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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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eigentlich?“
    „Kommissar Morry.“
    „Ach.“
    Drei, vier Gesichter wandten sich ihm halb mißtrauisch, halb bewundernd zu.
    „Stimmt das, Sir? Sind Sie wirklich der berühmte Detektiv aus dem Yard?“
    Kommissar Morry mußte wohl oder übel seinen Ausweis zeigen. Erst dann konnte er wieder weitersprechen.
    „Wen vermissen Sie also?“ fragte er zum zweitenmal.
    „Kate Hugard“, klang es aufgeregt zurück.
    Morry nickte gedankenvoll. Es stimmte also. Diesmal war er auf der richtigen Fährte. Das Mädchen, das man aus der Themse geborgen hatte, war noch gestern auf der Bühne der Austern Bar gestanden.
    „Was ist mit Kate Hugard, Sir? Warum kommt sie nicht? Wir haben keinen Ersatz für sie. Ist sie krank?“
    „Sie ist tot“, sagte Morry leise.
    „Tot?“ Vielstimmig hallte ihm dieses Wort entgegen. Es drückte Angst und Erschrecken aus. Ungläubige und furchtsame Augen hefteten sich auf den Kommissar. Lähmendes Schweigen hing auf einmal über dem Raum.
    „Sie ist tot“, sagte Morry noch einmal mit ernster Betonung. „Wir fanden sie am Themseufer hinter der Austern Bar. Sie hat Selbstmord begangen.“
    Die Mädchen standen wie erstarrt. Sie schauten den Kommissar an, als rede er in einer völlig fremden Sprache.
    „Selbstmord?“ fragte Liz Etty mit gerunzelten Brauen. „Das glauben Sie doch selbst nicht, Sir. Kate Hugard hat sich gestern Abend nach Schluß der Vorstellung von mir verabschiedet. Sie war froh und glücklich. Sie wollte sich mit einem neuen Freund treffen, der sie am Hinterausgang erwartete.“
    Morry horchte auf. Sein Blick wandte sich Liz Etty zu. Forschend musterte er ihre hübsche Erscheinung. Sie war fast so jung wie Kate Hugard, aber noch viel hübscher. In ihrem blonden Haar tanzten tausend goldene Funken. Die blauen Augen waren tief und klar wie ein See in der Sommersonne.
    „Kannten Sie diesen Mann?“ fragte Morry rasch.
    „Nein, Sir. Ich sagte Ihnen doch, daß es ein neuer Freund war. Kate hatte ihn erst einmal vorher getroffen. Angeblich war er ihre große Liebe. Sie erzählte mir, daß er ein junger Mann von bestechendem Aussehen wäre.“
    „Seinen Namen hat sie nicht genannt?“
    „Nein, Sir. Sie war sehr in Eile. Sie wollte den Mann nicht warten lassen.“
    „Wissen Sie, wohin sie mit ihrem Freund gehen wollte?“
    „Nein, Sir. Auch das hat sie nicht gesagt.“ , Kommissar Morry zog sein Notizbuch, um sich den Namen und die Adresse dieser wichtigen Zeugin aufzuschreiben.
    „Sie bleiben also dabei, daß ein Selbstmord Kate Hugards für Sie nicht in Frage kommt?“ „Ja, Sir! Unbedingt. Ein Mädchen, das so verliebt ist, wie es Kate gestern abend war, springt nicht bei Nacht und Nebel in die Themse. Auf keinen Fall aber hätte sie für dieses Vorhaben den Sodom Wall gewählt. Sie fürchtete sich immer vor dieser dunklen Gasse. Es scheint fast, als hätte sie eine düstere Vorahnung gequält. Wenn sie konnte, machte sie immer einen weiten Bogen um den Sodom Wall.“
    Kommissar Morry klappte sein Notizbuch zu. Er war für den Augenblick sehr zufrieden. Er hatte mehr gehört, als er erwartet hatte. Langsam wandte er das Gesicht den anderen Mädchen zu. Sie standen in Reih und Glied vor ihm, wie gut gedrillte Rekruten. Jetzt hatten sie alle ihre bunten Flitterkostüme an. Ihre Gesichter wirkten blaß und farblos unter der Schminke. Ihre Augen blickten noch immer erschreckt und furchtsam.
    „Haben Sie noch irgendwelche Aussagen zu machen?“ fragte Morry eindringlich.
    Es meldete sich niemand. Sie konnten nur bestätigen, daß Kate ein lieber Kerl und eine gute Kollegin gewesen war. Ihr Tod käme völlig überraschend. Niemand hätte mit einer solch entsetzlichen Nachricht gerechnet.
    „Ich kann“, sagte Kommissar Morry, „Ihnen nicht verbieten, in Zukunft mit jungen Männern auszugehen. Ich würde Ihnen aber raten, sich diese Herren genau anzusehen. Der schönste und eleganteste Gentleman kann ein Mörder sein. Denken Sie an Kate Hugard. Erinnern Sie sich stets an ihr trauriges Schicksal. Ich wünsche, daß Ihnen ein solches Ende erspart bleibt.“
    Er machte eine knappe Verbeugung und ging mit raschen Schritten aus dem Raum.
    Vielleicht habe ich zuviel gesagt, überlegte er, als er durch das alte Gebäude schritt. Es ist noch immer nicht erwiesen, ob Kate Hugard tatsächlich einem Mörder zum Opfer fiel. Es ist nur eine Vermutung. In tiefe Gedanken versunken ging er auf das Büro des Geschäftsführers zu, um ihn von dem tragischen Ableben der Tänzerin zu

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