Königsklingen (First Law - Band 3)
hing. Er hatte ganz schön Mumm, fand der Hundsmann, mit einer durchgeschnittenen Kehle noch an die Glocke zu denken, aber er war kaum einen Schritt weit gekommen, als Dow hart auf seinen Kopf trat und ihn zerquetschte.
Hundsmann zuckte zusammen, als er die Knochen des Jungen knacken hörte. Er hatte es vermutlich nicht verdient, so zu sterben. Aber so ist es nun mal im Krieg. Eine Menge Leute müssen ihr Leben lassen, obwohl sie es nicht verdienen. Die Aufgabe hatte erfüllt werden müssen, sie hatten sie erfüllt, und sie waren alle drei noch am Leben. Das war schon eine Menge angesichts dessen, was sie erledigen sollten, aber dennoch hinterließ es irgendwie einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Es war ihm nie leichtgefallen, aber jetzt, da er Häuptling war, fiel es ihm noch schwerer denn je zuvor. Seltsam, dass es so viel leichter ist, Leute umzubringen, wenn jemand anders es befiehlt. Eine harte Sache, das Töten. Härter, als man glauben möchte.
Außer natürlich, man war der Schwarze Dow. Dieser Drecksack tötete einen Mann genauso leicht, wie er mal eben pinkeln ging. Deswegen war er ja so verdammt gut darin. Hundsmann sah, wie Dow sich hinunterbückte, den Mantel vom schlaffen Körper des Einarmigen zog, ihn um die eigenen Schultern legte und den Leichnam dann ins Meer rollte, so achtlos, als ob er gerade Abfall entsorgte.
»Du hast zwei Arme«, sagte Grimm, der bereits den Mantel des Alten trug.
Dow sah an sich herunter. »Was genau willst du damit sagen? Ich werde mir nicht den Arm abhacken, damit die Verkleidung stimmiger ist, du Idiot!«
»Er meinte, du solltest ihn besser ein wenig verstecken.« Hundsmann sah Dow zu, wie der einen Becher mit einem dreckigen Finger auswischte, sich selbst einen Schluck einschenkte und ihn hinunterkippte. »Wie kannst du in so einem Augenblick trinken?«, fragte er und zog den blutigen Mantel des Jungen von dessen Leiche.
Dow zuckte die Achseln, während er sich noch einmal nachschenkte. »Ist doch eine Schande, das Zeug verkommen zu lassen. Und wie du schon gesagt hast, es ist verdammt kalt.« Er verzog den Mund zu einem hässlichen Grinsen. »Verdammt noch eins, du kannst echt reden, Hundsmann. Ich heiß Cregg.« Er machte ein paar humpelnde Schritte. »Hat mich doch einer in Dunbrec in den Arsch gestochen! Wo hast du das bloß her?« Mit dem Handrücken gab er Grimm einen Klaps auf die Schulter. »Verdammt großartig, was? Es gibt doch so ’n Wort dafür, oder nicht? Wie heißt das noch?«
»Glaubwürdig«, sagte Grimm.
Dows Augen leuchteten auf. »Glaubwürdig. Genau das bist du, Hundsmann. Du bist ein echt glaubwürdiger Drecksack. Du hättest denen erzählen können, du wärst Skarling Ohnekapp, und die hätten dir das abgekauft. Keine Ahnung, wie du es schaffst, bei so was ein dermaßen ernstes Gesicht zu machen!«
Hundsmann war nicht nach Lachen zumute. Ihm gefiel der Anblick der beiden Leichen nicht, die auf den Steinen ausgestreckt lagen. Er konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass der Junge sich ohne den Mantel erkälten würde. Natürlich kompletter Quatsch angesichts der Tatsache, dass er in einer Lache seines eigenen Blutes lag, die mindestens einen Schritt breit war.
»Ist doch egal«, brummte er. »Schafft die beiden weg und kommt rüber zum Tor. Man weiß nie, wann hier andere Leute auftauchen könnten.«
»Hast recht, Häuptling, hast recht, wie du sagst.« Dow rollte die beiden Toten ins Wasser, dann schob er den Klöppel aus seiner Aufhängung und schleuderte ihn weit hinaus ins Meer.
»Eine Schande«, sagte Grimm.
»Was denn?«
»Ist Verschwendung einer Glocke.«
Dow blinzelte ihn an. »Verschwendung einer Glocke, meine Fresse! Du hast ja plötzlich jede Menge zu sagen, und weißt du was? Ich glaube, ich konnte dich früher besser leiden. Verschwendung einer Glocke? Bist du übergeschnappt, Kumpel?«
Grimm zuckte die Achseln. »Die Südländer hätten vielleicht gerne eine, wenn sie hier ankommen.«
»Dann können sie verdammt noch mal nach dem Scheiß-Klöppel tauchen!« Damit ergriff Dow den Speer des Einarmigen und schritt zum offenen Tor, eine Hand in den gestohlenen Mantel gewickelt. Noch immer brummelte er vor sich hin. »Verschwendung einer Glocke ... bei den verdammten Toten ...«
Der Hundsmann stellte sich auf die Zehenspitzen und nahm die Lampe aus ihrer Halterung. Er reckte sie hoch, zum Meer gewandt, und hob eine Seite seines Mantels, um sie zu bedecken, dann machte er sie wieder frei. Bedeckte sie, machte sie
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