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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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und jagte von Zeit zu Zeit einen leichten Schauer über seine Haut. Es ist ein Jammer, dachte er, daß ich Julia nicht in ihrer Wohnung stellen kann. Es wohnen zu viele Menschen in dem Haus. Ein zehnstöckiges Appartement-Haus mit Einraumwohnungen. Der reine Bienenstock. Ein beständiges Kommen und Gehen.
    Nein, das Haus auf dem Richmond-Hill war gerade richtig für seine Absichten. Aber was würde nun geschehen? Es war kaum damit zu rechnen, daß Julia nach den Erlebnissen dieser Nacht auch weiterhin im Hause des Onkels schlafen würde.
    Sie haben also die Polizei gerufen, dachte er mit einem plötzlichen Gedankensprung. Der Streifenwagen war da. Warum hat Carter den Polizisten eigentlich nichts von meinen Sachen erzählt? Das ist ein Punkt, den ich nicht begreife. Sollte Carter der große Unbekannte sein? War er es, der Julia zu töten versuchte? Nein, das ist kaum vorstellbar. Er braucht Julia. Er hat keinen Grund, sie auszulöschen.
    Im übrigen hätte er kein Alibi gehabt. Aber wer war denn der Unbekannte, wer war der Mann, der Julia würgte? Der Mann im Wagen gähnte, ohne recht zu wissen, ob das Gähnen der Schläfrigkeit oder der inneren Spannung entsprang. War es nicht doch zweckmäßig, jetzt nach Hause zu fahren? Im Grunde genommen war es ein ausgemachter Leichtsinn, um diese Zeit in dieser Gegend mit den feuchten Sachen im Wagen zu sitzen. Angenommen, die Polizei löste wegen der Vorfälle auf Richmond-Hill in der Nähe eine Such- und Fahndungsaktion aus — er würde es schwer haben, seine Anwesenheit und die feuchten Kleider zu erklären.
    Es ist besser, ich verschwinde jetzt, dachte er. Er hob die Hand und legte einen Finger auf den – Starterknopf. In der nächsten Sekunde ließ er die Hand fallen. Er sah, wie ein Mädchen die Straße überquerte. Sie hatte den Kragen ihres olivfarbigen Mantels hochgestellt und trug ein helles Kopftuch. Sie führte einen kleinen Koffer und eine Handtasche bei sich. Aus der Hast ihres Schreitens sprach der Wunsch, möglichst schnell aus der regennassen Nacht ins Trockene zu kommen. Er bückte sich und verknotete die Schnürsenkel seiner Schuhe. Dann öffnete er den Wagenschlag und glitt ins Freie. Er schlug ihn nicht zu, um jedes verdächtige Geräusch zu vermeiden. Dann hastete er dem Mädchen hinterher. Er hielt sich nach Möglichkeit im Schatten der Bäume, ganz besonders dann, wenn er sich dem Lichtkreis einer Laterne näherte.
    Sie befanden sich jetzt in einer langen, schmalen Straße, die zu beiden Seiten von großen Villengrundstücken begrenzt wurde. Es war ein Ausläufer von Richmond-Hill. Hier würde ein Schrei ungehört in der Tiefe der mächtigen Parks verhallen. Niemand, der sich nicht zufällig in der Nähe befand, würde etwas von dem hören, was sich bereits als unumstößliches Geschehen in der Einbildungskraft des Mannes festsetzte.
    Er war ihr jetzt so nahe, daß er jeden Augenblick damit rechnete, gehört zu werden.
    Er mußte dann mit einem Satz bei ihr sein und ihr in dem Moment, wo sie sich umwandte und aufzuschreien versuchte, den Mund stopfen. Warum blickte sie nicht über die Schulter zurück? Ihm schien es, als würde sie die Schritte beschleunigen. Sie hielt den Kopf leicht gesenkt, als wäre sie tief in Gedanken versunken. Ahnte sie etwas von dem, was auf sie zukam? Plötzlich verlangsamte sie den Schritt. Es war, als zögere sie, oder als könne sie nicht fassen, was mit eiskaltem Entsetzen in ihr Bewußtsein drang. Sie wurde verfolgt!
    Tatsächlich begriff Julia erst in diesem Moment, daß jemand hinter ihr war. Sie spürte, wie die Furcht bis unter ihre Haarwurzeln kroch. Sie schaute nach links und rechts, ohne den Mut zu finden, einen Blick nach rückwärts zu werfen. War es der Onkel? War er gekommen, um einzulenken — oder verfolgte er sie aus einem anderen, schlimmeren Grund?
    Links und rechts der Straße befanden sich hohe Zäune. Dahinter erstreckten sich dunkle Gruppen von Bäumen und Büschen, die die Aussicht auf die parkähnlichen Grundstücke und alles, was dazu gehörte, versperrten. Die Menschen, die irgendwo
    in der Tiefe dieser Grundstücke in großen, festen Häusern träumten, schliefen oder wachten, hielten sich das Leben vom Leibe. Sie distanzierten sich damit auch von jeder Hilfe, auf die ein Mensch in Not Anspruch hatte. Julia befand sich gleichsam in einem Hohlweg, aus dem es kein Entrinnen gab. Unter der nächsten Laterne bleibe ich stehen, nahm sie sich vor. Er wird es nicht wagen, mich dort zu attackieren. Er

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