König 02 - Königsmacher
einem leisen Klirren auf den Unterteller zurück. »Hast du gedacht, ich würde es nicht wissen? Hast du gedacht, ich würde es nicht
spüren?«
Er ging zu ihr hinüber und ließ sich neben ihrem Stuhl auf ein Knie nieder. »Fane, es tut mir leid. Es war nicht meine Idee. Ich wollte die Wettermagie nicht. Ich habe den König
angefleht,
mein Versprechen zu achten. Aber an dem Tag, an dem wir miteinander gekämpft haben, gab es im Kronrat eine Szene. Es war… schrecklich. Es wurden Anschuldigungen erhoben. Conroyd Jarralt…« »Er hat dich dazu gezwungen, dein Wort zu brechen?« Ihr Gesicht war bleich und gefasst. Sie sprach vollkommen ruhig, beinahe desinteressiert. Während sie mit ihrem scharfen, kleinen Obstmesser eine Gewächshausteshoe aufschlitzte, ließ sie ihn keinen Moment lang aus den Augen. »Was für ein böser Mann.«
»Ich habe protestiert. Wirklich. Ich habe ihnen erklärt, dass ich dir ein Versprechen gegeben hätte. Aber sie waren alle gegen mich.
Selbst Vater war der Meinung, dass es sein müsse. Am Ende lief es auf die Frage hinaus, was für das Königreich das Beste sei.«
Sie schob sich eine Scheibe Teshoe in den Mund. Kaute. Schluckte. »Davon bin ich überzeugt.«
Er legte ihr eine Hand auf den Arm. »Fane, ich habe nicht gelogen. Ich habe nicht darum gebeten. Ich habe mein Versprechen nicht freiwillig gebrochen. Ich hatte keine andere Wahl.«
Sie griff nach einem Brötchen, und seine Finger glitten von ihrem Ärmel. »Du würdest also abdanken, wenn man zu dem Schluss käme, dass du den besseren Wettermacher abgeben würdest? Du würdest um meinetwillen auf den Thron verzichten? Ist es das, was du sagen willst?«
»Ja!«, rief er. Dann fiel ihm der Regen wieder ein, und er fluchte. »Vielleicht. Ich weiß es nicht.« Ohnmächtig stand er auf und begann, im Wintergarten auf und ab zu gehen. »So einfach wird das vielleicht nicht sein. Es darf hier nicht darum gehen, was du willst oder was ich will, Fane. Unsere persönlichen Wünsche sind
nichts
im Vergleich zum Wohlergehen des Königreiches. Es dreht sich alles um Pflicht. Das verstehst du besser als irgendjemand sonst.«
Fane hörte auf, das Brötchen in winzige Stücke zu zerreißen, wählte eins aus und bestrich es mit süßer Butter. »Jetzt bin ich verwirrt. Es ist eine einfache Frage, Gar: Würdest du abdanken, ja oder nein?« Während sie das Brötchen aß, beobachtete sie ihn weiter.
Gar blieb stehen, kehrte zu ihr zurück und kniete sich abermals auf den karierten Steinboden. »Ich… glaube nicht, dass ich es könnte. Nicht, wenn ich wahrhaft erwählt würde. Aber Fane, ich schwöre, dazu wird es nicht kommen. Du bist die überlegene Magierin, daran habe ich keinen Zweifel, du…«
Fane lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Ihr Blick war sehr… höflich. »Als du mir geschworen hast, die Krone gehöre mir, nur mir, immer mir, meintest du in Wirklichkeit also, dass sie mir gehöre, sofern du nicht zu dem Schluss kommen würdest, dass sie besser dir gehören sollte?«
Barl stehe ihm bei.
»Nein.
Es war mir ernst mit dem, was ich gesagt habe, Fane. Das musst du mir glauben. Ich habe darauf gespuckt, erinnerst du dich?«
Sie lächelte. »Ich erinnere mich.« Dann beugte sie sich vor und spuckte ihn an. Während der warme Speichel an seiner Wange hinunterrann, sagte sie: »Und jetzt sind wir quitt.«
Er nahm ein Taschentuch aus der Tasche und wischte den Speichel ab. »Bitte, lass uns darüber reden. Ich möchte, dass wir einander nahe sind, Fane, ich möchte, dass wir Freunde sind, dass wir…«
»Ich möchte es nicht.« Sie griff nach ihrem kleinen Obstmesser und richtete die Spitze auf ihn. Sonnenlicht blitzte auf der Klinge auf. Es war ein winziges Messer, kaum tödlich, aber irgendwie war es schlimmer als hundert Bälle aus brennendem Glimmfeuer. »Ich möchte nur eins: dass du gehst. Sofort.«
Er stand auf und steckte das besudelte Taschentuch wieder ein. Das Messer war noch immer auf ihn gerichtet. »Ich kann die Dinge nicht so belassen, Fane.«
Ihre Augen glänzten. Von Tränen, von Wut, von unversöhnlichem Hass. »Ich kann es.«
Er streckte die Hand nach ihr aus. »Fane…
bitte…«
Mit einem Kreischen wie ein Falke, der sich auf sein Opfer stürzte, schnellte sie vor. Das Messer traf ihn. Durchschnitt Seide und Haut. Fügte ihm eine blutende Wunde zu.
Er flüchtete aus dem Wintergarten, den verletzten Arm unter seinem Wams versteckt, wo niemand ihn sehen konnte. Die Erinnerung an ihr Gesicht jagte ihn bis
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