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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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keine Alpträume.« Nur Trauer und Mitleid und den leidenschaftlichen Wunsch, die Verlorenen nach Hause zu holen. »Hör auf, in mich zu dringen. Nicht alle Alpträume haben eine psychologische Bedeutung. Das war bloß ein verrückter, unzusammenhängender… Wahrscheinlich hab ich was
    gegessen, das mir nicht bekommen ist. Janes Pizza war ein bisschen mächtig – «
    »Worum ging es in dem Traum?«
    Joe wollte einfach nicht aufgeben. Er würde auf dem Thema he-rumreiten, bis er alles wusste. »Es ging um einen Sarg, okay? Ich ging auf den Sarg zu, und das hat mir Angst gemacht. «
    »Wer war in dem Sarg?« Er überlegte. »Ich? Jane?«
    »Hör auf, eine Bedeutung hineinzulegen. Der Sarg war ver-
    schlossen.«
    »Und warum hat er dir Angst gemacht?«
    »Es war nur ein Traum. Herrgott noch mal, ich habe täglich mit Toten zu tun. Es ist völlig normal, dass ich ab und zu makabre – «
    »Warum hattest du Angst?«
    »Lass es gut sein. Der Traum ist vorbei.« Sie zog ihn an sich und küsste ihn. »Hör auf, den Beschützer zu spielen. Die einzige Therapie, die ich im Moment von dir will, ist rein körperlicher Art.«
    Er verstummte, sträubte sich. Dann entspannte er sich und legte sich auf sie. »Wenn du darauf bestehst, dann werde ich wohl ein Gentleman sein müssen und mich von dir verführen lassen.«
    Eve war überrascht. Sie wusste, wie stur Joe sein konnte. Sie lä-
    chelte und kraulte ihm zärtlich das Haar. »Da hast du verdammt Recht.«
    »Über den Sarg reden wir dann später…«

Sarah Bayou

    Der Sarg stand an seinem vorgesehenen Platz auf dem Altar der Kirche.
    Jules bückte sich, um nachzusehen, ob der Sockel unter dem Altar stabil genug war, um das Gewicht des extra verstärkten, luftdicht verschlossenen Sargs zu tragen. Er hatte ihn nach eigenen Angaben anfertigen lassen, und man hatte ihm versichert, dass es keine Probleme geben würde, aber er trug die Verantwortung, und er wollte auf keinen Fall riskieren, dass irgendetwas schief ging. Nichts durfte den kostbaren Inhalt des Sargs beschädigen.
    »Ich hab sie bezahlt. Sie sind weg«, sagte Etienne, der in der Tür stand. Er kam auf Jules zu, den Blick auf den Sarg gerichtet. »Er sieht so seltsam aus, wie er da steht… Wir haben’s geschafft, nicht wahr?«
    Jules nickte. »Ja, wir haben’s geschafft.«
    Etienne schwieg einen Augenblick. »Du warst sauer auf mich,
    aber jetzt verstehst du alles, nicht wahr?«
    »Ja, ich verstehe es.«
    »Gut. Jetzt haben wir das Ding hier. Wir haben es zusammen geschafft.« Etienne legte liebevoll einen Arm um Jules’ Schultern.
    »Das gibt mir ein gutes Gefühl. Dir auch?«
    »Nein.« Jules schloss die Augen, um den Schmerz zu unterdrü-
    cken. »Kein gutes Gefühl.«
    »Weil du dir zu viele Gedanken machst. Aber das ist jetzt vorbei.«
    »Nicht ganz.« Jules öffnete die Augen. Sie waren voller Tränen.
    »Habe ich dir jemals gesagt, wie sehr ich dich liebe, was für ein guter Bruder du mir immer gewesen bist?«
    Etienne lachte. »Wenn du das getan hättest, hätte ich angefangen, mir Gedanken zu machen. Du bist nicht der Typ, der viele Worte – «
    Seine Augen weiteten sich, als er die Pistole in der Hand seines Bruders erblickte. »Was hast du – «
    Jules schoss ihm mitten ins Herz.
    Ein Ausdruck der Fassungslosigkeit gefror auf Etiennes Gesicht, als er zu Boden stürzte.
    Auch Jules konnte es nicht fassen. Großer Gott, mach diesen Augenblick ungeschehen.
    Nein, lieber nicht, denn er würde es wieder tun müssen.
    Jules sank neben Etienne auf die Knie und nahm ihn in die Arme.
    Tränen liefen ihm über die Wangen, während er ihn sanft wiegte.
    Kleiner Bruder. Kleiner Bruder…
    Kontrolle. Bevor er sich der Trauer hingeben konnte, musste er noch eine Sache erledigen. Das Motorboot, mit dem die Männer auf dem Rückweg waren, müsste inzwischen den Sumpf verlassen und die breiteste Stelle des Flusses erreicht haben.
    Er suchte in seiner Hosentasche nach dem Schalter und drückte auf den roten Knopf. Er konnte die Explosion nicht hören, aber er wusste, dass sie stattgefunden hatte. Die Sprengladung hatte er eigenhändig angebracht, und er machte nie Fehler. Es würde keine Überlebenden geben und auch keine Beweise.
    Es war erledigt.
    Jules schaute Etienne an und schob ihm zärtlich die Haare aus der Stirn. Schlaf, kleiner Bruder. Er hoffte inständig, dass Etienne seinen Frieden gefunden hatte. Zum Glück war es zu dunkel in der Kirche, um das Entsetzen in Etiennes Gesicht zu sehen.
    Nein, die Kirche war

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