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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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müssen abbiegen nach rechte Seite. Und weitergehen, vielleicht drei Meilen.«
    »Ist die Straße geräumt oder liegen da noch Minen rum?«, fragte Sadowski.
    Hasan hatte keine Ahnung. Das Ganze war nicht seine Idee gewesen.
    Keiner der anderen antwortete.
    »Und was erwartet uns dort?«, fragte Greer.
    »Sie werden die Wände sehen – hohe Wände, vielleicht drei Meter hoch. Und große Eisentore.«
    »Wenn sie nicht gestohlen wurden«, sagte Sadowski mit einem vielsagenden Grinsen.
    »Niemand hat sie genommen«, erklärte Hasan überzeugt. »Die Leute haben zu große Angst.«
    »Vor Saddam?«, mischte Lopez sich ein. »Wir haben ihn, oder haben die das nicht mitbekommen?«
    »Nicht Saddam. Sie fürchten sich vor den al-Kallis.«
    »Was ist denn so furchterregend an diesen al-Kallis?«, wollte Lopez wissen.
    Was sollte Hasan darauf antworten? Wie sollte er diesen dummen Männern, diesen Barbaren, erklären, wer die al-Kallis waren? Aber er musste es ihnen erzählen. Er musste etwas unternehmen, um sie vorzuwarnen, damit sie sich vorsahen, oder es könnte ihn ebenfalls das Leben kosten. »Die al-Kallis sind die älteste Familie im Irak und die mächtigste. Dies war früher ihr Palast. Saddam hat ihn genommen.«
    »Ich vermute, er hat so ziemlich alles gestohlen«, stellte Greer fest.
    »Die al-Kallis werden zurückkommen. Sie sind hier seit über tausend Jahren.« Er blickte hinunter auf seine Hände. Die Handfesseln schnitten sich tief ins Fleisch. »Vielleicht waren sie schon immer hier.«
    Sadowski und Greer tauschten ein Grinsen. Es war genau dieser Hokuspokus, weswegen die Leute hier so eine einfache Beute waren.
    »Ja und?«, sagte Greer. »Sie sind also schon eine Weile hier in der Gegend.«
    »Es gibt Geschichten«, sagte Hasan. Er wusste sehr wohl, dass sie sich über ihn lustig machten. Er versuchte, die Hände zu bewegen, um die Blutzirkulation in Gang zu bringen. »Die al-Kallis haben … Kräfte. Seltsame Dinge geschehen dort. Sie müssen sein sehr vorsichtig.«
    »Who you gonna call?«, sang Lopez laut und schwenkte seine Waffe. » GhostBUSTERS !« Die Soldaten lachten, doch Hasan hatte keine Ahnung, worüber. Kurz kam ihm der Gedanke, dass er keinen Moment zögern würde, sie alle eigenhändig zu töten, wenn er einen Weg fände. Und dann könnte er den Wagen beschlagnahmen und fliehen.
    Aber wohin?
    Der Humvee rumpelte weiter. Die Straße vor ihnen war bedeckt mit Sandverwehungen, so dass der Weg manchmal kaum zu erkennen war. Sadowski beugte sich zur Windschutzscheibe vor und starrte hinaus in die blendende Helligkeit. Er konnte den Gedanken an Landminen nicht aus seinem Kopf verbannen. Erst vor einer Woche hatte es zwei seiner Kameraden von der dritten Infanteriedivision erwischt. Sie waren mit einem neunzehn Tonnen schweren Radpanzer auf eine Mine gefahren, und jetzt hatte jeder von ihnen nur noch ein Bein.
    Bildete er sich das nur ein, oder sah er in weiter Ferne vor sich tatsächlich weißgekalkte Mauern, die sich wie ein Wunder aus dem Wüstensand erhoben? Wenn das die Mauern waren, von denen Hasan gesprochen hatte, hatte er sich gewaltig verschätzt. Soweit er es aus dieser Entfernung beurteilen konnte, waren sie eher fünf, sechs Meter hoch. Und sie erstreckten sich allein auf einer Seite über mindestens eine Viertelmeile. Sadowski hatte bereits zwei von Saddams Palästen »befreit«, die aber nicht eindrucksvoller waren als die Häuser, die man bei MTV Cribs zu sehen bekam und nichts mit dem zu tun hatten, was er sich vorstellte, wenn er das Wort »Palast« hörte. Doch bei dem Kasten hier schien das anders zu sein.
    »Er müsste genau vor uns liegen, etwa eine halbe Meile nach Westen«, meldete Donlan.
    »Ich sehe ihn«, erwiderte Sadowski.
    Es gab sogar Türme, schmale weiße Säulen weit hinter den Mauern, die wie leuchtende Nadeln in den Himmel ragten. Das gesamte Gelände musste riesig sein. Sogar der Straßenrand veränderte sich. Auf beiden Seiten säumten nun Dattelpalmen den Weg, zusammen mit den verdorrten Überresten anderer Pflanzen, die am Wassermangel zugrunde gegangen waren.
    Captain Greer nahm ein Fernglas zur Hand und suchte die Mauern vor ihnen nach Hinweisen auf feindliche Aktivität ab. Doch das einzige Lebenszeichen, das er ausmachte, war ein Schwarm bösartig dreinblickender Krähen, die auf den Streben über dem Haupttor hockten. Die Torflügel selbst waren, wie Hasan prophezeit hatte, noch intakt, doch es war nicht zu erkennen, ob sie verschlossen waren oder nicht.

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