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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Schickt Nahir euch?«
    Der Krieger, der mit Hapsusch gestritten hatte, ein großer, gutaussehender Mann mit samtbrauner Haut und pechschwarzem, langem Haar, nickte heftig. Seine Rüstung war an einigen Stellen rußgeschwärzt und verbeult. Mit einem grimmigen Blick auf den Lebensgärtner sagte er hastig: »Wir können die Ostmauer nicht länger halten, König! Nahir und eine Handvoll Krieger versuchen die Kreaturen so lange aufzuhalten wie möglich. Doch sie greifen nun auch von außerhalb der Stadt an! Viele von uns sind gefallen! Es ist schrecklich, mein König! Die Chimären sind noch schlimmer als die Pflanzen. Sie überwuchern die Stadt. Und die Dämonenpflanzen, die aus ihrem Schleim wachsen, sprengen die Steine!«
    »Der Osten der Stadt ist nicht länger zu halten!« rief ein anderer. »Und wir können doch nicht ganz Leone in Brand stecken!«
    »Wie viele Kuriere kamen schon?« fragte Mythor den Lebensgärtner.
    »Das ist unwichtig!« schrie dieser unbeherrscht. »Ich habe veranlasst, was zu tun war! Die Dämonen haben es nicht auf die Stadt abgesehen, sondern auf den…«
    Hapsusch stockte. Mythor sah ihn durchdringend an, während er um seine Beherrschung kämpfte. »Auf den Baum des Lebens?«
    »Woher weißt du...?« fragte der Greis erschrocken.
    »Ich weiß es eben, und meine Geduld ist zu Ende, Hapsusch. Ich wollte nicht König dieser Stadt werden, doch nun trage ich die Verantwortung für ihre Bewohner. Was ist der Baum des Lebens? Weshalb wird Leone wirklich angegriffen?«
    »Wir hätten einen König finden sollen, der mit den Caer zu verhandeln bereit ist«, knurrte der Alte. »Er hätte einen Kompromiss schließen können, damit die Dämonen den Baum des Lebens in Ruhe ließen!«
    »Was ist mit dem Baum?« Mythor packte Hapsusch unsanft und schüttelte ihn.
    Der Lebensgärtner riss sich los und brachte sich mit zwei, drei schnellen Schritten in Sicherheit. Einer der Krieger hob drohend sein Schwert gegen ihn.
    Ein listiges Lächeln trat auf Hapsuschs Gesicht. »Wohl an, König Mythor!« sagte er voller Spott. »Als König ist es ja deine Pflicht, den Baum vor den Dämonen zu schützen. Also höre!«
    Und Hapsusch redete. Schon nach wenigen Worten wusste Mythor, dass es sich bei dem Baum des Lebens um den von ihm gesuchten Fixpunkt des Lichtboten handelte. Nach dem Glauben der Leoniter stand der Baum schon seit Anbeginn der Lichtwelt an seinem Platz, zwei Reitstunden westlich von Leone, und wurde einst vom Lichtboten selbst gepflanzt. Hapsusch beschrieb ihn als 100 Mannslängen hoch und schmückte dramatisch aus, dass die Caer schon einige Male den Versuch gemacht hätten, den Baum des Lebens zu erobern, wobei sie jedoch bis jetzt immer wieder kläglich gescheitert waren, denn der Baum stand mitten in einem Irrgarten aus giftigen Dornenhecken. Wer sie überwand und bis zu ihm gelangte, wurde dort von den Januffen, den wilden Bewohnern des Baumes, empfangen und zerfleischt.
    Niemanden, der ihr Hoheitsgebiet betrat, ließen die Wächter des Heiligtums am Leben, sagte Hapsusch. »Nur mir als einzigem ist es möglich, zu gewissen Zeiten und durch eine Reihe von bestimmten Vorkehrungen in den Baum zu gelangen. Ich bin sein Hüter und Beschützer!«
    »Warum bist du dann nicht dort?« fragte Mythor ungehalten. »Jetzt in der Stunde der Gefahr?«
    Hapsusch lachte bitter. »Gegen die Caer verteidige ich ihn. Aber jetzt, da die Inselhorden gescheitert sind, schicken die Mächte der Finsternis ihre Dämonensaat! Du solltest dort kämpfen, Mythor, der du dich so gut auf den Kampf gegen Dämonen verstehst!«
    Mythor biss die Zähne aufeinander, dass seine Backenknochen hart hervortraten. Unsicher sah er von Hapsusch zu den wartenden Kriegern, in deren Augen er Verzweiflung und eine Spur von Hoffnung sah.
    Ihre Kameraden kämpften im Osten der Stadt. Sie erwarteten, dass er ihnen zu Hilfe kam. Allein sein Anblick und das Klagen seines Schwertes würden ihnen neue Kräfte geben. Doch wenn Hapsusch recht hatte und der Angriff letztlich nur dem Baum des Lebens galt…
    »Ist der Baum nicht in der Lage, sich selbst zu schützen?« fragte Mythor.
    »So heißt es«, antwortete Hapsusch. »Seine Früchte sollen die Macht haben, die Mächte der Finsternis in den Bann zu schlagen und zurückzuwerfen. Aber dies geschieht nicht, und niemand weiß, warum!« Wieder bemerkte Mythor den listigen Blick in den Augen des Lebensgärtners. »Finde du es heraus! Ich werde dir meine Erfahrungen zukommen lassen und dich zum Baum des

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