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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dabei. Sie tat alles mechanisch und ohne Anteilnahme. Sie fragte ihn auch nicht, wie es ihm ginge, und sie wollte auch nicht wissen, was ihm passiert war. So schleppten sich die Sekunden unfroh und quälend hin, bis draußen die laue Sommernacht die Fenster verdunkelte.
    „Ich habe Urlaub bekommen", sagte Clark Dixon in die Stille hinein. „Ich fahre heute nacht noch weg. Ist es dir recht?"
    Mary wandte das blasse Gesicht ab. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich kann dich nicht zurückhalten, Clark. Soll ich dich begleiten? Oder fährt die andere mit?"
    „Nein. Ich fahre allein", log Clark Dixon hastig. „Leg mir alles bereit. In zwei Stunden geht mein Zug."
    Je weiter die Zeiger vorrückten, desto weniger dachte Clark Dixon an die schmerzende Wunde. Eine fiebernde Unrast war wieder in ihm. Er war kaum bei klarem Verstand, bis endlich der Koffer gepackt war. Er zog seinen Mantel an und setzte seinen Hut auf. Er nahm den Koffer in die Hand.
    „Auf Wiedersehen, Mary!" rief er kurz über die Schulter. „In acht Tagen bin ich wieder zurück. Mach dir keine Sorgen um mich."
    Er erschrak, als Mary sich vor ihn hinstellte und ihn aus forschenden Augen abtastete. „Du hast doch gar kein Geld dabei", sagte sie gedehnt. „Wovon willst du denn die Reise bezahlen?"
    Welch ein verhängnisvoller Fehler, den er da wieder begangen hatte. Er machte eine Torheit nach der anderen und durfte sich so nicht wundern, wenn er durch seine Dummheit überall Mißtrauen und Verdacht erweckte. Mary brachte eine Schatulle herbei, in der sie seit Jahren einen stattlichen Notgroschen auf bewahrte. Zuerst hatten sie geplant, ein Auto von diesem Geld zu kaufen. Aber das war ja nun kaum noch nötig. Sie wußten beide, daß sie nie mehr gemeinsam in einem Wagen fahren würden. Clark Dixon knüllte die vielen Scheine achtlos zusammen und steckte sie in seine Manteltasche. Was tue ich mit dem Plunder, dachte er geringschätzig. Ich habe diese paar Kröten doch gar nicht nötig. Ich hätte sie ihr eigentlich schenken sollen. Aber dann ließ er es sein, weil er sonst doch nur ihr Mißtrauen geweckt hätte.
    Hastig ging er die Treppe hinunter. Mit dem Nachtbus fuhr er zur Liverpool Station. Es war zehn Minuten vor elf Uhr, als er dort ankam. Seine Schritte wurden noch rascher. Eine selige Erwartung erfüllte ihn. Olga Marat war sicher schon mit dem Packen ihres Koffers beschäftigt. In spätestens einer halben Stunde mußte sie hier eintreffen. Welch ein unfaßbares Glück, Tag und Nacht in ihrer Nähe sein zu dürfen!
    Clark Dixon steuerte durch die Abfahrtshalle und näherte sich dem Gepäckschalter. Er zog seine Brieftasche, um den Aufbewahrungsschein herauszunehmen. Aber solange er auch suchte, er konnte den Schein nirgends finden. Es war wie verhext. Er hätte beschwören können, daß er den Schein bereits im Krankenhaus in seine Brieftasche gelegt hatte. Zu Hause hatte er seinen Anzug gar nicht berührt. Es war also auch völlig unmöglich, daß er den Schein irgendwo in seiner Wohnung liegengelassen hatte.
    „Was mache ich jetzt?" murmelte Clark Dixon wie ein hilfloses Kind. „Mein Gott, was soll ich jetzt tun? In zehn Minuten kommt Jebb Mackolin, um seinen Anteil zu kassieren. Er wird mich für einen gemeinen Betrüger halten und mich an die Polizei verzinken. Es ist nicht auszudenken, was alles geschehen wird."
    Von einer Sekunde zur anderen stürzte Clark Dixon in einen unendlichen Abgrund. Die plötzliche Enttäuschung und die Hoffnungslosigkeit seiner Lage machten ihn krank. Die Wunde am Hinterkopf begann wie Feuer zu brennen. In seinem Schädel war ein betäubendes Dröhnen. Müde lehnte er sich an die nächste Marmorsäule.
    Was soll ich Olga Marat sagen, dachte er verstört. Wie soll ich ihr erklären, daß ich kein Geld habe. Wie soll ich ihr klarmachen, daß die geplante Reise ins Wasser fällt. Sie wird mich verhöhnen und verspotten. Sie wird nie mehr etwas von mir wissen wollen. Er nahm wieder seine Brieftasche aus dem Mantel und begann mit flatternden Händen, darin herumzuwühlen. Er legte ein Papier nach dem ändern zur Seite. Der Gepäckaufbewahrungsschein war nicht darunter. Er war spurlos verschwunden.
    Man hat ihn mir gestohlen, dachte Clark Dixon in qualvoller Bestürzung. Irgend jemand hat ihn mir gestohlen. Aber wer? Wer hat nun diesen kostbaren Zettel im Besitz? Er dachte nach. Er überlegte krampfhaft, wer ihn nach dem Erscheinen des Dienstmannes noch in seinem Krankenzimmer besucht hatte. Es waren eine ganze Menge

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