass Sie es auf der Reise nach Norden warm haben.“
Obwohl seine Großzügigkeit sie beschämte, sank ihr bei seinen Worten der Mut. Während er sich näher an den Spiegel beugte und mit gerunzelter Stirn eine Fingerspitze über sein Kinn glei- ten ließ, beobachtete sie ihn ernst. „Verdammt, ich brauche eine Rasur.“
„Jack?“
„Ja?“
„Ich will keine Schwierigkeiten machen.“
„Ach, wirklich nicht?“, gab er zurück und zwinkerte ihr zu. „Seit wann das?“
Dann beugte er sich hinunter und spritzte sich Wasser ins Ge- sicht. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das jemals zurückzahlen soll.“
„Hmm.“ Er lächelte ihr zu, und dabei rann ihm Wasser übers Gesicht. Als er sich aufrichtete, liefen einige Tropfen bis hinun-
ter zur Brust, und er rieb sich den Hals mit dem feuchten Wasch- tuch ab.
Gleich darauf wusch er sich die muskulösen Arme. Eine Wei- le sah Eden ihm zu, aber als sie bemerkte, dass er den Rücken nicht erreichen konnte, legte sie das Kleid weg und ging tapfer zu ihm.
Damit er ihr nicht widersprechen konnte, nahm sie ihm ohne Vorwarnung das Tuch aus der Hand, griff an ihm vorbei, um es im Becken auszuspülen, verrieb ein wenig Seife darauf und stellte sich dann wieder hinter ihn. Aus dem Augenwinkel beob- achtete Jack sie.
Langsam berührte sie mit dem Tuch seinen glatten, sonnenge- bräunten Rücken. Zuerst spannte er die Muskeln an, als miss- traue er ihrer Berührung, aber sie säuberte ihn mit langen, vorsichtigen Bewegungen, und allmählich entspannte er sich. Während sie Meerwasser und getrockneten Schweiß abwusch, nahm seine Haut einen samtenen Schimmer an.
Als sie wieder um ihn herumtrat, um das Tuch auszuspülen, folgte er ihr mit heißen Blicken.
Sie errötete und konnte plötzlich an nichts anderes mehr den- ken als an seine starken Arme und seine Lippen auf ihrem Mund wie an jenem Tag am Anleger.
Sie schluckte schwer und senkte den Blick. Danach nahm sie ihre Arbeit wieder auf. Jack stemmte die Arme auf die Ecken des Waschtischs und bückte sich ein wenig hinunter, damit sie seine Schultern erreichen konnte. Er ließ den Kopf sinken und schloss die Augen, während sie seine
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