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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Wimpern. „Ich habe ihn bis jetzt nicht gefragt, wieviel Geld er in der Tasche hat. Es ist mir auch gleichgültig. Er ist jung und sieht fabelhaft aus. Ich glaube, diesmal war es Liebe auf den ersten Blick.“
    „Wie heißt er?“ fragte Liz Etty mit großen Augen.
    Umsonst wartete sie auf eine Antwort. Der Name wurde nicht erwähnt. Diese Tatsache sollte der Polizei später viele Schwierigkeiten machen. Geschmeidig schlüpfte Kate Hugard aus dem spärlichen Flitterkostüm, duschte unter der heißen Brause den Körper ab, frottierte die samtweiche Haut und begann sich dann in aller Eile anzukleiden. Sie kümmerte sich nicht mehr um die anderen. Sie war schon weit weg mit ihren Gedanken. Zehn Minuten später verließ sie die Austern Bar durch den Hinterausgang. Sie trat auf den Sodom Wall hinaus, der die rückwärtigen Häuserfronten vom Steilufer der Themse trennte. Es war eigentlich nur ein schmaler finsterer Gang, der am Fluß entlangführte. Ein brusthohes Geländer sicherte die Passanten vor dem Sturz in die gefährlichen Fluten. Kate Hugard hatte diese berüchtigte Gasse eigentlich nie leiden können. Seit sie in der Austern Bar auftrat, war ihr dieser düstere Uferweg immer feindselig und unheimlich erschienen. Auch heute blickte sie sich beklommen um. Das Gurgeln der schiefergrauen Fluten klang ihr überlaut in den Ohren. Sie strebte hastig vorwärts. Sie hielt sich eng an die Häuser. Ängstlich nahm sie Abstand von dem eisernen Geländer.
    „Guten Abend!“ sagte plötzlich eine dunkle Stimme neben ihr. „Wie nett, daß du so pünktlich bist. Ich mußte keine drei Minuten warten.“
    Kate Hugard atmete erleichtert auf. Ihre Angst war verflogen. Sie fühlte sich mit einemmal sicher und geborgen. Lächelnd ging sie neben dem hochgewachsenen Mann dahin. Kraft und Selbstvertrauen strömten von ihm aus. Sein verschlossenes Gesicht wirkte ernst und energisch. Die dunkle Stimme war wie ein zärtliches Streicheln.
    „Wohin gehen wir?“ fragte Kate Hugard.
    Ihr Begleiter deutete auf ein graues Gebäude, das von der Austern Bar nur ein paar Schritte entfernt war. Es ging ebenfalls mit der Rückfront auf die Themse hinaus. „Mulatten Klub“ stand über dem Hintereingang. Die Schrift war abgeblättert und brüchig. Man konnte sie kaum noch entziffern.
    Kate Hugard verhielt zögernd ihre Schritte. „Ich war noch nie in diesem Lokal“, sagte sie scheu. „Es sollen dort nur Farbige verkehren. Liz Etty erzählte mir wahre Greuelgeschichten über das Treiben in diesem Haus...“
    „Unsinn“, erwiderte der Mann an ihrer Seite. „Wovor solltest du dich fürchten? Ich bin ja dabei.“
    Er blickte zum wolkenverhangenen Himmel auf. „Es wird gleich zu regnen beginnen“, meinte er. „Da kann es nur gut sein, wenn wir ein Dach über dem Kopf haben. Komm!“
    Er zog sie einfach mit sich fort. Und er behielt recht mit seiner Voraussage. Sie standen kaum im Eingang des grauen Gebäudes, da peitschten die ersten Sturmböen über den Fluß. Jäh begann der Regen zu fallen. Hart prallten die Tropfen auf das Pflaster.
    „Du bist eben doch klüger als ich, James“, sagte Kate Hugard mit weicher Stimme. „Wir bleiben hier nur so lange, bis der Regen aufgehört hat, nicht wahr? Versprichst du mir das?“
    Sie wartete auf keine Antwort. Sie blickte beklommen in die rauchverschleierte Gaststube hinein, die den stolzen Namen Mulatten Klub führte. Früher war dieses Haus tatsächlich eine Herberge für Neger und Mischlinge gewesen, die als Matrosen auf Afrikadampfern fuhren. Seit ein paar Jahren aber verkehrten alle möglichen Leute hier: Malaien und Chinesen, Kreolen und Mestizen, Schwarze, Braune und Gelbe.
    Die zahlreichen Gäste schnatterten in allen Sprachen durcheinander. Sie kümmerten sich kaum um die eintretenden Gäste. Und dennoch hatte Kate Hugard das beklemmende Gefühl, als würde sie von allen Seiten lauernd beobachtet. Dabei war sie durchaus nicht die einzige weiße Frau in dem großen Raum. Ganze Horden von billigen Flittchen aus dem Hafenviertel drängten sich an den Tischen. Im Hintergrund plärrte ein Musikautomat die unverschämtesten Lieder. Kate Hugard ließ sich schüchtern neben ihrem neuen Freund nieder. Sie war auf einmal wieder voller Zweifel und Bedenken. Was mußte er für ein Mann sein, wenn er sich hier wohlfühlen konnte. Hatte er dieses Lokal wirklich nur aus purem Zufall gewählt? Oder war er schon öfter hier gewesen? Trieb er mit den Farbigen etwa heimliche Geschäfte? Kate Hugard beugte

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