Kommissar Morry - Endstation Mord
Bursche? Er holt eine Pistole hervor und drängt mich in mein Zimmer zurück. Dort will er wissen, was das Mädchen von mir gewollt hat. Ich sage ihm, was war, kann aber sehen, daß er mir nicht glaubt. Schließlich erklärt er, daß ich die Hände von Carol lassen soll, sonst würde es mir an den Kragen gehen. Tatsache! Der Bursche drohte mir damit, mich kalt machen zu wollen. Was halten Sie davon?"
Craigs unbewegtem Gesicht war nicht zu entnehmen, wie er die bisherige Schilderung aufgenommen hatte. „Ganz erstaunlich!" sagte er nur. „Wie geht es weiter?"
„Der Bursche verschwand wieder. Am nächsten Morgen . . . gestern am späten Vormittag ...wollte ich natürlich das Mädchen warnen."
„Warum?"
Frank sah verblüfft aus. „Meinen Sie das im Ernst? Dazu bestand doch aller Grund ..."
„Der Mann hat schließlich nicht das Mädchen, sondern Sie bedroht", stellte Craig fest.
„Ja, das ist richtig... aber ich hoffte, daß diese Carol mir sagen konnte, wer es war. Sie mußte ihn doch kennen! Ich vermutete hinter dem Ganzen irgendeine krankhafte Eifersüchtelei...“
„Okay. Sie fuhren also zur Villmore Street?"
„Erst nachdem ich mich schon in der Nacht davon überzeugt hatte, daß Carol Leeds kein Telefon hatte. Und wissen Sie, was passierte, als ich dort ankam? Ich entdeckte, daß das Haus von einer Mrs. Billstress bewohnt wurde! Die gute Frau war baß erstaunt, als sie hörte, daß ich mit dieser Carol Leeds eine Nacht, das heißt, einige Stunden der Nacht, im Wohnzimmer ihres Hauses verbracht hatte. Na, und ich war nicht weniger verdutzt, das dürfen Sie mir glauben! Ich beschrieb Mrs. Billstress das Mädchen, aber sie war davon überzeugt, sie nicht zu kennen."
Craig zog sein Notizbuch aus der Tasche und fing an, ein paar Worte hineinzukritzeln. „Man hat Sie also bedroht", sagte er dabei. „Man hat, wie Sie erklären, sogar davon gesprochen, Sie unter Umständen töten zu wollen. Wie kommt es, daß Sie die Polizei nicht davon in Kenntnis setzten?"
Frank fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. „Ja, warum? Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich habe keine wirklich stichhaltige Erklärung dafür. Das Mädchen hat es mir ein wenig angetan. Ich wollte Carol keine Schwierigkeiten machen und zuerst mit ihr sprechen..."
Keine Schwierigkeiten machen?" fragte Craig verständnislos und klappte das Notizbuch zusammen.
„Naja ... es hätte ja ihr Mann sein können ..."
„Diese angebliche Miß Leeds ist verheiratet?"
„Ich weiß es nicht, sie trug keinen Ring."
„Gut, Sie wollten zuerst mit dem Mädchen sprechen. Aber als Sie statt des Mädchens diese Mrs. Billstress antrafen, muß Ihnen doch klar geworden sein, daß Sie einer schönen Lügnerin zum Opfer gefallen waren. Sie müssen erkannt haben, daß es sich um eine oberfaule Geschichte handelt... und es wäre Ihre Pflicht gewesen, zu uns zu kommen!"
„Machen wir uns nichts vor", meinte Frank. „Wer geht schon gern zur Polizei? Ich bin ein Mann, der im Augenblick keine Arbeit hat, ein Mann, von dem jeder weiß, daß er gern trinkt. So etwas weckt kein Vertrauen. Sagen Sie doch selbst, Mr. Craig... klingt meine Geschichte nicht reichlich überspannt? Hätte ich wirklich erwarten sollen, daß man mir glaubt? Und dann ... am nächsten Morgen, im hellen Licht des Tages, erschien mir die Drohung des Unbekannten nicht mehr so düster. Ich gelangte zu der Überzeugung, daß es ihm nur darum gegangen war, mir einen tüchtigen Schrecken einzujagen."
„Können Sie den Mann beschreiben?"
„O ja, ganz genau." Während Craig wiederum das Notizbuch aufschlug, schilderte Frank mit erstaunlicher Akribie das Aussehen des Unbekannten. „Sie sind ein guter Beobachter", lobte Craig und schob sein Notizbuch in die Tasche, „Vergessen Sie den Kaffee nicht... das Wasser kocht!"
Frank nahm den Kessel vom Herd und goß das sprudelnde Wasser in den vorbereiteten Kaffeefilter. „Was wird jetzt geschehen?“ fragte er.
„Nichts besonderes", meinte Craig ruhig. „Ich muß Sie allerdings bitten, mich zu begleiten!"
Frank starrte Craig entgeistert an. „Heißt das, daß ich verhaftet bin?“
„Nein, nein", sagte Craig. „Ich muß Sie nur bitten, ein Protokoll zu unterschreiben..."
„Da bin ich, Chef!"
Tone, der in einem stahlgrauen Anzug mit dazu passender, blaugestreifter Krawatte an seinem Schreibtisch saß, blickte in die Höhe. Dann wies er auf einen Stuhl. „Mach dir's bequem, Riley. Ich bin gleich soweit."
Riley nickte und nahm am
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