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Komm, trau dich

Komm, trau dich

Titel: Komm, trau dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Leigh
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Schläfe, aber irgendwie steigerte das noch seine Ausstrahlung... Alles in allem war er ein bemerkenswertes Exemplar von Mann. Wer hätte das gedacht? Hatte sie ihn wirklich die ganze Zeit über als selbstverständlich hingenommen? Kein Wunder, dass er von allen möglichen Frauen gejagt wurde. Er war intelligent, gut aussehend, freundlich und witzig. Er war alles, was man sich von einem Freund erhoffte. Oder von einem Liebhaber.
    „He, was ist los?"
    Lee zuckte bei Trevors Worten leicht zusammen und stolperte. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie unbewusst auf Schritt-Tempo heruntergegangen war.
    Er blieb vor ihr stehen, die Hände auf die Hütten gestützt, die Stirn besorgt gerunzelt. „Bist du okay?"
    Sie nickte. „Ich hab nur ein bisschen vor mich hingeträumt."
    „Mach das später. Ich würde diesen Lauf gern heute noch zu Ende bringen."
    „Okay, reg dich nicht auf." Sie fing wieder an zu joggen, und in einer Sekunde war sie an seiner Seite, und sie verfielen in ihren gewohnten Rhythmus.
    „Woran hast du denn so intensiv gedacht?" fragte er.
    Lee überlegte, ob sie es ihm sagen sollte, entschied sich aber dagegen. Wie sollte sie ihm eingestehen, dass sie ihn all die Jahre nie richtig angesehen hatte? Er würde beleidigt sein, und das mit vollem Recht. „Ach, an nichts", sagte sie. „An die Arbeit."
    „Aha", meinte er. „Und ich habe mir eingebildet, dass du an mich gedacht hast."
    „An dich? Warum sollte ich an dich denken?"
    „Weil ich ein vielschichtiger Mann in einer vielschichtigen Welt bin."
    „Wo hast du denn das gelesen? In ,Psychologie heute'?"
    „Wenn du es genau wissen willst, in meinem Horoskop."
    „Aha."
    Trevor legte ein wenig Tempo zu, und sie hörten auf zu plaudern, weil sie all ihren Atem zum Joggen brauchten.
    Mit Trevor schlafen. Ihn nackt sehen. Ihn berühren, küssen, liebkosen. Ihre Gedanken gingen sofort wieder den gleichen Weg.
    Wenn er nun komische Geräusche machte? Ihr letzter Freund hatte jedes Mal einen seltsamen Jauchzer von sich gegeben, wenn er den Höhepunkt erreichte. Manchmal hatte sie den Wunsch gehabt, ihm mit irgendetwas den Mund zu stopfen. Andererseits hatte sie das auch dann tun wollen, wenn sie nicht mit ihm im Bett war. Sie war immer noch wütend auf sich, weil sie so lange mit Carl zusammengeblieben war. Er war ein absoluter Mistkerl, aber das hatte sie leider erst nach fast einem ganzen Jahr gemerkt.
    Nur wegen einer Sache schuldete sie ihm Dank. Er war sozusagen der Katalysator gewesen, durch den sie endlich eine Entdeckung machte, die ihr Leben veränderte. Nach ihrer hässlichen Trennung hatte sie nämlich endlich erkannt, dass sie für eine romantische Beziehung nicht geschaffen war. Sie war einfach nicht gut darin.
    In allen anderen Bereichen ihres Lebens war sie dagegen kompetent.
    Sie war eine erfolgreiche Börsenmaklerin, besonders im High-Tech-Bereich, sie hatte die wundervollsten Freunde und keine schlimmen Laster. Im Großen und Ganzen war sie sehr zufrieden damit, wie die Dinge lagen. Aber Liebe? Auf keinen Fall.
    Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass man ein Talent für die romantische Liebe haben musste, so wie manche Leute ein Talent fürs Malen oder Singen hatten. Es musste genetisch bedingt sein, so wie blondes Haar oder große Füße. Es war also nicht ihr Fehler, dass sie völlig unpassende Männer für sich aussuchte und jegliche Vernunft verlor, sobald ihre Gefühle mit im Spiel waren. Nachdem sie das akzeptiert hatte, bekam alles in ihrem Leben die Bedeutung, die ihm zustand.
    Das einzige Problem war, dass ihr der Sex fehlte. Was sie wieder zu Trevor zurückbrachte.
    Wenn sie sich auf Trevor nicht verlassen konnte, dann war die Welt wirklich verrückt geworden. Er würde ihr niemals wehtun, sondern immer voller Rücksicht sein. Sie vertraute ihm bedenkenlos. Und sie wusste, dass er entschieden gegen die Ehe war. Das hatte er ihr unzählige Male versichert. Seine Position stand also fest, und er war bis jetzt noch nie von ihr abgewichen. Alles war vollkommen.
    Warum zögerte sie dann noch?
    Sie erreichten die letzte Kurve und wurden immer langsamer, bis sie nebeneinander gingen. Trevor war Anhänger von Stretch-Übungen, und obwohl sie viel zu ungeduldig für diese letzten fünfzehn Minuten war, machte sie pflichtbewusst jede Bewegung mit. Mehr um Trevor einen Gefallen zu tun.
    Während sie aus den Augenwinkeln sah, wie er sich ins Gras setzte und sich tief über sein rechtes Bein beugte, fragte sie sich, ob sie

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