Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Wirt zerrte nervös an seinem Schlips. „Mann, Gibbson, sind Sie denn blind? Das ist Clifford!“
    „Das ist nicht Clifford", behauptete Gibbson. „Er kann es gar nicht sein.“
    „Warum nicht?“ fragte der Inspektor.
    „Weil ich ihn vor fünf Minuten gesehen habe.“ „Sagen Sie das noch einmal“, bat Motley.
    Der Pianist wiederholte seine Worte.
    „Ich habe ihn genau erkannt. Er trug den Flanellanzug, mit dem er meistens zur Arbeit kam. Ja, und das drollige Robin-Sport-Hütchen. Ich wunderte mich, daß er zu dieser Zeit unterwegs war.“
    „Wo sahen Sie ihn?"
    „Auf dem Perron eines Omnibusses, der nach Croydon fährt.“
    „Sind Sie ganz sicher, daß es Clifford war?“
    „Ich kenne doch Clifford!“
    „Schauen Sie sich mal den Toten an... aber ganz genau, bitte!“
    Zögernd trat der Pianist an die Leiche heran und beugte sich darüber. Dann richtete er sich auf. „Das wirft mich um“, stammelte er. „Sieht genauso aus wie Clifford!"
    „Es ist Clifford!“ behauptete der Wirt. „Mensch, ich kenne doch meine Angestellten!“
    „Ja... ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll“, stotterte Gibbson. „Er muß einen Zwillingsbruder haben.“
    Motley holte seine Pfeife hervor. Aus der Gesäßtasche zog er einen Plastik-Tabaksbeutel. Während er gemächlich die Pfeife stopfte, sah er geradezu vergnügt aus.
    „Soso, einen Zwillingsbruder“, sagte er.
    Der Wirt entzündete ein Streichholz und! reichte es dienstbeflissen dem Inspektor.
    „Vielen Dank."
    „Ja, glauben Sie mir denn nicht?“ fragte der Pianist entgeistert.
    „Doch, natürlich glaube ich Ihnen“, erwiderte Motley und zog an der Pfeife, um sie in Gang zu bringen. „London ist eine große Stadt, mein Freund“, fuhr er dann fort. „Zuweilen, ganz plötzlich, vermeint man einen guten Bekannten vor sich zu sehen . . . alles stimmt: der Schritt und die Körpergröße, die Kopfform und die Art wie er mit den Armen schlenkert. Und dann, gerade als wir ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfen wollen, blickt er zur Seite... und wir entdecken, daß es eine wildfremde Person ist.“
    „Aber ich habe sein Gesicht gesehen. Und seinen Hut!“
    „Halb London trägt heutzutage diese Robin-Sport-Dinger."
    „Schön“, maulte der Pianist. „Zugegeben. Aber Clifford trug auch einen. Er hatte ihn stets auf, wenn er morgens wegging. Also kam er regelmäßig mit dem Ding. Wo ist der Hut?“
    Motley blickte den Wirt an. Der wies auf eine Tür im Hintergrund der Bar. Privat' stand auf dem kleinen Schild. Daneben war eine zweite Tür, die ein etwas größeres Schild mit dem Aufdruck Toiletten' trug.
    „Dort ist der Zugang zum Keller und zum Büro. Die Angestellten ziehen sich im Büro um. Dort lassen sie auch ihre Sachen.“
    „Schauen wir mal nach“, meinte Motley.
    Zusammen mit Shire und dem Pianisten betraten sie einen schmalen, dürftig beleuchteten Gang. In der Mitte des Korridors war eine Kellerluke eingelassen. Sie stand offen. Man sah, daß im Keller ebenfalls Licht brannte. Am Ende des Ganges war eine weitere Tür. Abe Shire öffnete sie und ließ zuerst den Inspektor eintreten. Motley blickte sich um. Es war ein kleiner, fensterloser Raum mit einigen Regalen und zwei Schreibtischen. Überall lagen oder standen Ordner herum. In der Ecke war ein Waschbecken; darüber hing ein Spiegel. Hinter dem Spiegel steckten einige Filmpostkarten. Neben dem Waschbecken waren einige Garderobenhaken in die Wand geschlagen. Außerdem existierte noch ein Garderobenständer. Er war so leer wie die Haken.
    „Kein Hut!“ rief der Pianist triumphierend.
    „Kein Hut", bestätigte Motley trocken und wandte sich zum Gehen.
    Die beiden Männer folgten ihm. Dann kletterte Motley in den Keller hinab. Hier sah es ordentlicher aus als im Büro. Die Flaschen, geordnet nach Inhalt und Marke, waren ebenso genau ausgerichtet wie die Kisten, die eine Wand des Kellers bedeckten. Motley stieg die leiterähnliche Holztreppe hinauf. Als er sich oben die Hände abklopfte und das Lokal betrat, fand er den Doktor im eifrigen Gespräch mit einem schlanken, hochgewachsenen Mann, der einen Trenchcoat trug und mit dem Rücken am Bartisch lehnte.
    „Na, May, was gibt's Neues?“ fragte Motley.
    Der Hilfsinspektor stieß sich vom Tisch ab und zuckte mit den Schultern.
    „Ich habe überall rumgehört. Der einzige, der ihn gesehen hat, war der Kioskmann von gegenüber.“
    „Hat er gesehen, daß Clifford gekommen oder gegangen ist?“
    „Gegangen?“ echote May

Weitere Kostenlose Bücher