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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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Luftentfeuchter.
    Ein phantastischer Ort. Man fühlt sich, als stände man in der Höhle von Theaterdirektor Feuerfresser.
    Steht man aber nicht.
    »Ich bin vierundfünfzig Jahre alt und schon Großvater …«
    Er mustert mich wieder. Ich tue unbeteiligt und sehe mich mit wichtigtuerischer Miene um.
    »Bist du auch Musiker? Warum habe ich dich noch nie gesehen? Du spielst doch etwa kein Blechblasinstrument oder Klavier?«
     Er dreht mir wieder den Rücken zu.
    Aus seinen Worten spricht latente Verachtung. Clelia verzieht entschuldigend das Gesicht, um die Situation zu entschärfen,
     und lächelt mir zu.
    »Nein, ich bin Buchhändler.«
    »Buchhändler?« Er dreht sich jäh um und sieht mich an, dann Clelia. Er ist überrascht.
    »Was willst du mit einem Buchhändler? Du brauchst einen Violinisten als Partner, das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Bebbo, fang bitte nicht wieder damit an.«
    »Und was spricht gegen einen Buchhändler?«, frage ich ansatzweise gereizt.
    Was will dieses blöde Rassistentier von mir?
    »Weil Musik nicht dein Leben ist, deswegen.«
    »Man lebt nicht von Musik allein, es gibt noch anderes …«
    »Dass ich nicht lache. Wenn du Musiker bist, gibt es nichts anderes.«
    Clelia macht einen Schritt zu mir. Sie nimmt meine Hand und drückt sie fest.
    »Komm, Bebbo. Lass gut sein und zeig mir jetzt das Cello.«
    »Du hättest mit Alessio zusammenbleiben sollen. Er ist der richtige Mann für dich. Eine Erste Geige!«
    Das ist zu viel. Ich will einen ordentlichen Streit vom Zaun brechen, doch Clelia hält mich auf. Sie guckt lieb, fleht um
     Verständnis, will mich besänftigen.
    »Ich warte draußen auf dich«, sage ich aufgebracht und schicke mich an, zu gehen, doch sie hält mich zurück.
    »Warte.«
    Bebbo schnauft und verschwindet im Hinterzimmer.
    »Was zum Teufel will der Kerl? Den schlage ich zu Brei.«
    »Bitte. Er ist ein Griesgram, aber eine herzensgute Seele. Er hat mich aufwachsen sehen und glaubt, er müsse mir immer noch
     Ratschläge geben. So ist er nun mal. Du wirst sehen, er hört jetzt auf damit.«
    »Wenn er noch einmal deinen Ex erwähnt, schlage ich ihm eine seiner Geigen um die Ohren. Oder besser noch einen Kontrabass.«
    Clelia gibt mir einen Kuss auf die Wange. Sie behandelt mich wie ein eigensinniges Kind, das seine Medizin nicht nehmen will.
     Ach was, Medizin, das hier fühlt sich an wie Rizinus. Dummes Arschloch.
    Jetzt kommt er mit seinem blöden Schnauzer zurück. Er hat einen Cellokoffer bei sich.
    »Das ist es«, sagt er mit feierlicher Stimme.
    Das ist es …
Was denn schon? Ein Stück Holz, das Töne machen kann. Blödes
das ist es
.
    Clelias Augen glänzen. Ich trete beiseite.
    Sie öffnet den Instrumentenkoffer und nimmt unter Bebbos wohlgefälligen Blicken das Cello heraus. Wiegt esin den Händen. Sieht es sich genau an. Berührt es, als wolle sie es streicheln. Dann setzt sie sich.
    Bebbo gibt ihr einen Bogen. Clelia sieht mich an, um mich an dem Geschehen teilhaben zu lassen. Sie wird gleich auf einem
     außergewöhnlichen Cello spielen, einem Cello, das ungefähr so viel wert ist wie eine Dachgeschosswohnung in Rom, Paris oder
     New York. Ein kostbares Stück. Gebaut von Andrea Amati aus Cremona, vor mehr als fünfhundert Jahren. Ein unglaubliches Instrument.
    Ich beruhige mich. Ich bin ihr Komplize, Freund, Bruder und Liebhaber. Mein Herz klopft mit ihrem. Ich hauche ihr einen Kuss
     zu und lächle.
    Clelia holt tief Luft. Sie konzentriert sich und beginnt das Präludium aus der Suite Nr. 1 in G-Dur von Bach zu spielen. Eines
     meiner Lieblingsstücke.
    Wunderschön.
    Alles ist Melodie. Harmonie. Anmut. Schönheit.
    Clelia verwandelt sich. Sie wird eins mit dem Instrument, das an ihrer Brust ruht. Sie spielt mit Hingabe, Eleganz und Stärke.
     Ihre Finger klettern über den Hals mit Meisterschaft und Liebe. Mit Leidenschaft. Die Töne schweben durch die Luft. Ich kann
     quasi sehen, wie sie sich emporschwingen, klingen und dann verschwinden, um den nächsten Platz zu machen.
    Reine Magie.
    Bebbo sieht sie bewundernd an. Dann sieht er mich an. Er lächelt mir zu. In seinem Lächeln ist kein Groll mehr, nur Freundschaft.
     Freude. Er sieht beinah bewegt aus. Ich bin es.
    Ich betrachte wieder Clelia, ganz genau. Ich liebe sie. Sie ist in einer Art ekstatischer Trance. Blickt niemanden an. Nur
     das Violoncello, oder nach vorne. Aber sie ist nicht hier. Wer weiß, wo sie hingegangen ist, sie mit ihrer Musik?
    Und wenn Bebbo nun recht hätte? Was will sie

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