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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zwanzig Minuten vor Mitternacht war ich an der Sperre. Aber du warst nirgends zu sehen."
    In der Seele Clark Dixons tobte ein Aufruhr. Sie wäre also tatsächlich mitgekommen. Es war allein seine Schuld, daß es nicht geklappt hatte. Er machte eben alles verkehrt.
    „Hallo", rief er wieder in die Muschel. „Könntest du nicht jetzt noch hierher kommen, Olga? Deine Karte liegt am Schalter des Reisebüros in der Liverpool Station. Wenn du den Nachtexpreß nimmst, könntest du morgen früh . . .“
    „Sprechen Sie noch?" mischte sich das Fräulein vom Amt ein. „Hallo, sprechen Sie noch?"
    „Natürlich!" schrie Clark Dixon gereizt. „Gehen Sie gefälligst aus der Leitung. Hallo, Olga! Bist du noch da? Was hast du zu meinem Vorschlag zu sagen? Ich wäre sehr glücklich, wenn du kämst. Ich fühle mich so einsam hier..."
    Seine Worte waren sinnlos. Die Verbindung war getrennt. Olga Marat meldete sich nicht mehr. Das wäre an sich nicht schlimm gewesen. Clark Dixon hätte ja nur ein neues Gespräch anzumelden brauchen. Aber er tat es nicht. Er war viel zu niedergeschlagen dazu. Er redete sich ein, daß er ein Pechvogel sei, den das Schicksal mit Händen und Füßen trat. Er hatte von keiner Seite mehr Gutes zu erwarten. Abends setzte sich Clark Dixon in den Speisesaal des kleinen Hotels, um das Essen einzunehmen. Er kam an einen Tisch zu sitzen, den ein älterer Herr mit ihm teilte. Er trug einen weißen Vollbart und einen goldenen Kneifer über den Augen und sah aus wie ein pensionierter Staatsanwalt. Clark Dixon betrachtete ihn immer wieder heimlich von der Seite. Dann aber zog der andere plötzlich eine Zeitung aus seiner Brusttasche und faltete sie weit auseinander. Er war kaum noch zu sehen. Nur ab und zu hob er den Kopf über den Zeitungsrand und schielte zu seinem Tischnachbarn hinüber. Das geschah so oft, daß Clark Dixon schließlich die Nerven verlor.
    „Was haben Sie denn?" fragte er mit beklommener Stimme. „Warum sehen Sie mich so seltsam an?"
    Der andere lächelte hintergründig. „Eine seltsame Ähnlichkeit", murmelte er. „Wirklich, eine verblüffende Ähnlichkeit! Sie sehen fast so aus wie der Mann, der hier abgebildet ist."
    „Wer?" fragte Clark Dixon mit hervorquellenden Augen und griff mit einer wilden Bewegung nach dem Zeitungsblatt. Mit irren Blicken überflog er die erste Seite. Entsetzt stellte er fest, daß es wirklich sein Bild war, das ihm drohend in die Augen sprang.
    „Clark Dixon", stand darunter. Ein Zweifel war also ausgeschlossen. Hatte man den Betrug aufgedeckt? War die Tasche aufgefunden worden? Oder hatte Jebb Mackolin aus Wut und enttäuschter Habgier der Polizei einen Wink gegeben? Clark Dixon las die fette Überschrift und noch in der gleichen Sekunde krampfte sich sein Magen
    schmerzhaft zusammen. Ihm wurde übel zumute. Aus. seinem Gesicht wich die letzte Farbe.
    „Clark Dixon wegen Mordes an seiner Ehefrau gesucht", lautete die Schlagzeile. „Er ist flüchtig. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Alle Personen, die Mitteilung über den Verbleib des Genannten machen können, werden hiermit aufgefordert, sich unverzüglich an die nächste Polizeidienststelle zu wenden."
    „Na, was sagen Sie nun?" meckerte der alte Herr belustigt. „Sieht der Kerl Ihnen nicht wirklich verblüffend ähnlich? Man könnte Sie tatsächlich für den flüchtigen Clark Dixon halten."
    „Ich bin es aber nicht", keuchte Clark Dixon mit versagender Stimme. „Ich bin es wirklich nicht. Ich heiße Miller. John Miller. Ich erwarte meine Frau, die seit gestern. . ."
    „Schon gut, schon gut", lächelte der andere. „Es war ja nur ein Scherz. Bitte geben Sie mir die Zeitung wieder."
    Clark Dixon hielt das Blatt krampfhaft in den Fingern. Er versuchte noch ein paar Zeilen der aufregenden Meldung zu erhaschen. „In den Morgenstunden des heutigen Tages", hieß es da, „wurde die Ehefrau des Bankangestellten Clark Dixon ermordet in ihrer Wohnung am Pavement in Clapham aufgefunden. Der Polizeiarzt stellte fest, daß Mary Dixon mit einer schwerkalibrigen Pistole erschossen wurde. Das Geschoß traf die unglückliche Frau in die linke Schläfe und führte den sofortigen Tod herbei. Die Patrone wurde am Tatort auf gefunden. Ebenso die Hülse. Auf dem Geschoßboden stand der Firmenstempel eingraviert. Die Kriminalpolizei konnte ermitteln, daß solche Patronen fast ausschließlich für Dienstwaffen bestimmt sind, die an die Banken in London ausgeliefert wurden. Es lag also von vornherein der Verdacht nahe,

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