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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Sein Haar erschien Reuter noch grauer als neulich. Nur eine störrische Strähne störte den Eindruck des perfekten Scheitels.
    Der Minister in spe schenkte ihm ein kaltes Lächeln. »Ich höre, Herr Reuter, dass Sie maßgeblich an der Aufklärung der beiden Mordfälle mitgewirkt und nebenbei einen Kollegen gerettet haben. Als Vater, der seine Tochter verloren hat, und als künftiger Innenminister sage ich: Wir brauchen Männer wie Sie.«
    Komm zum Punkt, dachte Reuter.
    Der Politiker hob den Zeigefinger. »Und ich lasse mich nicht von bestimmten Medien aus dem Amt mobben, noch bevor ich es angetreten habe. Ministerpräsident Fahrenhorst steht hinter mir, weil seine Koalition auseinanderbricht, wenn er mich und meinen Parteiflügel nicht einbindet. Meine Umfragewerte sind in den letzten Tagen sogar noch gestiegen. Wer eine Tochter durch ein Gewaltverbrechen verloren hat, dem traut man zu, das Thema Sicherheit ernst zu nehmen. Nächste Woche steht meine Vereidigung an.« Ein kurzes Husten in die hohle Hand. »Dieser, äh, absurde Vorwurf, ich hätte meine Tochter gekauft, muss schleunigst aus der Welt geschafft werden.«
    Jetzt war es ausgesprochen – Reuter wunderte sich nicht, dass sich Andermatt höchstpersönlich zu dem Versuch herabließ, die Ermittlung zu unterdrücken. Der Regierungsapparat stand ihm noch nicht zur Verfügung. Womöglich arbeitete die Ministerialbürokratie sogar gegen ihn.
    »Zweitausend Mark«, antwortete Reuter. Er staunte selbst, dass ihn Andermatts Attacke so kaltließ. »War das damals der übliche Kurs? Lenas Mutter hat sich dafür eine Küche gekauft. Was die Hebamme kassiert hat, um die Papiere zu fälschen, werde ich herausfinden. Sie wird eine gute Kronzeugin abgeben, denke ich. Am besten, Sie sagen Ihre Vereidigung ab, Herr Andermatt.«
    Reuter warf einen Blick auf Engel, doch der Kripochef ließ nicht erkennen, auf welcher Seite er stand.
    Andermatt beugte sich vor und sagte langsam, jedes Wort betonend: »Welches Leben hätte Henrike geführt, wenn sie bei dieser Frau geblieben wäre?«
    Reuter schüttelte den Kopf. »Unglücklicher und tragischer, als ihr Leben war, hätte es kaum werden können.«
    »Für einen jungen Polizisten Ihres Dienstgrades reden Sie ziemlich anmaßend.« Auch Andermatt sah den Kripochef an, als wollte er sich eines Bündnispartners versichern.
    Reuter stand auf. »Ich sehe nicht ein, was dieses Gespräch bringen soll.«
    Engel mischte sich ein: »Bleiben Sie, Reuter. Lassen Sie für einen Moment den Wettstreit, wer von Ihnen besser weiß, was gut für Henrike war oder gewesen wäre. Hören Sie sich einfach mal an, was Herr Andermatt Ihnen zu bieten hat.«
    Andermatt nickte und strich über sein silbriges Haar. Die Strähne blieb störrisch und stand weiterhin ab.
     
    Als Reuter eine Stunde später das Büro des Kripochefs verließ, hatte er das Versprechen in der Tasche, bis zum Jahresende zum Hauptkommissar befördert zu werden und eines der OK-Kommissariate zu leiten. Um Andermatt noch etwas zittern zu lassen, hatte er sich Bedenkzeit bis morgen ausbedungen.
    Wenn ich mich kaufen lasse, dachte Reuter, dann vom Innenminister. Der Mann bezahlt ohnehin mein Gehalt.
    In seinem Büro beschriftete er einen großen Umschlag und steckte Lenas Gedichte hinein. Er fand, dass sie bei Carola Andermatt am besten aufgehoben sein würden.
    Die Akte, die er in Sachen Babyhandel angelegt hatte, würde er zu Hause behalten. Solange Andermatt seiner politischen Laufbahn nachging, würde Reuter ihn in der Hand haben – kein schlechtes Gefühl.
    Henrike hätte es so gewollt. Dessen war sich Reuter sicher.
86.
    Wladimir sprach mit ihm die Baupläne durch. Die oberste Etage des HCC würde den Turins vorbehalten sein. Den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach wollten sie mit Abschussrampen für Flugabwehrraketen flankieren. In Transnistrien lagerte noch etliches Gerät, das dafür hervorragend taugen würde.
    Der Boss ließ sich nichts anmerken, aber Jewgeni wusste, dass er ihm wegen der Mieze des Oberbürgermeisters grollte. Wenn Grusew nicht bei der Übergabe geschmuggelter Zigaretten erwischt worden wäre, hätte Wladimir ihn vermutlich nach Abchasien versetzt, wo der Präsident derzeit weilte. So aber wurde Jewgeni hier noch gebraucht.
    Es klingelte an der Tür. Die Schilder waren da. Wladimir überwachte das Anbringen persönlich.
    Lohmar-Consult – das war einmal. Der Unternehmensberater hatte seine Büros aufgegeben und die Firma des angeblichen Ölmagnaten Vitali

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