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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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geschehen war. Die Januffen mussten ihn überrascht haben, als er aus der Baumhöhle steigen wollte, in der Mythor bewusstlos lag. Sie mussten ihn so lange gefangengehalten haben, bis sie sicher sein konnten, dass Mythor gesund wurde.
    Er ballte die Hände und schrie dem Entfliehenden eine Verwünschung nach. Ein Nachsetzen hatte wenig Sinn. Der Baum war ein Labyrinth, in dem sich ein Mann lange verstecken konnte, länger, als er gewillt war, hier oben zu bleiben. Die Gefährten mochten in Sorge um ihn sein. Vielleicht hatte er Stunden bewusstlos gelegen, vielleicht sogar länger.
    Mythor konnte keinen Zorn auf die Januffen empfinden. Durch Gesten brachte er ihnen seine Dankbarkeit zum Ausdruck, und bevor er sich selbst an den Abstieg machte, hielt er ein und zog den Lederbeutel aus einer der Taschen.
    Wieder verstanden die Baumbewohner seine Gesten auf Anhieb. Einer von ihnen, Mythor fragte sich, ob es immer noch jener war, mit dem er durch den Tritt ins »hintere Gesicht« Bekanntschaft geschlossen hatte, nahm den Beutel, ging damit zum Stamm und füllte ihn mit dem kostbaren Harz. Mythor sah ihm fasziniert zu, nahm den vollen Beutel wieder entgegen, verschloss ihn sorgfältig und steckte ihn in die Tasche zurück.
    Fast schmerzte es ihn, die Januffen zu verlassen, die er beinah liebgewonnen hatte. Sie folgten ihm in geringem Abstand, und der, der den Beutel gefüllt hatte, lief vor und zeigte den kürzesten Weg nach unten.
    Als der Augenblick des Abschieds kam, nahm Mythor seine Hand und drückte sie wie die eines Menschen. Still standen und saßen die Januffen um ihn herum, und als er ihnen ein letztes Mal zuwinkte, schwangen sie sich kreischend in die Höhe.
    *
    Die Tränen rannen Buruna noch die Wangen herunter, als sie, Arm in Arm mit Mythor, den Tempel des Lebensgärtners erreichte. Immer wieder fiel sie Mythor um den Hals, drückte ihn und gab sich keine Mühe, ihre Gefühle zu verbergen. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, ihn jemals lebend wiederzusehen. Doch dann brach er aus dem Laubdach und .. . Keine Worte hätten ihre Erleichterung und ihr Glück in diesem Augenblick beschreiben können. Lamir, sonst nie um ein Liedchen verlegen, brachte keinen Ton heraus, und selbst Viliala und Hapsusch mussten um ihre Fassung ringen, als der Totgeglaubte ihnen so plötzlich wieder gegenüberstand.
    Nun saßen sie im Tempel, während die Krieger und Diener draußen mit brennenden Fackeln Wache hielten. Die Mauer der Dämonengewächse rückte nicht weiter vor, und überall kämpften die Stränge um ihr Leben. Nahir war mit fünf Leonitern in die Stadt zurückgeritten, um dort zu beobachten, wie der Same des Heiligen Baumes' die Geschöpfe der Nacht zurücktrieb und erstickte.
    »Die Saat des Lebens hat den Kampf gegen das Böse aufgenommen«, sagte Hapsusch, nachdem Mythor von seinen Erlebnissen berichtet hatte und erstaunt hören musste, dass er fast drei Tage im Baum des Lebens gewesen war. »Wo dieser Same hinfällt, müssen die dämonischen Kreaturen weichen. Leone liegt in Trümmern, mein König, aber die Insel des Löwen wird sich daraus erheben und neu entstehen, prächtiger als jemals zuvor. Bald schon werden überall in diesem Gebiet, weit um Leone und den Lebensgarten herum, viele Ableger des Lebensbaumes stehen und wachsen. Und ihr Same wird davon- getrieben werden und immer neue Inseln des Lebens und des Lichtes schaffen.«
    Mythor nickte bewegt. Zumindest hier war die Gefahr, die die Dämonenpflanzen darstellten, offensichtlich gebannt. Und zum ersten Mal seit der Niederlage auf dem Hochmoor sah Mythor einen neuen Hoffnungsschimmer für die Lichtwelt. Hapsusch lächelte, und Mythor wusste, dass er das Herz dieses alten Mannes, dessen Traum in Erfüllung gegangen war, für immer gewonnen hatte.
    Nur ein Wermutstropfen dämpfte die Freude. Luxon war ungesehen im dichten Gewirr der Luftwurzeln entkommen, und als die Sonne aufging, erschienen leonitische Krieger und berichteten, dass sie eine Gruppe von Reitern, darunter eine zierliche, hellhaarige Frau und einen Mann, auf den Luxons Beschreibung Passte, nach Süden davonreiten sahen und die Verfolgung aufgenommen hatten. Doch nur die Akinlayer hatten sie überwältigen können. Luxon und Kalathee hatten sie ihnen entgegengeschickt und waren selbst entkommen. Und auch Malmand ward nicht mehr gesehen.
    Hapsusch bat Mythor um Erlaubnis, dem Frevler eine Abteilung Krieger hinterherzuschicken. Doch Mythor, der schnell die Chance erkannte, die sich ihm hier bot,

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