Kommissar Morry - Endstation Mord
und auf einen Polizeisergeant einredete. Craig und Fauldin stellten sich vor, und der Sergeant sagte: „Inglewood ist mein Name. Das hier ist Mr. Eshbine, der Hausmeister. Wir haben ihn herausgeklingelt, weil wir meinten, daß er uns etwas über den Toten sagen könnte. Aber Mr. Eshbine hat den Mann noch nie zuvor gesehen."
„Hier gehen viele Leute ein und aus“, sagte Mr. Eshbine. „Ich kenne nicht alle mit Namen ... aber ich vergesse niemals ein Gesicht! Ich bin ganz sicher, daß dieser Mann das Haus noch nicht betreten hat."
„Nehmen Sie doch bitte mal die Decke ab", bat Craig. Der Sergeant bückte sich und folgte der Aufforderung.
Der Tote trug einen dunklen Anzug und einen Regenmantel. Der Mantel war offen, und man konnte das Markenschild erkennen. ,Burberry, London' stand darauf. Der Tote hatte dunkles, an den Schläfen leicht ergrautes Haar. Sein Mund stand leicht offen und man sah die festen, raubtierhaft anmutenden Zähne. Die Augen waren geschlossen.
„Das war ein Kernschuß", murmelte Fauldin, der das kleine Einschußloch in Höhe des Herzens musterte. „Der ärmste muß sofort tot gewesen sein."
„Wir haben nichts verändert", berichtete der Sergeant.,, Alles ist so, wie Miller es vorgefunden hat. Miller hat lediglich nach der Brieftasche des Toten geforscht, um die Personalien feststellen zu können."
„Und?" fragte Craig.
„Sie war bereits verschwunden, Sir. Anscheinend handelt es sich um einen Raubmord."
Craig und Fauldin warfen sich einen Blick zu, während der Sergeant fortfuhr: „Es ist ja nicht meine Aufgabe, ein Urteil zu fällen... aber nach meinem Dafürhalten ist dieser Fall ganz sonnenklar!"
„Sprechen Sie sich ruhig aus, Sergeant."
„Sie wissen, wie unsicher und geradezu gefährlich der Central-Park zur Nachtzeit ist. Keiner, der seine fünf Sinne beisammen hat, geht nachts hindurch. Leider finden sich immer wieder ein paar Narren, die sich anscheinend für unverletzbar halten. Ich weiß nicht, was diese Leute bewegt. Entweder sie unterschätzen das Gesindel, das sich nachts im Park herumtreibt, oder sie haben, wenn sie nicht aus dieser Stadt sind, keine Kenntnis davon. Wie oft haben wir hier in der Nähe schon Tote und Bewußtlose gefunden! Von den Tätern fehlte natürlich jede Spur..."
Craig schüttelte den Kopf. „Ich bin davon überzeugt, daß die Dinge in unserem Fall ein wenig anders liegen. Dieser Mann ist nicht im Park ermordet worden. Der Grund ist einfach. Kein Täter würde sich der Mühe und der Gefahr unterziehen, sein Opfer aus dem Park über die Straße zu tragen und hier hinter die Hecke zu legen. Warum auch? Im Park bieten sich viel bessere Verstecke. Dieser Tote wurde irgendwo ganz in der Nähe erschossen . .. aber bestimmt nicht im Park! Man hat ihn dann einfach hinter diese Hecke geworfen, um ihn zunächst einmal aus dem Hause zu haben ..
„Das ist natürlich möglich, Sir", meinte der Sergeant.
„Aus unserem Haus stammt er nicht!“ sagte Mr. Eshbine. „Ganz bestimmt nicht."
„Vielen Dank, mein Herr", sagte Craig zu dem Hausmeister. „Im Moment brauchen wir Sie nicht mehr."
Während sich Mr. Eshbine eilig trollte, wurde die Sirene eines Polizeiwagens hörbar, der sich rasch dem Grundstück näherte. „Na, endlich", sagte Craig. „Das dürfte Atchkinson mit den Fotografen sein. Da können wir ja anfangen!"
„Mir ist kalt", meinte Fauldin und stellte den Kragen seines Jacketts hoch. „Flätte dieser verdammte Miller den Toten nicht eine halbe Stunde später entdecken können? Dann wären wir jetzt auf dem Nachhauseweg und unsere Ablösung könnte sich mit dem Fall herumärgern!"
*
Als Frank erwachte und auf die Uhr blickte, war es kurz vor zwölf Uhr. Er schlurfte hinaus, um nachzusehen, ob Post gekommen war. Außer einer Drucksache fand er nur die Morgen- und die Mittagsausgabe der Zeitung im Briefkasten. Er ging zurück in sein Zimmer und setzte sich im Pyjama auf den Bettrand, um die Mittagszeitung zu entfalten. Auf der zweiten Seite entdeckte er das Bild eines Mannes, den er kannte. Die Überschrift des dazugehörigen Artikels lautete: ´Unbekannter Toter am Central-Park gefunden', Frank starrte auf das Foto. Es gab keinen Zweifel. Der Tote war identisch mit jenem Joe, durch den er das Mädchen Carol kennengelernt hatte.
Er überflog den Artikel. Man wußte also noch nicht einmal, wie der Bursche hieß. Frank ließ die Zeitung auf den Boden fallen. Er streifte den Pyjama ab und griff nach seiner Unterwäsche. In diesem Moment
Weitere Kostenlose Bücher