Komm, ich zeig dir die Liebe
wollen.
Wunderbar.
„O Liebling, ich bin ja so froh, dass du da bist”, sagte ihre Mutter, und Kathy versuchte, der Braut wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.
„Ich auch, Mom.” Während sie ihre Mutter betrachtete, fiel ihr auf, dass sich Spring diesmal ganz anders verhielt als bei ihren vorherigen Hochzeiten. Spring schien es tatsächlich kaum noch erwarten zu können, die Worte zu sagen, die sie inzwischen bestimmt schon auswendig kannte.
„Ich weiß, dass ich das schon öfter gesagt habe”, gestand Spring ihrer Tochter, „aber diesmal glaube ich wirklich, dass es anders ist. Diesmal ist es für immer.” Sie warf ihrem zukünftigen Mann einen liebevollen Blick zu, und Kathy sah, wie ihre Augen dabei strahlten.
Frank Butler hakte Spring unter und lächelte Kathy freundlich an. „Es bedeutet deiner Mutter sehr viel, dass du heute dabei bist”, erklärte ihr neuer Stiefvater. „Und auch ich freue mich, dass du uns begleitest.”
„Das ist doch selbstverständlich”, erwiderte Kathy und betrachtete den Mann aufmerksam.
Frank Butler sah anders aus, als sie erwartet hätte. Er war um die sechzig, hatte einen stattlichen Bauch, und nur noch ein schmaler Haarkranz schmückte seinen Hinterkopf. Spring warf er so bewundernde Blicke zu, als wäre sie die schönste Frau, die er jemals kennen gelernt hatte.
Vielleicht wird es diesmal ja wirklich halten, dachte Kathy voller Hoffnung. Vielleicht hat Mom endlich ihr Glück gefunden.
Als das Paar seinen Platz vor dem Altar einnahm, stellte sich Kathy in eine der Kirchenbänke und beobachtete die Zeremonie. Doch sie war so in Gedanken versunken, dass sie nur mit halbem Ohr hinhörte. Im Geist beschäftigte sie sich damit, was Brian ihr an den Kopf geworfen hatte, und sie musste schließlich zugeben, dass er in fast allem Recht hatte.
Sie war wirklich ein Feigling. Als sie sah, wie ihre Mutter mit ihrem frisch angetrauten Ehemann die Ringe tauschte, schössen Kathy Tränen in die Augen, und sie musste Brian zustimmen. Spring hatte nie aufgehört, nach der wahren Liebe zu suchen. War es nicht doch besser, diesen Weg zu gehen, als aus Angst vor Verlust davonzurennen? Und das auch noch, obwohl sie das Glück gehabt hatte, ihre große Liebe gefunden zu haben?
Jetzt saß sie in ihrem hübschen elfenbeinfarbenen Kostüm allein da. Kathy strich über den Satinstoff und seufzte. Ein Hochzeitskleid ohne Hochzeit. Traurig.
Was war eigentlich schlimmer? Der großen Liebe absichtlich zu entsagen oder von ihr verlassen zu werden? Spring hatte ihr Leben lang danach gesucht, was sie, Kathy, bereits gefunden und wieder weggeworfen hatte.
Verwirrt lächelte sie ihrer Mutter zu, als diese am Arm ihres Mannes zum Ausgang der Kirche schritt. Sie wollte den beiden folgen, blieb dann aber wie angewurzelt stehen und ließ ihren Blick über die kitschige Einrichtung der kleinen Hochzeitskapelle schweifen. Wenn sie nicht so verbohrt gewesen wäre, hätte sie in diesem Moment neben Brian am gleichen Altar gestanden.
Sie hätte eine Familie gehabt. Sie wäre mit dem Mann zusammen gewesen, den sie liebte.
Sie wäre Mutter geworden. Sie hätte alles gehabt, wovon sie immer geträumt hatte. Doch jetzt war sie allein, und es war auch noch ihre eigene Schuld.
Ihr zitterten die Knie, als sie nun zum Ausgang ging. Sie wollte ihrer Mutter noch gratulieren und sich auch bei ihr dafür entschuldigen, dass sie früher immer so streng und verständnislos gewesen war, wenn ihr Spring wieder einmal begeistert von der nächsten anstehenden Hochzeit erzählt hatte. Dann wollte sie nach Hause fahren und mit Brian reden.
Vielleicht vermisste er sie ja genauso wie sie ihn. Vielleicht würde er ihr ihre Dummheit und ihren Trotz verzeihen, und sie könnten noch einmal von vorn anfangen.
Als sie in das grelle Licht hinaustrat, blinzelte sie gegen die Sonne. Bevor sie sich an die Helligkeit gewöhnen konnte, stolperte sie. Jemand fing sie auf, und sie spürte sofort, wer es war, trotz der vielen kleinen Sternchen, die vor ihren Augen tanzten.
„Brian?” flüsterte sie und wusste einen Moment lang nicht, ob er nicht doch nur ihrer Phantasie entsprang.
„Das reicht jetzt”, sagte er mit seiner tiefen Stimme.
„Du bist es.” Und ihr Herz fing wie wild zu schlagen an.
„Natürlich bin ich es”, erwiderte er trocken, und als das Kind auf seinem Arm gluckste, fügte er hinzu: „Und Maegan.”
„Und Maegan”, wiederholte Kathy. Ihr wurde ganz heiß vor Glück. Es war, als wäre sie
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