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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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muß sie auf dem Weg dorthin überfallen haben."
    „Wann ist sie aus dem Haus gegangen?"
    „Gegen zwei Uhr morgens, Sir."
    „Eine etwas ungewöhnliche Zeit für eine junge Dame, um bei Nacht und Regen durch eine einsame Gegend zu laufen."
    „Sie müssen die Vorgeschichte berücksichtigen, Sir. Wir hatten einen Besucher, einen Eindringling, der bei Julia so etwas wie Panik auslöste. Sie fühlte sich bedroht. Mit Recht, wie die furchtbaren Ereignisse beweisen. Ich konnte verstehen, daß sie nicht bei mir im Hause übernachten wollte, und selbstverständlich bot ich ihr an, sie bis zum Hotel zu begleiten. Aber sie hatte die Grenzen ihrer nervlichen Belastungsfähigkeit erreicht, und ich bedaure sagen zu müssen, daß sie in diesem Zustand sogar mir, ihrem Onkel, mißtraute. Deshalb bestand sie darauf, den Weg allein anzutreten."
    „Schildern Sie bitte kurz, was sich in der Nacht ereignete."
    Jonathan Carter gab eine kurze Uebersicht über das Geschehen des Abends; er nannte die Gäste, erwähnte, daß sich Julia gegen Mitternacht zurückgezogen hatte, und stellte fest, daß die Schwierigkeiten in jenem Augenblick begonnen hatten, wo Conway den Schrei vernahm. Er ließ auch den mysteriösen Regenmantel in der Garderobe nicht unerwähnt.
    „Später war er verschwunden", fügte er hinzu. „Sein Besitzer muß ihn geholt haben."
    „Weiter", bat der Kommissar.
    „Ich hoffe, es gelingt mir, die Ereignisse in der chronologisch richtigen Reihenfolge wiederzugeben. Erwähnte ich. schon die unterbrochene Telefonleitung? Sie veranlaßte Burgos, zum nächsten Revier zu fahren. Später stellte sich heraus, daß es sich nur um eine lokale Leitungsstörung handelte. Ja, und dann war das Gesicht am Fenster. Das Gesicht eines Mannes, der einen Hut trug und, nach Miß Brooks Schilderung, einen verstörten, furchtsamen Eindruck machte. Außer von Miß Brooks war der Mann noch von meiner Nichte gesehen worden. Sie war in den Garten gegangen, weil ihr übel war. Als sie den Unbekannten sah, erschrak sie so sehr, daß sie laut aufschrie und flüchtete. Dabei stürzte sie hinter die Mülltonnen und verletzte sich. Damit war zwar der Schrei aufgeklärt, den Conwäy gehört hatte, aber..."
    „Würden Sie mir bitte eine Liste Ihrer Gäste anfertigen? Mit den genauen Anschriften, bitte."
    Carter nickte und drückte auf einen Knopf der Sprechanlage, die ihn mit seiner Sekretärin verband.
    „Bitte eine getippte Liste mit den Anschriften von Burgos, Conway und Miß Brooks", sagte er knapp und stellte dann das Gerät wieder ab. Er blickte den Kommissar an.
    „Ich kann es noch immer nicht fassen. Wer kann nur ein Interesse daran gehabt haben, Julia zu töten?"
    „Das hoffte ich von Ihnen zu erfahren."
    „Von mir?"
    „Sie haben Ihre Nichte doch gewiß sehr genau gekannt. Sie wissen, mit wem sie Umgang pflegte, wen sie mochte und wer ihr zuwider war."
    „Das ist bei Juila gar nicht so leicht zu entscheiden, Kommissar. Ihnen ist ja sicher bekannt, daß sie Regie-Assistentin war. Am Bentford-Theater. Es blieb nicht aus, daß sie in dieser Position eine Unmenge Menschen kennenlernte, teils genauer, teils nur flüchtig. Schauspieler, Autoren, Bühnenarchitekten, Kostümverleiher, Elektriker, Regisseure — eine Kette, die sich beliebig fortsetzen ließe. Es gab Leute darunter, denen sie zugetan war, und es gab solche, die sie nicht einmal mit Handschuhen angefaßt hätte. Sie wissen, wie das beim Theater zugeht. Da gibt es Intrigen, Machtkämpfe, Eifersüchteleien. Eigentlich ist da immer etwas los. Julia war im Grunde ihres Wesens eine verbindliche Natur. Ich habe mir erzählen lassen, daß sie ihre Stellung der seltenen Kunst verdankte, immer wieder vermittelnd beschwichtigen zu können.
    „Es wäre mir lieber, Sie könnten mir einige konkrete Beispiele geben. Wen haßte sie?"
    „Oh... das ist schwer zu sagen, Kommissar. Wirklich schwer. Auf Anhieb fällt mir niemand ein. Es gab Tage, wo sie über einen Kollegen fluchte, und kurz darauf lud sie ihn zum Abendessen ein. Sie war eben ein Theatermensch. Gefühle wurden ebenso rasch erzeugt wie vergessen."
    „Was war das für ein Regenmantel, den Sie in Ihrer Garderobe fanden? Wie konnte er so plötzlich verschwinden?"
    „Dafür gibt es nur eine plausible Erklärung. Der Fremde muß einen Nachschlüssel besessen haben, mit dessen Hilfe er jederzeit durch den Hinterausgang ins Haus gelangen konnte."
    „Finden Sie es nicht ein wenig ungewöhnlich, daß ein Mann, der doch alle Ursache hat,

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