König für einen Sommer: Roman (German Edition)
lieblichen und somit abschreckenden Namen oder der Tatsache liegt, dass Frauen im Allgemeinen mehr lesen als Männer, vermag ich nicht zu entscheiden, aber die Frauenquote unter den Teilnehmern meiner Leserunde offenbarte mit 100 Prozent eine sehr deutliche Tendenz, was die geschlechtsspezifische Zusammensetzung der Lovelybooks-User betrifft.
Wie bitte? Ja, so in etwa können Sie sich das vorstellen. Eine Leserunde ist quasi ein virtueller Stuhlkreis, bei dem alle Teilnehmer das gleiche Buch lesen, zwischendurch darüber quatschen und am Ende ein Fazit (bestenfalls in Form einer Rezension) ziehen. Und das hat in meinem Fall sehr viel Spaß gemacht mit den Damen und Mädels, die sich als stets nett, interessiert und für das Thema begeistert gezeigt haben. Selbst eingefleischte Soap-Anhängerinnen fühlten sich nicht von mir beleidigt und nahmen meine kleinen Seitenhiebe so, wie sie auch gemeint sind – mit Humor. Mit am interessantesten für mich waren die unterschiedlichen Arten, das Buch anzugehen. Manche lasen es klassisch von vorne bis hinten durch, andere nahmen sich zuerst die Serien vor, die sie kannten, wiederum andere begannen mit den ihnen unbekannten Serien – und alle hatten auf die eine oder andere Weise Spaß dabei, selbst wenn ihre Lieblingsserien nicht vor- oder schlecht bei mir wegkamen. Genau so hatte ich mir das immer vorgestellt/gewünscht/erhofft, so sollte mein Buch aufgenommen werden, und insbesondere die Lovelybooks-Ladies konnten mir attestieren, dass ich diesbezüglich offenbar ganz viel richtig gemacht habe. Was jetzt allerdings nicht heißen soll, dass meine Bekenntnisse ausschließlich bei Frauen gut ankommen, es gab auch ebenso positive Rückmeldungen von männlichen Serienjunkies, nur eben bisher nicht ganz so zahlreich.
Apropos Männer und Frauen: Ich habe eine sensationelle Nachricht für alle Serienjunkies, die aufgrund ihrer Sucht und dem damit verbundenen Zeitaufwand/Nerdfaktor/Hygienemangel jegliche Hoffnung auf ein beständig funktionierendes und durchführbares Liebesleben abgeschrieben haben. Jawohl, ich, Jochen Till, habe ganz allein die Lösung für dieses scheinbar unlösbare Problem aller zur Einsamkeit verdammten Serienabhängigen gefunden! Und sie ist ebenso genial wie einfach! Das Zauberwort heißt Fernbeziehung, mit Betonung auf fern . Lassen Sie das mal kurz sacken und genießen die Brillanz dieser, meiner Idee. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich nicht einfach so darauf gekommen bin, das hat sich zufällig und völlig unerwartet ergeben, ist aber somit bereits auf Praxistauglichkeit getestet und für gut befunden worden, zumindest von mir. Ja, ich, der einstmals einsame Serienwolf, führe seit einigen Monaten eine Fernbeziehung. Zwischen mir und meiner Herzallerliebsten liegen 400 Kilometer – die ideale Entfernung für einen Serienjunkie. Die Wahrscheinlichkeit spontaner Besuche und somit die Gefahr, beim Seriengucken überrascht/gestört/abgelenkt zu werden, ist sehr gering. Und bei einer ebenfalls der Entfernung geschuldeten Besuchsfrequenz von monatlich drei bis fünf Tagen (meistens am Stück), bleibt jede Menge Zeit, um die dadurch entstehenden Serienentzugserscheinungen adäquat auszugleichen. Natürlich reißen die allabendlichen Telefonate ein paar schmerzhafte Lücken in den Serienplan, aber falls es mal eng wird, kann man immer noch den einen oder anderen unerklärlichen Leitungsausfall vortäuschen – je öfter man das praktiziert, desto glaubhafter wird es. Man sollte allerdings im Serienrausch nicht öfter als dreimal vergessen, seine Herzensdame am Bahnhof abzuholen, das führt dann doch zu Unstimmigkeiten. Dieses Risiko lässt sich aber leicht minimieren, indem man an jenen Tagen ausschließlich Sitcoms guckt, die sind kürzer und verringern dadurch zumindest das Zeitfenster der möglichen Verspätung. Sie sehen, wenn man ein paar winzige Kleinigkeiten beachtet, ist das Konzept Fernbeziehung die perfekte Lösung für das Problem der bisher stets als zementiert empfundenen Vereinsamung sämtlicher Serienjunkies. Also los, all ihr Leidenschaftsgenossen da draußen! Ändert das Suchkriterium Entfernung auf euren verwaisten Flirtportalprofilen von 30 Kilometer Umkreis in 400. Findet neben dem Serien- auch endlich euer Liebesglück. Und wenn ihr dann glücklich fernliiert seid, denkt an mich, denn ich, der Brillante, war es, der euch diesen Weg aufgezeigt und in ein nicht möglich geglaubtes Leben voller Liebe (und Sex!) geführt hat. Ich, Jochen
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