Knochenfunde
aussetzen. Das machen wir zusammen. Verstanden?«
»Also gut, aber wir müssen – « Sein Handy klingelte. Er meldete sich. »Quinn.« Er lauschte. »Was zum Teufel -?« Er erstarrte. »Plastik?«
Fort Lauderdale
Marinefliegerstützpunkt
2.45 Uhr
30. Oktober
Die Fenster des weißen Betongebäudes waren abgedichtet, sodass kein Licht nach außen drang. Wachmänner patrouillierten mit Dobermännern auf dem Gelände.
»Da kommt der Nächste«, murmelte Joe, während er die Video kamera scharf einstellte. Er hielt sie auf die schwarze Limousine gerichtet, deren Tür sich gerade öffnete, um einen Mann aussteigen zu lassen. »Den kenne ich. Großes Tier. Scheich Hassan Ben Abar.«
Eve nickte. »OPEC.«
Während der letzten Stunde waren erstaunlich viele Geschäftemacher aus allen Lebensbereichen vorbeigezogen. Eve nahm den Kopfhörer ab. »Im Moment kann ich nichts hören. Jedes Mal, wenn ein Flugzeug startet, fängt es an zu rauschen.«
»Hast du irgendwas Interessantes aufgeschnappt?«
»Vielleicht. Es ist auf jeden Fall nicht nur Smalltalk, aber ich bin keine Sprachenexpertin. Ich muss mich auf ein paar von den Englisch sprechenden Leuten konzentrieren.« Sie setzte den Kopfhörer wieder auf, drehte an einem der Knöpfe an der Schalttafel vor ihr.
»Das ist besser.« Einen Moment lang lauschte sie. »Irgendwas über eine Schlucht. Sie brauchen eine eindeutige Mehrheit, weil es sehr riskant ist… Was ist riskant, verdammt? Jetzt redet schon drüber!«
Sie richtete das Gerät auf einen anderen Teil des Gebäudes. »Tarrant, der britische Medientycoon. Er redet über Geld und die Auswirkungen auf die Weltbank. Er ist sich nicht sicher, wie sie die Rückzahlung der Kredite regeln sollen, falls das Regime stürzt.«
»Welches Regime?«
»Schsch.« Sie hielt eine Hand hoch und lauschte angestrengt.
Plötzlich erstarrte sie. »O mein Gott.«
»Eve?«
Sie schüttelte den Kopf. Himmel, sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie sollte endlich aufhören zu zittern. Ihre Arbeit tun.
Sicherstellen, dass alles aufgenommen wurde. Sie warf einen Blick auf die Schalttafel. Ja, es klappte.
Joe runzelte die Stirn. »Du bist ja leichenblass. Was zum Teufel – « Er beobachtete sie schweigend.
Erst zehn Minuten später nahm sie den Kopfhörer ab. »Es geht um den Drei-Schluchten-Damm in China. Erinnerst du dich an die Sondersendung auf PBS, die wir letztes Jahr gesehen haben? Da ging es um den Bau des Staudamms am Jangtse.«
»Ja. Das größte Projekt seit dem Bau der Chinesischen Mauer. Er soll achtzehntausend Megawatt Strom produzieren und Überflutungen verhindern.«
Sie nickte. »Im Lauf der letzten hundert Jahre sind dreihunderttausend Menschen bei Überschwemmungen am Jangtse ums Leben gekommen.« Sie holte tief Luft. »Sie haben es auf den Damm abgesehen. Die Sache muss bald über die Bühne gehen, und zwar noch vor Vollendung der ersten Baustufe. Im Moment herrscht noch relativ viel Chaos, sodass es ein Leichtes wäre, den Bau zu sabotieren.
Aber die chinesische Regierung hat die Zügel angezogen und angekündigt, dass die Sicherheitsvorkehrungen verschärft werden sollen.«
»Sabotage?«
Sie nickte. »Es muss vor dem dritten November passieren, weil dann die strengeren Sicherheitsmaßnahmen in Kraft treten. Deswegen war es so wichtig, dass die Versammlung vor dem Neunund zwanzigsten stattfand. Auch so bleiben ihnen nur wenige Tage zum Handeln. Wenn sich keine eindeutige Mehrheit für die Durchführung des Plans entscheidet, sodass sie bald zuschlagen können, müssen sie warten, bis der Damm fertig ist, und dann wird die Sache komplizierter.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Kannst du dir das Ausmaß an Verwüstung vorstellen…«
»Nur zu gut. Warum wollen sie den Damm zerstören?«
»Die von dem Staudamm produzierte Energie würde Chinas
Wirtschaft einen enormen Aufschwung bescheren. Unter dem derzeitigen Regime geht die wirtschaftliche Entwicklung zu schnell, und der Cabal hat Probleme, die Kontrolle darüber zu gewinnen.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Kontrolle ist offenbar das, worum sich beim Cabal alles dreht.«
»Und wenn der Staudamm nicht gebaut oder zerstört wird, stürzt das Regime.«
»Das ist der Plan. Und der Cabal würde dafür sorgen, dass im neuen Regime einige seiner hochrangigen Mitglieder sitzen. Kontrolle.«
»Ein ungeheuerlicher Plan.«
»Eine Tragödie.« Eve schloss die Augen. »Der Himmel weiß, wie viele Menschen bei einem solchen Sabotageakt ums Leben
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