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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Treffpunkt außerhalb der Stadt.«
    Im Bad drehte Reuter den Heißwasserhahn auf, befeuchtete ein Handtuch und schrubbte am Hosenbein. Der Fleck blieb.
    »Keine Ahnung, was unser Einstein plötzlich hat«, fuhr Koch fort. »Am Telefon war er nicht sehr gesprächig.«
    Robby Marthau, der Informant, gehörte der Türsteherszene an. Ein Muskelprotz, angestellt im besagten Pleasure Dome. Seit einiger Zeit nannte er sich Assistent der Geschäftsleitung – reine Angabe.
    Die Kollegen von der Rauschgiftfahndung hatten den Türsteher einst mit einer Portion Koks erwischt, die zu groß gewesen war, um als Eigenbedarf durchzugehen. Weil Marthau sich als auskunftsfreudig erwies, hatte ihm der Staatsanwalt ein Angebot gemacht. So war der Diskothekenangestellte als Vertrauensperson an die OK-Ermittler geraten.
    Es war Kochs Einfall gewesen, den jungen Russlanddeutschen Einstein zu nennen. Nicht, weil Marthau intelligent wirkte. Eher im Gegenteil.
    »Ich geb dir die Zimmernummer durch«, sagte der Kollege.
    »Warte.«
    Reuter ging hinüber ins Schlafzimmer und tastete zwischen Zeitschriften und Büchern auf dem Nachtkästchen – kein Stift. Sein Blick fiel auf den Koffer seiner Freundin, der geöffnet auf dem Bett lag. Erstaunlich viele Klamotten für eine Übernachtung in der Provinz. Katja war Referendarin für Deutsch und Musik am Max-Planck-Gymnasium. Den Freitag hatte sie unterrichtsfrei, ein Brückentag. Morgen Abend würden sie sich wiedersehen.
    Er griff in die Innentasche des Koffers und wühlte nach einem Kugelschreiber. Tampons, lose Kräuterpastillen, Kondome, ein Stift mit Werbeaufdruck.
    »Nummer 312«, tönte Kochs Stimme im Hörer.
    Reuter stutzte. Wozu Kondome?
    »Bist du noch dran?«, fragte sein Kollege.
    »Klar.« Reuter wiederholte die Zimmernummer, schnappte sich eine aufgeschlagene Brigitte und kritzelte die Ziffern an den Rand.
    »Um zwölf«, fügte sein Kollege hinzu. »Und denk dran: Die Autobahn könnte voll sein. All die Vatertagsausflügler.«
    Reuter bedankte sich, beendete das Telefonat und sah sich die Kondome an. Billy Boy. Zwei Pariser in schwarzer Hülle mit dem Aufdruck Perl.
    Schritte auf der Treppe.
    Reuter steckte die Gummis zurück in die Tasche für lose Kleinigkeiten und riss die Seite mit der Zimmernummer aus der Frauenzeitschrift.
    Katja kam ins Schlafzimmer und machte sich am Kleiderschrank zu schaffen. Sie zog ein Paket hervor, das sie obenauf in den Koffer legte. Rosafarbenes Geschenkpapier.
    »Was ist da drin?«, fragte Reuter.
    »Ein Twinset. Kaschmir und Seide, heruntergesetzt. Renate wird es lieben.«
    »Du schenkst immer das Gleiche.«
    »Du würdest dich nie darum kümmern, das ist mir klar!«
    Reuter fand, dass Katjas Züge etwas Edles hatten, selbst wenn sie aufgebracht war. Jeder sagte, dass sie ein bildschönes Paar waren. Gummis brauchten sie nicht, denn Katja nahm die Pille. Wenn es nach ihm ginge, hätte sie auch darauf verzichten können. Sie waren im besten Alter für Nachwuchs.
    Eine Tochter würde ein wahrer Engel sein – Sarah.
    Reuter fasste in den Koffer und präsentierte ihr seinen Zufallsfund. »Was soll eigentlich das hier bedeuten?«
    »Schnüffelst du in meinen Sachen?«
    »Erklär mir, was du vorhast! Fideles Münsterland?«
    »Das ist wirklich krankhaft, was du hier veranstaltest!«
    Er wedelte mit den Gummis. »Ich warte auf eine Antwort.«
    »Ohne Anwalt sag ich gar nichts mehr!«
    Katja klappte das Gepäckstück zu und rauschte damit aus der Wohnung.
2.
    »Ich habe über jeden ein Dossier. Über jeden!«
    Oberbürgermeister Dagobert Kroll stopfte Unterlagen in den Aktenkoffer und zeigte grimmig lächelnd seine tadellosen Zähne. Wie zum Zeichen, dass mit ihm nicht zu spaßen war.
    Simone Beck hielt ihrem Chef die Tür auf – der Fortuna-Aufsichtsrat wartete im Besprechungsraum auf seinen Vorsitzenden. Krolls Terminplan zuliebe hatten die Honoratioren das Treffen auf den Feiertag gelegt.
    Der OB tupfte sich mit dem Taschentuch die Glatze ab. »Einer von ihnen hatte vor Jahren eine Affäre, die ihn noch heute alles kosten würde, was ihm lieb ist, wenn’s rauskommt. Der andere nennt sich Unternehmer, fährt Jaguar, ist aber pleite. Wissen Sie was, Frau Beck? Seine Gattin beantragt Zuschüsse für die Klassenfahrten der Kinder. Ich hab’s prüfen lassen. Völlig korrekt, dass die Familie Beihilfe kassiert. Aber nach außen spielt der Mann den großen Max, weil er seinen Geschäftspartnern gegenüber als zahlungsfähig erscheinen muss. Dossiers, meine

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