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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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mit einem Buchhändler? Was fängt sie mit einem wie mir an?
    Nach fast drei Minuten Glückseligkeit endet das Präludium. Clelia lässt sich mit dem Rücken gegen die Stuhllehne sinken. Sie
     schiebt langsam das Instrument weg, wendet aber nicht den Blick davon ab.
    »Wie findest du es?« Bebbo hängt an ihren Lippen.
    Sie antwortet nicht. Sie sieht Bebbo an, ihr Gesicht erstrahlt in grenzenloser Begeisterung, als wollte sie sagen: »Ich bin
     sprachlos …«
    »Also?«, fragt Bebbo hartnäckig.
    »Nun sag schon was!« Auch ich halte es nicht mehr aus vor lauter Aufregung.
    »Wunderbar … Wahnsinn. Es ist von einer Kraft … von einer Lebendigkeit … Hast du gehört, wie es in den Bässen aufgeht? Unglaublich
     … Auf so einem Instrument habe ich noch nie gespielt. Es ist phantastisch.«
    »Spiel noch einmal.« Ich flehe quasi. Clelia sieht mich lächelnd an.
    »Los!«, wiederhole ich.
    Sie blickt zu Bebbo.
    »Dein Buchhändler hat recht. Spiel weiter. Wann hast du noch einmal so eine Gelegenheit?«
    Und Clelia spielt. Wieder Bach. Das Präludium der Suite Nr. 3 in C-Dur.
    Das Atelier erleuchtet sich durch Unermessliches.
    Nur, dass ich nicht Ungaretti bin.

W ir schlafen ständig miteinander. Rufen uns oft an. Schmieden Pläne. Wir sind guter Dinge. Machen Witze. Erfreuen uns gegenseitig
     mit kleinen Geschenken, manchmal nur albernen, aber lustigen Aufmerksamkeiten. Wir schreiben uns Liebesbriefe. Wir schicken
     uns Telegramme.
    Alles ist gut.
    Planteur Café
gesungen von Yves Montand.
    Wenn da nicht dieser Wurm wäre. Ein Keim, ein fieses und unzivilisiertes Bakterium, das an mir zu nagen beginnt. Es ist wie
     … wie heißt noch dieser Wurm? Der mit dem unmöglichen Namen, von dem Luca erzählt hat?
    Blastophagus!
    »… ein kleiner Wurm. Sehr klein und sehr gemein. Er liebt Pinien.«
    Das ist es: Als hätte ich mich in eine wundervolle, jahrhundertealte Pinie verwandelt. Mit grünem Haupt oben auf dem Stamm,
     von dem sie auf die Welt herabschaut. Alles ist gut, der Wind streicht durch meine Krone. Der Regen wäscht mich. Die Vögel
     leisten mir Gesellschaft. Die Sonne wärmt mich …
    Doch ein kleiner Wurm beginnt an mir zu nagen. Immer öfter besucht mich der vermaledeite Blastophagus und will sich bei mir
     einnisten. Ganz langsam beginnt er mich zu zerfressen. Meine Gewissheiten in Sachen Liebe zu zerfressen. Er macht mich krank.
     Lässt mich schwächeln. Durchdrungen von Sorge und Angst.
    Hoch auf meinem Baumstamm beginne ich die Liebe aus der Ferne zu beobachten. Wie immer. Lasse mich vomZweifel überwältigen. Der Zweifel, Gegenspieler des Vertrauens, hält Einzug in meine Rinde. Macht mich empfindlich, schwach,
     höhlt mich aus. Liefert mich hilflos den Wetterunbilden aus. Dem Angriff der Ameisen. Ungewappnet stehe ich vor all den Parasiten,
     die sich an mir laben möchten. Der Wind zermürbt mich. Der Regen lässt mich faulen. Die Vögel picken an mir herum. Die Sonne
     verbirgt sich hinter den Wolken. Wo ist Chauncey Gärtner? Und Peter Sellers?
    Ich welke.
    Resigniert. Erodiert. Blutleer. Vertrocknet. Ausgehöhlt. Stumm.
    Ich sterbe.
    Gibt es eine Medizin dagegen? Einen Zaubertrank? Ein Antidot?
    Ich will nicht ihr Wasser sein.
    Clelia gefällt mir, aber eine unbezwingbare Unruhe umfängt mich. Ist stärker als ich. Ein Gefühl des Erstickens und der Angst
     überkommt mich. Eine Urangst, die mich verschlingt. Drohend über mir schwebt.
    Von wegen jahrhundertealte Pinie, ich bin nur der kleine Nino, orientierungslos und vom Leben hierhin und dorthin geworfen.
     Ich bin ein Unglücksrabe. Ein Lasttier des Lebens. Sinnlos schreie ich mein I-Ah hinaus. Das Böse wächst unmäßig. Wie ein
     Tumor, der Tag für Tag an mir zehrt. Bald schon wird er mich in Besitz nehmen.
    Gebrochen. Furchtsam. Besiegt.
    Aber was stört mich eigentlich? Was schreckt mich derart? Die Verantwortung, mit einem anderen menschlichen Wesen eine Beziehung
     zu führen? Das Gewicht einer ethisch-amourösen Verpflichtung? Was macht mich denn so blind und taub angesichts der Liebe?
     Warum gebe ich mich ihr nicht hin, dieser Liebe?
    Krank, dumm, verrückt, bedrängt: so fühle ich mich.Ich, Nino, Märtyrer meiner selbst. Eines Wesens, das ich nicht mag und das mir so vertraut ist. Unbewältigt. Altbekannt. Sollte
     man im Leben denn nicht vorankommen? Wachsen? An sich arbeiten? Sich verbessern?
    Ich bin unfähig.
    Wieder bin ich eine Geisel der Autonomie der Unrast.
    Ich schaffe es nicht. Ich schaffe es einfach nicht

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