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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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und einzusetzen.«
    »Das verstehe ich«, sagte der Krüppel, der die Wetterkugel immer noch anstarrte. Fasziniert. Abgestoßen. »Aber was würde es schaden, die Dinge noch ein wenig hinauszuzögern? Ich brauche mehr Zeit, Durm. Zeit, um zur Gänze zu begreifen, was mir widerfahren ist. Zu begreifen, wie ich dazu stehe. Was es für meine Zukunft bedeutet und für die Zukunft des Königreichs. Das ist alles. Nur ein wenig Zeit.«
    Morg seufzte. Dann senkte er die Stimme und ließ einen klagenden, unheilvollen Ausdruck in Dürrns Züge treten. »Eure Hoheit, Ihr habt unwissentlich den Finger an den Puls der Angelegenheit gelegt. Die Zeit ist das Einzige, was wir nicht haben. Um brutal zu sein, und vergebt mir, aber es gibt keine andere Möglichkeit, wir wissen nicht, wie lange Euer lieber Vater noch der Wettermacher sein wird. Der größte Teil seines Lebens liegt jetzt hinter ihm, und er hat ihn verschwenderisch im Dienste Lurs verbracht. Um des Wohles unseres Königreichs willen müssen wir die Nachfolge sichern. Wenn wir es nicht tun, wäre das Wasser auf Conroyd Jarralts Mühlen. Und dann wird er mahlen und mahlen und mahlen, bis das Mehl herauskommt und er ein Brot nach
seinem
Geschmack backen kann. Nicht nach unserem.«
    Das Gesicht des Krüppels hatte alle Farbe verloren, und in seinen Augen standen Tränen. Dummer, sentimentaler Narr. Er wäre besser beraten, seinen Kummer für die kommenden Tage aufzusparen. Schon bald würde er etwas haben, für das es sich wahrhaft zu weinen lohnte.
    »Seid Ihr Euch sicher?«
    Morg breitete die Hände aus. »Leider ja.«
    »Und wenn die Entscheidung zwischen mir und Fane gefallen ist? Was dann? Nur einer von uns kann die Wettermagie innehaben.«
    Aha. Dieser kleine Würm hing also am Haken und zappelte. Morg unterdrückte ein Lächeln. »Es gibt eine Beschwörung für die Umkehrung der Übertragung. Sie ist unangenehm, das steht fest, aber die Nebenwirkungen sind nicht von Dauer. Bitte, Eure Hoheit.« Er deutete auf den freien Stuhl. »Ich versichere Euch: Eine andere Lösung gibt es nicht.« Der Krüppel kehrte an seinen Platz am Tisch zurück. »Seid Ihr absolut sicher…?«
    »Absolut, Eure Hoheit. Schließlich haben wir als treue Untertanen und Männer, die unseren König lieben, unsere Pflicht zu tun.«
    »Pflicht…« Der Krüppel seufzte. »Ja. Am Ende läuft es immer auf Pflicht hinaus, nicht wahr?«
    Ja, in der Tat. Pflicht war das Zauberwort. »So ist es, Eure Hoheit. Und wie Ihr Vater habt Ihr Euch niemals vor Eurer Pflicht gedrückt, ganz gleich zu welchem persönlichen Preis.«
    Der Krüppel drückte den Rücken durch. »Dann lasst uns fortfahren… unter einer Bedingung.«
    Morg zwang sich, mit Dürrns Lippen zu lächeln. »Ja?«
    »Wenn dies vorüber ist, möchte ich derjenige sein, der es Fane sagt. Ich möchte ihr erklären, dass ich keine Wahl hatte. Dass dies nicht bedeutet, dass ich mein Wort breche. Wenn ich es ihr erkläre, wird sie es verstehen, das weiß ich.«
    Morg lachte innerlich. Kannte er seine Schwester wirklich so schlecht? »Natürlich, Eure Hoheit. Ich habe keine Einwände. Nun nehmt die Wetterkugel aus ihrer Schatulle und haltet sie behutsam in den Händen. Klärt Euren Geist. Beruhigt Eure Seele. Schaut tief in ihr Herz und atmet ein… aus… ein… aus…« Die Beschwörung der Übertragung war kompliziert, mit fünf verschiedenen Stufen, die ihren Höhepunkt in einem einzigen Zauberwort fanden. Während der Krüppel sich auf die Übernahme der Kräfte vorbereitete, pflückte Morg die Worte der Übertragung aus Dürrns Gedächtnis und ließ sie sich auf der Zunge zergehen wie ein Gourmet, der Trüffeln kostete.
Ja… ja…
es war alles so lächerlich einfach. Er brauchte nur
dieses
Wort zu verändern - und
dieses
Wort und zu guter Letzt
dieses
-, und alles würde gut sein.
    Zumindest für ihn, wenn auch für niemanden sonst in diesem zum Untergang verurteilten Königreich.
    Er blickte auf. Der Krüppel war bereit: konzentriert, schweigend, wartend, ahnungslos.
    Morg lächelte so breit, dass er glaubte, die Welt mit einem einzigen Bissen verschlingen zu können, während der winzige Durm in seinem Käfig ohnmächtig kreischte und zappelte. Dann löste er den Zauber aus. Der Krüppel schrie. In der pulsierenden Wetterkugel wand sich die Magie wie ein lebendes, gequältes Geschöpf. Die Kugel begann zu leuchten, immer heller und heller, bis sie brannte wie eine vielfarbige Sonne. Ein Schatten streifte sie: Morg hielt den Atem an. Würde

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