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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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über dem Kopf, den grasgrünen Tappert und sein rotes, enganliegendes Arm- und Beinkleid. Als Mythor ihn zuletzt gesehen hatte, lag er halb entblößt im Zelt der Kundigen Frau aus Akinlay, Murnja, und seine Beine und ein Arm waren vom Gift der schwarzen Nager dunkel gefärbt gewesen. Lamir hatte im Fieber gelegen, dem Tode nahe. Nun war er lebendig wie nie zuvor.
    Als Mythor sich Buruna zuwandte, die mit Lamir zusammen im Thronsaal gewartet hatte, klingelten die Glöckchen an Gugelzipfel, Kragen und Gürtel. Dann ließ er seine Laute erklingen und stimmte einen Lobgesang auf den neuen König von Leone an.
    Mythor hütete sich, eine Entschuldigung zu suchen, um fluchtartig den Saal zu verlassen. Lamir hatte eine neue Kränkung nicht verdient. Zwar hatte er ihm die zweifelhafte Königswürde eingebrockt, doch noch war die Freude, ihn lebend wiederzusehen, zu groß.
    Mit gemischten Gefühlen stand Mythor allerdings Buruna gegenüber. Sie war die fleischgewordene Versuchung und vermied es, Mythor lange in die Augen sehen zu müssen, indem sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihn die Wärme ihres Körpers spüren ließ. Wie er trug sie neue Kleider, falls man den Hauch von Stoff, der ihre Hüften und Beine bedeckte, als solche bezeichnen konnte.
    Mythor seufzte, drückte sie fest an sich, küsste sie lange und schob sie dann sanft von sich.
    »Oh, Mythor«, hauchte sie mit kokettem Augenaufschlag, »warum kannst du es nicht vergessen? Zeigt dir meine Schwäche nicht das ganze Ausmaß meiner Liebe?«
    »Darüber reden wir noch«, sagte der Sohn des Kometen, verwundert darüber, dass sie ihn nicht gleich bei der Hand nahm, um ihm seine Schlafgemächer zu zeigen. Überhaupt wunderte er sich darüber, dass der gestrenge Hapsusch sie im Palast geduldet hatte. Mythor fragte sich, was Lamir dem Lebensgärtner und den Leonitern alles über ihn berichtet hatte.
    Er nahm Burunas Hand, als er die ehemalige Liebessklavin wie ein Häufchen Elend dastehen sah, und blickte sich um. Der Thronsaal war gut zwanzig Schritt breit und doppelt so lang. Vor dem auf einem Podest stehenden, reich verzierten Thron selbst waren drei lange Tische in der Form eines Hufeisens angeordnet. Prachtvolle Waffen und Teppiche schmückten die Wände. Durch mehrere schmale, oben spitz zulaufende Fenster fiel kaum noch Licht ein. Draußen dämmerte es bereits. Mehrere Dutzend Öllampen an den Wänden spendeten ausreichende Helligkeit.
    Als Mythor Hapsusch im Eingang stehen sah, zog er Buruna mit sich und bestieg voller Trotz seinen Thron.
    »Stimme ein neues Lied an, Lamir!« rief er laut. »Ein Loblied auf König Hapsusch!«
    Der Greis zuckte zusammen, ballte die Hände und drehte sich auf dem Absatz um. Seine Diener folgten ihm.
    »Das war nicht nötig, Geliebter«, sagte Buruna, als sie allein waren. »Er hat einen Dickkopf, aber man kann mit ihm umgehen.«
    Mythor warf ihr einen fragenden Blick zu. »Hast du etwa mit ihm…?«
    »Aber Mythor!« Buruna machte große Augen. »Bist nun etwa du eifersüchtig? Auf diesen alten Sauertopf? Oh, ich bezweifle, dass er überhaupt weiß, was eine richtige Frau ist! Seine Bräute sind seine Pflanzen.«
    Sie hielt inne. Für Augenblicke waren nur Lamirs Gesang und die seltsamen Laute zu hören, die sein Instrument von sich gab. Es klang anders als bisher. Buruna stieß Mythor leicht an, als dieser sich auf dem Thron zurücklehnte und grimmig vor sich hin blickte.
    »Ich hörte, dass du und Viliala… ein Paar werden sollt.«
    Mythor lachte rau und winkte ab. »Man hört vieles, wenn man die Ohren spitzt. Willst du auch sie verbrennen?«
    Die Anspielung genügte. Schmollend zog Buruna sich zurück und setzte sich auf die mit Fellen überzogene Kante des Podests.
    Lamir brachte seine Darbietung zu Ende, kam strahlend auf Mythor zu und hielt ihm seine Laute entgegen. »Die tote Katze, erinnerst du dich? Ich habe mir aus ihren Därmen neue Saiten gemacht. Klingen sie nicht wie das zarte Plätschern von Wasser? Wie Halme im Wind? Wie…«
    »Großartig, Lamir«, sagte Mythor.
    Der Barde sah ihn forschend an, nicht sicher, ob er dies als Kompliment werten sollte. »Oh, die Leoniter sind ein musisches Volk! Ich habe Instrumente gefunden, wie ich sie noch niemals sah, und…«
    »Später, mein Freund. Jetzt will ich wissen, was du den Leonitern über mich erzählt hast.«
    »Erzählt? Ich habe gesungen, Mythor, und deine Taten gewürdigt, so, wie nur ein wirklich Begnadeter es kann!«
    »Auch nachdem du wusstest, was sie

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