König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
lange Fensterfront zu ihrer rechten Seite. Sie selbst saß tatsächlich auf einem Sessel, er war bezogen mit weinrotem Samt. Vor ihr stand noch einer, dazwischen ein schmiedeeiserner Tisch. Die Wand vor ihr wurde von einem übergroßen Kamin eingenommen, in dem gerade kein Feuer brannte.
Vincent lief vor dem Kamin auf und ab, anscheinend unschlüssig, ob er etwas sagen sollte oder nicht.
Was ihr dann in den Sinn kam, ließ sie beinahe in Ohnmacht fallen. Während der Autofahrt hatte er etwas gesagt, dass sie erst nicht richtig wahrgenommen hatte.
Du bist eine von uns!
„Ah, du hast es verstanden!“, sagte er und kam auf sie zu.
Doch er setzte sich nur auf den Sessel gegenüber, seine Augen glitzerten.
Die Farbe war so unnatürlich, wie der Gedanke, der sie eben überfallen hatte. Eli war doch kein Vampir!
Aber er schien einer zu sein. Zudem schien er davon überzeugt, dass auch sie einer war.
„Wie ist das möglich?“, hauchte sie.
„Ich sagte dir doch, du gingst verloren. Wenn ich dich nicht durch Zufall gesehen hätte, vorhin auf der Straße, wärst du gestorben.“
„Aber wieso?“
„Du hast mir von den Schmerzen erzählt. Die hat jeder junge Vampir, wenn das Verlangen nach Blut kommt. Als Kinder brauchen wir es nicht, aber mit dem Eintritt in die Welt der Erwachsenen schon. Sonst sterben wir. Und dass du von mir geträumt hast, auch wenn es kein Traum war, erklärt sich einfach. Ich bin der Einzige meiner Art, der dir den Übertritt ermöglichen konnte. Das ist bei jedem so, nur ein bestimmter Vampir kann einen Zögling begleiten. In deinem Fall bin ich das.“
„Und was macht das jetzt aus mir? Bin ich jetzt dein Kind, oder so? Und keine Sonne mehr, kein normales Essen, kein normales Leben?“, fragte sie.
Ihre Stimme war ruhiger als ihr Inneres.
„Mein Kind? Nein. Du kannst meine Schülerin sein, wenn du möchtest. Wenn nicht, kannst du später gehen und dir einen eigenen Weg suchen.“
„Von wie viel später reden wir?“, unterbrach sie.
„Wenn du schnell lernst, in etwa einem Jahr. Und was das andere betrifft. Natürlich kannst du noch in die Sonne, eine getönte Brille wäre aber ratsam. Sie schützt die Augen und vor allem die Menschen. Essen und trinken kannst du, was du willst, aber dein Körper braucht auch Blut, um zu überleben. Das Leben, so wie du es kennst, kann es für dich jetzt nicht mehr geben“, erklärte er.
„Heißt das, ich kann nicht mehr zurück?“, fragte sie entgeistert.
„Nein. Vielleicht hast du es nicht gespürt, aber du bist verändert. Die Menschen, die dich kannten, würden sich erschrecken, wenn sie dich jetzt sehen würden.“
„Hä? Ich bin doch noch immer Eli, oder? Oder bekomme ich jetzt auch diese Zähne da?“, meinte sie und zeigte auf Vincents Gesicht.
„Kleines, die besitzt du schon. Ist dir nie aufgefallen, dass die Kanten der Eckzähne sehr spitz waren? Deine Augen haben sicher auch eine andere Farbe als vor der Blindheit.“
„Naja, meine Zähne waren wirklich schon immer etwas komisch. Aber meine Augen? Wie sollen die denn die Farbe ändern?“
Elisabeth konnte sich nicht entscheiden, ob das alles noch real war, oder ob sie dem Wahnsinn zum Opfer gefallen war.
„Was denkst du denn, welche Farbe sie haben?“, fragte Vincent.
„Blau - grau.“
Er grinste und zeigte ihr wieder einmal seine spitzen Fänge. Unwillkürlich schauderte sie.
„Jetzt sind sie nur blau. Aber so leuchtend, wie meine Augen sind. Deshalb sagte ich, du sollst eine Sonnenbrille tragen. Die Menschen hätten Angst vor dir“, führte er aus.
„Das glaube ich nicht“, sagte sie fassungslos. „Muss ich denn jetzt von Menschen trinken?“
Uuh, der Gedanke war ihr zuwider.
„Ich glaube, du hast zu viele Filme gesehen“, Vincent lachte. „Das einzige Blut, das du brauchst, stammt von einem Vampir. Zu Anfang verträgst du nur das von mir, später kann es auch ein anderer sein.“
Eli versank in Gedanken, so viel war auf sie eingestürmt, ihr Geist kam gar nicht mehr mit, alles zu sortieren.
Vincent saß still da und betrachtete sie. Er spürte, wie ihr Geist arbeitete. Dass er die Kleine gefunden hatte, grenzte an ein Wunder. Das Zweite, wenn er ihr glauben wollte und man sie vor einem Ordenshaus gefunden hatte. So war sie also von Menschenhand aufgezogen worden und demnach war es kein Wunder, dass er sie nicht hatte finden können. Er wusste ihren richtigen Namen, so wie er sofort gespürt hatte, dass sie die Gesuchte war. Aber das
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