Knochenbruch
rief sofort im Forbury Inn an.
Etty kümmerte sich beim Training um beide Lots, und irgendwie wurden die richtigen Starter nach Bath gebracht. Vic Young fuhr mit ihnen und sagte später, daß der Lehrling, der an Alessandros Stelle Pullitzer geritten habe, keinen Pfifferling tauge.
Der Polizei hatte ich alles erzählt, was am Samstagmorgen vorgefallen war, aber nichts von den Ereignissen davor. Enzo sei kürzlich in England angekommen, sagte ich, und habe diese ungewöhnliche fixe Idee entwickelt. Sie hatten keinen Grund, diese gekürzte Version nicht zu glauben, und ich hätte nichts gewonnen, wenn ich ihnen mehr erzählt hätte.
Unten im Jockey Club hatte ich eine lange Sitzung mit einem Komitee aus Mitgliedern der Rennleitung und des Renngerichts, die eigens zu diesem Zweck nach dem Guineas-Rennen dortgeblieben waren, und der Ausgang dieser Besprechung war gleichermaßen zufriedenstellend.
Danach wies ich Margaret an, alle anfragenden Besitzer wissen zu lassen, daß ich für den Rest der Saison auf Rowley Lodge bleiben würde und daß sie, wenn sie wollten, ihre Pferde wegholen könnten.
»Tun Sie das wirklich?« fragte sie. »Bleiben Sie da?«
»Bleibt mir kaum etwas anderes übrig, oder?« sagte ich. Aber wir lächelten beide.
»Seitdem Sie diese Lüge verbreitet haben, daß Sie angeblich niemanden fänden, der übernimmt, und das, obwohl Sie die ganze Zeit über John Bredon hätten bekommen können – seitdem habe ich gewußt, daß es Ihnen hier gefällt.«
Ich ließ ihr ihre Illusionen.
»Ich bin froh, daß Sie bleiben«, sagte sie. »Ich nehme an, es ist sehr unloyal Ihrem Vater gegenüber, da er erst gestern gestorben ist, aber ich habe viel lieber für Sie gearbeitet.«
Ich war nicht so despotisch, das war alles. Sie hätte für jeden gute Arbeit geleistet.
Bevor sie um drei Uhr ging, sagte sie, daß bisher keiner der Besitzer, die angerufen hatten, seine Pferde wegholen wolle, und das galt auch für Archangels Bankier.
Als sie weg war, schrieb ich meinen Anwälten in London und bat sie, mir das Päckchen, das sie im Falle meines plötzlichen Todes hätten öffnen sollen, nach Newmarket zurückzuschicken.
Danach schluckte ich ein paar Codeinpillen und überlegte, wie lange es dauern würde, bis mir nichts mehr weh tat, und von fünf bis halb sieben machte ich mit Etty zusammen die Abendstallzeit.
Wir kamen an Lancats leerer Box vorbei.
»Dieser verdammte Alex«, sagte Etty mit rückblickendem Zorn. Die Vergangenheit war Vergangenheit. Die Rennen von morgen waren alles, was zählte. Morgen in Chester. Sie sprach von Zukunftsplänen. Sie war zufrieden, ausgefüllt und tatkräftig. Der Übergang von meinem Vater zu mir war so allmählich vonstatten gegangen, daß jetzt keine plötzlichen Änderungen notwendig waren.
Ich überließ ihr wie gewöhnlich die Überwachung der Abendfütterung und ging zurück zum Haus. Irgend etwas ließ mich die Einfahrt hinaufblicken, und dort stand reglos und nur halb sichtbar vor den Baumstämmen Alessandro.
Es sah aus, als wäre er den halben Weg die Einfahrt hinuntergekommen, bevor ihn der Mut verlassen hatte. Ohne Hast trat ich aus dem Hof und ging ihm entgegen.
Die Anspannung hatte ihn so sehr altern lassen, daß er jetzt eher vierzig als achtzehn Jahre alt schien. Die Knochen ragten scharf durch seine Haut, und in den schwarzen Augen lag nichts als absolute Hoffnungslosigkeit.
»Ich bin gekommen«, begann er. »Ich brauche … ich meine, Sie sagten am Anfang, daß ich die Hälfte des Geldes haben könne, das ich beim Rennen gewinne … Kann ich es … immer noch haben?«
»Das können Sie«, sagte ich. »Selbstverständlich.«
Er schluckte. »Es tut mir leid, daß ich gekommen bin. Ich mußte kommen. Um Sie wegen des Geldes zu fragen.«
»Sie können es sofort haben«, sagte ich. »Kommen Sie mit ins Büro.«
Ich wandte mich halb von ihm ab, aber er rührte sich nicht von der Stelle.
»Nein. Ich … kann nicht.«
»Dann schick’ ich es Ihnen ins Forbury Inn«, sagte ich.
Er nickte. »Vielen Dank.«
»Haben Sie irgendwelche Pläne?« fragte ich ihn.
Die Schatten auf seinem Gesicht schienen sich sogar noch zu vertiefen.
»Nein.«
Er nahm sichtbar jeden Funken an Entschlossenheit zusammen, biß sich auf die Lippen und stellte mir die Frage, die ihn in Stücke riß.
»Wann werde ich gesperrt?«
Neil Griffon war ein Spinner, wie Gillie sagte.
»Sie werden nicht gesperrt«, erklärte ich ihm. »Ich habe heute morgen mit dem Jockey Club geredet.
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