Komm, trau dich
dunkelbraune Augen und ihre vollen roten Lippen. „Ja, du gefällst mir. Zufrieden?" Insgeheim zerbrach er sich den Kopf darüber, was die ganze Sache verursacht hatte. Vielleicht das Date, das sie am Freitag hatte? Ihren Worten zufolge war nicht viel passiert. Sie hatte den Mann zwar nett gefunden, aber ihr waren nicht gerade die Knie weich geworden.
Vielleicht war die Clique daran schuld. Katy, die ganz wild darauf war, jedem Ratschläge zu erteilen, da sie offenbar nichts anderes las als Selbsthilfebücher. Oder Ben, Katys Mann, der einem seinen Rat zwar nicht aufzwang, aber das Bedürfnis hatte, Lee ständig Verabredungen mit Männern zu vermitteln, die sie nicht kannte. Es könnte auch Susan sein, obwohl das eher unwahrscheinlich war. Sie hatte den Männern seit ihrer Scheidung völlig abgeschworen. Zu guter Letzt war da noch Peter, der einzige Mann in ihrer Clique, der romantischer war als Lee.
Auf der anderen Seite sah diese Wahnsinnsidee mit dem Sex Lee durchaus ähnlich.
„Du sagst das nicht nur, um höflich zu sein?" hakte sie nun nach.
„Was habe ich denn gesagt?"
Lee drohte ihm mit ihrem Löffel, wobei sie winzige Spritzer von ihrer Zitronencreme quer über den Tisch fliegen ließ. „Du hast gesagt, ich gefalle dir als Frau. Und ich habe dich gefragt, ob du das nur aus Höflichkeit gesagt hast."
Er musste lachen. „Höflichkeit? Dir gegenüber? Als ob du wüsstest, was das ist, wenn sie dir begegnet."
„Schön. Das ist gut. Du gefällst mir nämlich auch."
Wow! Das hatte er nicht erwartet. Und er war so erfreut, dass es ihm sekundenlang den Atem nahm. Er gefiel ihr? Aber wieso sollte das überhaupt wichtig sein? Was, zum Teufel, ging hier vor? Wer war diese fremde Frau? „Könnten wir das Ganze nicht ein wenig bremsen?
Ich brauche etwas Zeit, um mich in dieser Unterhaltung zurechtzufinden."
Sie nickte und nahm einen Löffel von ihrem Dessert, als ob dieses Gespräch nicht das Unglaublichste wäre, das sie je zusammen erlebt hatten. „Klar. Ich wollte damit auch nur ausdrücken, dass es irgendwie keinen Sinn ergibt. Hab ich Recht? Warum sollten wir weiter wie Mönche leben? Es steht nirgendwo geschrieben, dass Freunde nicht zusammen schlafen dürfen, oder? Du weißt schon. Keinerlei Bindung.
Wir wären trotzdem nur Freunde wie immer."
„Wir teilen nur unsere Schlafzimmergeheimnisse?"
„Genau."
„Und unsere körperlichen Bedürfnisse."
„Richtig. Und wir teilen sie nicht nur miteinander, sondern stimmen sie aufeinander ab."
„Oha." Sie verwirrte ihn zunehmend. Er kannte Lee seit dem ersten Semester auf der New York University. Er hatte drei sehr schmerzliche Beziehungen lang an ihrer Seite gestanden. Er war der Mann, zu dem sie Zuflucht suchte, wenn alles schief ging. Und sie war auch für ihn immer da gewesen.
Es gab niemanden auf der Welt, der ihm mehr bedeutete als Lee und die anderen ihrer Clique, die seit den ersten Collegetagen zusammen waren - Katy, Ben, Susan und Peter. Alle sechs gingen sie zusammen durch dick und dünn. Sie verrieten sich die intimsten Einzelheiten.
Seine Freunde waren die größte Freude in seinem Leben, sein Sprachrohr, seine Vertrauten, die für ihn durchs Feuer gehen würden.
Aber Lee war etwas Besonderes. Sie war sein Felsen in der Brandung.
Und jetzt wollte sie das ändern? Es ergab einfach keinen Sinn.
Sie runzelte die Stirn. „Du klingst nicht sehr begeistert, Trevor."
„Vielleicht deshalb, weil ich die Fähigkeit, zusammenhängend zu denken, momentan verloren habe."
„Warum?"
„Oh, kein besonderer Grund", murmelte er verlegen, während noch mehr Blut sein Hirn verließ und gen Süden wanderte. „Ist es wegen eines Babys? Steht deine biologische Uhr auf fünf vor zwölf oder so?"
Lee überlegte einen Moment. „Nein. Zumindest glaube ich das nicht.
Ich träume nicht davon, ein Baby zu haben. Nein, ich denke, es ist einfach Sex."
„Ach so."
„Was sagst du denn nun dazu?"
Er trank bedächtig seinen Kaffee. Sie meinte es also wirklich ernst, so viel konnte er sehen. Außerdem war sie übergeschnappt, aber das war jetzt egal. Sie wartete auf seine Antwort, und es fiel ihm schlichtweg keine ein. Der Gedanke, mit Lee zu schlafen, war ihm natürlich schon früher gekommen. Er war ja nicht blind. Lee war eine schöne Frau. Aber sollte er es tatsächlich tun?
„Na?"
„Ich weiß nicht", sagte er schließlich.
„Ist dir nie der Gedanke gekommen? Ganz ehrlich, Trevor. Nicht ein einziges Mal?"
„Natürlich habe ich daran gedacht.
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