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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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die dunklen Baumwipfel zu, und ein kühler Wind wehte, der ihre Zweige klappern ließ.
    Veira hockte allein auf dem Fahrersitz des Wagens, das Gesicht halb verborgen in der Kapuze ihres Umhangs. Die kleine, braune Bessie war durch zwei hoch gewachsene, grobknochige Graue ersetzt worden, und auch der Wagen, den sie zogen, war ein anderer.
    »Veira!«, rief sie. »Ich dachte, ihr würdet nie zurückkommen! Ist alles gut gegangen? Habt ihr ihn? Was ist passiert? Und wo ist Matt? Schnell, schnell, erzähl es mir, schnell!«
    Veira zog die Kapuze zurück. In dem schwindenden Licht wirkte sie erschöpft.
    Genauso wie die beiden fremden Pferde, was das betraf. Sie waren bis zu den Bäuchen mit Schlamm bespritzt, und ihre Köpfe hingen beinahe bis auf den Boden.
    »Matt und ich sind getrennt worden. Ich habe Bessie und meinen alten Karren gegen schnellere, neue Pferde und einen Wagen mit einem Versteck darin eingetauscht. Jetzt hör auf mit deinen Fragen, Kind, und fass mit an bei unserem Unschuldigen Magier.«
    Sie konnte nur dastehen und sie anstarren. »Was soll das heißen, ihr wurdet getrennt? Hast du Matt zurückgelassen? Veira!«
    »Dathne!«, fuhr die alte Frau sie an. »Ich kann Asher nicht allein herausheben!
    Hilf mir. Ich erzähle dir, was ich kann, sobald er sicher im Haus ist!«
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    Die knochigen, grauen Pferde standen geduldig da, während Veira aus dem Wagen kletterte und sich an einer Seite des Kutschbocks zu schaffen machte.
    Leise vor sich hin murmelnd mühte sie sich ab, während Dathne zusah. Ihr war übel.
    »Asher ist da drin?«, fragte sie. »Er wird inzwischen erstickt sein!«
    Veira beachtete sie nicht, sondern klappte ‐ Lohn ihrer Mühe ‐die Seitenwand der Kiste unter dem Kutschbock auf, und Dathne sah die Sohlen zweier nackter, schmutziger Füße.
    Asher.
    Sie machte einen Satz nach vorne und half Veira, ihn langsam aus seinem Gefängnis zu ziehen, bis seine Zehenspitzen den grasbewachsenen Boden berührten und sie die Arme um seinen bewusstlosen Körper schlingen konnte.
    Sie sackte unter seinem Gewicht zusammen.
    »Er ist betäubt«, erklärte Veira, lehnte sich an den Wagen und rang nach Luft.
    »Es war sicherer so und einfacher.«
    Betäubt. Das würde ihm wohl kaum gefallen. Sie konnte seinen langsamen, schweren Atem warm zwischen ihren Schulterblättern spüren. Sein saurer Geruch würgte sie in der Kehle. »Dann lass ihn uns hineinbringen«, sagte sie.
    Ihre Stimme war rau von aufgestauten Tränen und einer Erleichterung, die sie noch kaum begriffen hatte. »Bevor er aufwacht und Lärm schlägt.«
    Veira legte von der anderen Seite einen Arm um ihn, und mit vereinten Kräften gelang es ihnen, ihn halb ins Haus zu tragen, halb zu schleifen.
    »Mein Zimmer«, stieß Veira hervor.
    Sie ließen ihn auf die durchgelegene Matratze in Veiras winzigem Schlafgemach sinken und nahmen sich einen Moment Zeit, um wieder zu Atem zu kommen.
    Als Veira schließlich ihre Nachttischlampe entzündete, blickte Dathne in das Gesicht ihres Geliebten.
    »Oh, Veira«, flüsterte sie.
    »Ich weiß, Kind, ich weiß«, erwiderte Veira. Erschreckenderweise klang ihre Stimme, als sei sie den Tränen nahe. »Ich sehe jetzt mal besser nach den Pferden und dem Wagen. Und nach den
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    Hühnern.« Sie rümpfte die Nase und wirkte enttäuscht. »Du hättest meine Hühner versorgen können, Kind.« Dathne errötete. »Es tut mir leid, ich...«
    »Und was ist mit meinen Schweinen? Hast du meine Schweine auch vergessen?«
    »Nein! Nein, ich habe sie nicht vergessen, ich habe nur... Ich habe gewartet und mir Sorgen gemacht. Ich...«
    Veira seufzte. »Dann werde ich mich also auch um die Schweine kümmern. Du bleibst hier. Mach es Asher bequem, und setz dich zu ihm, bis ich draußen fertig bin. Dann werden wir ihn waschen und seine Wunden behandeln. In der Zwischenzeit, falls er aufwacht ...« Sie runzelte die Stirn. »Aber ich bezweifle, dass er das tun wird. Ich habe ihm genug Grobelewurzel gegeben, um...«
    »Grobelezvurzel?«, fragte Dathne. »Veira, wie konntest du riskieren...«
    »Weil ich es musste«, gab die alte Frau zurück. »Und es hat ihn nicht umgebracht, also lass es gut sein. Wir haben größere Sorgen als die Frage, ob ich ihm eine Schlafdroge gegeben habe!«
    Jetzt begriff Dathne, wie nahe Veira einem Zusammenbruch war, und fühlte sich beschämt. »Es tut mir leid«, murmelte sie. »Natürlich weißt du, was du tust.«
    Veira nickte. »Und sieh zu, dass du das nicht wieder vergisst. Ich bin gleich

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