Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
Kommissar Morry
Der Judas von Sodom
G.E. MORRY
KRIMINALKOMMISSAR
Der Judas von Sodom
Der Sodom Wall in Wapping scheint eine magische Anziehungskraft auf junge Mädchen auszuüben, die ihrem Leben freiwillig ein Ende setzen wollen. Dreimal findet man an dieser düsteren Stelle die angeschwemmten Leichen von Selbstmörderinnen, die aus Verzweiflung oder Liebeskummer den Tod in den grauen Fluten der Themse suchten. Bis dann plötzlich Zweifel auftauchen, ob diese Frauen wirklich freiwillig aus dem Leben schieden. Man findet merkwürdige Verletzungen an den Körpern der Todesopfer. Rühren diese Verletzungen vom Sturz in den Fluß her? Oder sind es die verräterischen Spuren eines Mörders? Kommissar Morry sieht sich gezwungen, alle Spitzel, die für die Polizei arbeiten, im Sodom Viertel einzusetzen. Er verachtet die Verräter, doch er braucht sie. Er hetzt sie hinter den Tanzmädchen der Austern-Bar her und läßt ihre Liebhaber beschatten. Nacht für Nacht kontrollieren Sonderstreifen die berüchtigte Ufergasse. Und dennoch geschieht ein Mord um den ändern. Immer wieder sind es junge Frauen, die einem unbekannten Mörder zum Opfer fallen. Das träge Wasser des Flusses ist verschwiegen; es gibt sein Geheimnis nicht preis. Wie es Kommissar Morry dann doch noch gelingt, einem abgefeimten Mörder Schach zu bieten, das ist der Höhepunkt dieses außergewöhnlich fesselnden Romans.
Kommissar Morry
Der Judas von Sodom
Kriminalroman
MERCEDA - VERLAG Albachten b. Münster i. Westf.
Rechte, insbesondere die der Übersetzung und Verfilmung, Vorbehalten.
Nachdruck verboten. Copyright by Heinz Borgsmüller, Merceda-Verlag Albachten b. Münster i. W.
Die Männer in Sodoms Austern Bar benahmen sich an diesem Abend wie die Verrückten. Sie trampelten und schrien, sie pfiffen im Chor, sie warfen begeistert ihre Hüte in die Höhe. Überdies bekamen sie Stielaugen, sooft sie auf die kleine Bühne blickten. Ihre Gesichter waren schweißnaß vor Aufregung, ihre Gemüter aufgepeitscht vom Wirbel der heißen Musik und der stickigen Atmosphäre des verdunkelten Saales. Da und dort kippte eine Flasche um, irgendwo gingen ein paar Gläser in Scherben, und im Hintergrund der knüppeldick vollgepfropften Bar bekam ein Kellner einen Wutanfall. Schuld an diesem ganzen Getöse waren die zwölf blitzsauberen Girls, die leichtgeschürzt auf den Bühnenbrettern herumhüpften. Nicht, daß sie zum erstenmal in der Austern Bar aufgetreten wären! Nein, sie waren schon eine ganze Weile da. Seit Monaten bereits tollten sie in diesem Lokal herum und hielten die Männer zum Narren. Aber die Tänze, die sie heute vorführten, waren noch nicht dagewesen. Sie stammten aus Südamerika und waren wie das Klima in den Tropen. Verführerisch wirbelten die nackten Beine hoch, verlockend wiegten sich die schlanken Hüften, kokett dehnten sich die geschmeidigen Körper. Erstaunlich, was diese zwölf Mädchen zuwege brachten. Sie tanzten nicht besser und auch nicht schlechter als andere Ballettratten auch. Trotzdem ging ein betörender und sinnverwirrender Hauch von ihnen aus. Als die Musik jäh abbrach und der Vorhang niederfiel, heulten die Zuschauer entrüstet auf. Sie wollten noch mehr sehen. Sie konnten nicht genug bekommen. Hungrig reckten sie die Hälse. „Zugabe!“ brüllten sie. „Da capo! Heraus mit den Girls! Sie sollen noch mal antreten!“
Die Zurufe verhallten jedoch ungehört. Hinter dem Vorhang entfernten sich trippelnde Schritte und kichernde Stimmen. Die Mädchen liefen eilig in ihre Garderobe. Für sie war jetzt Feierabend. Da die Austern-Bar eine windige Bude war, gab es für die vielen Mädchen nur einen einzigen Raum. Sie saßen an einem langen Tisch. Da fand man keine, für die man die Hand hätte ins Feuer legen können.
Kate Hugard schminkte sich sorgfältig ab. Prüfend betrachtete sie im Spiegel ihr hübsches Gesicht. Die jungen Lippen waren rot und schwellend, als seien sie schon oft geküßt worden.
„Ich gehe heute Abend noch aus“, sagte sie nachdenklich. „Ich werde von einem Mann am Hinterausgang erwartet.“
Liz Etty, die neben ihr saß, wandte das Gesicht zur Seite. „Ist es der Dicke?“ fragte sie spöttisch.
Kate Hugard schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte sie versonnen. „Es ist ein Neuer. Ich habe ihn bisher erst einmal getroffen.“
„Reich?“ fragte Liz Etty neugierig. „Ist er auch so freigebig wie der Dicke? Hat er dir schon ein Präsent gemacht?“
Kate Hugard senkte die getuschten
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