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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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zusammenhängenden Bewegung. So ungefähr stelle ich mir den Tathergang vor. Aber warten wir ab, was Hansen sagt.«
    »War auch nur eine rhetorische Frage«, nickte Greven und betrachtete die Tote, deren Augen nun geschlossen waren. Ein Mann in einem weißen Overall stand hinter ihr und machte Detailaufnahmen von ihren zierlichen, altersfleckigen Wunderheilerhänden und ihrer schwarzen Kittelschürze. Eine Figur aus der Blechtrommel schoss ihm durch den Kopf. Die schwarze Köchin. Doch Hedda war eine Greisin. Ihre kleinen Füße steckten in dicken, grauen Wollsocken, die wiederum in abgewetzten, braunen Filzpantoffeln verschwanden.
    »Was soll ich sagen?«, fragte eine tiefe Stimme aus dem winzigen Wartezimmer.
    »Das, was du uns jetzt schon sagen kannst«, antwortete Greven und schaute durch die Tür. »Was hast du denn gedacht?«
    »Fast nichts«, sagte Hansen.
    »Hab ich mir gedacht.«
    »Ich meine, wir haben fast nichts«, begann der Spurensicherer, »abgesehen von mindestens zwanzig relativ frischen Fingerabdrücken. Wenn man den Beruf des Opfers in Betracht zieht, können es auch noch ein paar mehr werden. Wir sind ja noch nicht ganz fertig. Zwei oder drei wären mir lieber, das weißt du ja. Zwanzig oder dreißig, das wird schwierig, zumal viele verwischt und sedimentiert sind. Das dauert, bis wir die separiert haben.«
    »Wie sieht es mit Kampfspuren aus?«, fragte Greven.
    »Keine Haare zwischen den Fingern, kein Blut oder sonst irgendetwas an den Fingernägeln. Dafür aber ein Büschel Haare auf dem Boden.«
    »Und das nennst du nichts?«
    »Aber diese Haare stammen nicht von dem Kampf, der kaum einer war«, wehrte Hansen mit seiner tiefen Stimme ab.
    »Das musst du mir erklären!«
    »Auch ohne Mikroskop kann man leicht erkennen, dass diese Haare keine Haarwurzeln haben, sondern mit einer Schere abgeschnitten worden sind. Die Haare haben mindestens drei verschiedene Haarfarben und sind im Schnitt sieben bis acht Zentimeter lang«, wobei Hansen bei dem Wort »Schnitt« Greven mit dem Ellenbogen antippte, um ihn auf den besonderen Rahmen hinzuweisen, den das Wort umgab.
    »Wo hast du diese Haare gefunden?«
    »Neugierig geworden?«, grinste Hansen.
    »Wo du die Haare gefunden hast!«, setzte Greven nach, dem im Moment die kleinen Spielchen seines Kollegen auf die Nerven gingen.
    »Direkt neben der Leiche. Dort, wo die Drei steht«, antwortete Hansen und zeigte auf das kleine Schild in der Nähe der Tür. Mit der anderen Hand kramte er in seiner Jackentasche und holte erst eine stattliche Lupe, dann ein Plastiktütchen heraus: »Willst du einen Blick darauf werfen?«
    »Das ist dein Ressort. Es reicht, wenn ich morgen den Bericht habe. Was habt ihr noch gefunden?«
    »Eine offene und mit fünfhundertachtzig Euro gut gefüllte Metallkassette. In dem kleinen Regal hinten rechts.«
    »Die schwarze Kasse. Raubmord scheidet also aus«, dachte Greven laut. »Für den Griff wäre genügend Zeit gewesen.«
    »Dieses Streichholzbriefchen lag auf ihrer Chaiselongue«, fuhr Hansen fort und präsentierte ein weiteres Plastiktütchen.
    » Meta ? Wusste gar nicht, dass Sven diese Art von Werbung nötig hat. Wo er den Laden sowieso bald dicht macht«, stellte Greven erstaunt fest. Auf dem Briefchen stand natürlich auch der offizielle Name der Norddeicher Diskothek: Haus Waterkant . Er hob den Blick und betrachtete die Chaiselongue, die der Knochenbrecherin offenbar als Behandlungsliege gedient hatte. Der bordeauxfarbene Bezug war an einigen Stellen abgewetzt, vor allem an der Lehne; die Polsterung hatte längst nachgegeben und wies zwei Dellen auf. Hier hätte Greven am Mittag wohl Platz nehmen müssen. Sein Blick wanderte durch den Raum auf der Suche nach einem Aschenbecher. Dabei hatte ihm seine Nase längst gemeldet, dass das Haus mit den zwei Giebeln eine rauchfreie Zone war. Hansen musste seinen Gedankengang erraten haben.
    »Frau Bogena war eine militante Antiraucherin, das hat Kollege Häring von den Nachbarn erfahren. Aber das ist nicht der Gag an der Sache«, schmunzelte der Spurensicherer und machte dabei ein Gesicht wie ein Quizmaster bei der MillionenEuro-Frage.
    »Und der wäre?«
    »Diese Briefchen gibt es erst seit gestern!«
    »Wie hast du das denn so schnell herausgefunden?«, staunte Greven.
    »Ganz einfach, es stand in der Zeitung. Da Meta bald schließen muss, gibt’s zum Abschied noch ein paar Gimmicks für die Fans. Und gestern Abend ging’s los. Mit diesen wunderschönen Streichholzbriefchen im

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