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König, Hofnarr und Volk: Einbildungsroman (German Edition)

König, Hofnarr und Volk: Einbildungsroman (German Edition)

Titel: König, Hofnarr und Volk: Einbildungsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Winkler
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erinnern, dass ich A-A-A vergessen wollte.
    Nein. Nein. Ich fahre an den Stadtrand und gehe eine Weile stromabwärts, vorbei an der Stelle, an der meine Figur die Schultern senkte, aus Zögerlichkeit vor dem Abschied des Floßes. Ich will nicht noch einmal hier einfrieren. Nein. Nein. Nein. Soll ich einen Fisch suchen und beobachten, wie er sich so schlank und wendig und ganz dem Wasser ergeben fortbewegt? Aber es ist Winter, und da wird vom Ufer aus nichts zu sehen sein, und wäre hier das Wasser zu Eis gefroren, nähme ich einigen Anlauf und rutschte ganz sacht zur andern Seite. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint auch, und wer wollte sich da nicht erleichtert fühlen, und daran glauben, dass die unvorhersehbare Zukunft wieder kommt? Und jeden Augenblick beginnt? Ja! Ja! Ja! Mag Flora in einiger Zeit aus Frau Professor Steins Diensten entlassen werden, weil Professor Stein jetzt, wo alle wichtigen Seitenzahlen und Namen gefiltert sind, immer so ein unauffälliges Angewidert-Sein überkommt, wenn sie Flora ansieht, die ihr jeden Wunsch von den Lippen gelesen und noch mehr Überstunden als sie selber gemacht hat. Mag Justins Schauspielerei in einem der angesehensten Theater der Stadt enden, mag Professor Icks sich niemals erinnern und mir niemals glauben, dass ich weiß, wie Brüche, Trennungen und Abschiede wahres und wirkliches Leben werden – ich werde irgendwann fröhlich nichts sein und höffen, von etwas gezogen zu werden, das sich mir durchaus nicht zeigt. Gleichviel, ob’s gleichviel ist. Ich übe ja schon, ich übe die ganze Zeit. Aber an der großen Prüfung darf ich mich nicht vorbeischwindeln, mag mir der Schein auch zu gar nichts im Leben nütze sein. Das Geduldsfach hat mit Auszeichnung bestanden: Lina Lorbeer. Ich sehe uns schon an einem Tisch sitzen, die Prüfer und mich, und Frau Professor Stein bittet mich, eine Stelle aus einem Buch vorzulesen, und ich lese schon wieder viel zu leise ein paar Sätze, und sie sagt: »Ich muss Sie doch sehr bitten, sich nicht gar so zurückzuhalten.« Ich lese lauter: »Wir haben schön Wetter, Herr Hauptmann! Sehen Sie, so ein schöner, fester, grauer Himmel, man könnte Lust bekommen, ein’ Kloben hineinzuschlagen und sich daran zu hängen, nur wegen des Gedankenstrichels zwischen und Ja und wieder Ja – und Nein. Herr Hauptmann, Ja oder Nein? Ist das Nein am Ja oder das Ja am Nein schuld? Ich will drüber nachdenken.« Und während sich sechs Augenpaare auf mich richten (und für eines davon muss ich vor den andern eine Prüfung bestehen), werde ich eine Weile schweigen und dann Rede und Antwort stehen und sagen, dass ich mich für diese Textstelle entschieden hätte, weil der Himmel immer noch zuweilen schön, fest und grau sei und mich manchmal die gleiche Lust anwandle. Ja, und solche Hauptmänner gäb’s zuhauf, und unten, im Hof, lehnten Menschenerforscher an der Mauerwand und pfiffen sich eins, wenn der brave, verrückte Erbsenfresser verkündet, dass er über was nachdenken müsse. So ein lieber, dummer Wahnsinniger, der sich einfach was denkt! Aber, frage ich mich, will er denn wirklich drüber nachdenken ? Wie interessiert ihn das, ob das Ja am Nein schuld ist? Beißt sich da die Katze in den Schwanz? Und zwar die Katze des Menschenerforschers, die so zittert in den Armen des Menschen, der seine Kreatürlichkeit nicht überwindet, ein Zittern, das den Menschenerforscher schnell, schnell zwingt, sich von ihr zu befreien. Ja? Nein? Ja? Nein? Hiermit schlägt, wer fragt, einen Kloben in den Himmel und hängt sich dran und schwingt dazwischen hin und her – und solches Schwingen scheint mir Antwort und Entscheidung und wahre Vernunft zu sein, eine Vernunft, die nur ein Gedanke hervorbringen und tragen kann, der auch noch anderes als ein Gedanke sein mag. Frau Professor Stein räuspert sich jetzt und schaut ängstlich zum Vorsitzenden. »Frau Lorbeer hatte in ihrer Lehrzeit hier durchaus gelegentlich Gedanken mit mehr philosophischer Tiefe. Lina Lorbeer!« Und rot leuchtet mich ihr Gesicht an, so rot, dass mir noch röter zumute wird. Bin ich hier so rücksichtslos geworden? Bin ich so rücksichtslos geworden, zu ignorieren, dass meine Prüfung nicht direkt meine Prüfung ist? Richtet sich nicht jeder Prüfling hier, zumindest jeder, der vielleicht Professor, Dichter oder Moderator-Mediator werden könnte, in dem Wissen ein, dass seine Prüfung die Prüfung seines Professors ist, und will ausgerechnet ich mich dreist und beschämt über den stillen

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