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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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zurück, die verschreckt auf der Rückbank saß. Sie war angeschnallt. Er hatte schon länger keinen Kindersitz mehr im Auto, aber in den letzten Monaten war sie gewachsen. Drehte er sich zu ihr um, sah sie ihn nicht an, sondern zupfte nur an ihrer Jeans herum oder pulte mit den Fingern in den Bündchen ihres pinkfarbenen Pullis.
    Beim Fahren öffnete er das Handschuhfach, holte eine Puppe heraus, Janas Puppe Isabella, und reichte sie ihr nach hinten. Er fuhr sie schon so lange spazieren.
    Sie kamen in Thalkirchen am Tierpark vorbei.
    »Möchtest du in den Zoo?«, fragte er sie.
    »Ich möchte zu Mami.«
    Über Großhesselohe fuhr er nach Pullach und schließlich nach Hohenschäftlarn, wo er von der B 11 auf die Straße nach Kloster Schäftlarn abbog. Hinter dem Ort überquerten sie die Isar. Der große Biergarten an der Brücke hatte noch geöffnet. Auch die hölzernen Bänke und Biertische standen noch da. Braune Kastanienblätter sammelten sich auf den Tischen.
    »Hast du Durst?«, fragte er sie. »Möchtest du ein Eis?«
    Sie schüttelte den Kopf, sah ihn aber nicht an. Die Puppe lag auf ihrem Schoß, Jana hatte ihr die geblümte Puppenschürze wie ein Kopftuch um den Kopf gebunden.
    »Ich habe aber Durst«, sagte er und stellte das Auto ab, bevor er ihr beim Abschnallen half.
    Der Kies knirschte unter ihren Schuhen, die Sonne blitzte durch die rasch ziehenden Wolken und ließ die Kastanienblätter aufleuchten.
    Er bestellte sich ein Bier und für Jana ein Glas Limonade. »Spezi«, sagte sie leise, und er gab ihren Wunsch weiter.
    Als er ihr mit der Hand über den Kopf strich, spürte er, wie ihr ganzer Körper sich anspannte und steif wurde.
    »Einen Spezi für das Fräulein«, sagte die Kellnerin. »Magst ein Paar Wiener oder ein Eis?«
    Jana schüttelte den Kopf.
    »Du fehlst mir so, Kleine«, sagte er, als die Bedienung wieder gegangen war. »Ihr hättet nicht weggehen dürfen. Jetzt ist der Papa ganz allein.«
    Mit dem Finger stupste Jana das Zitronenstück in ihrem Spezi an und beobachtete dabei die Kohlensäurebläschen, die sich durch die Bewegung bildeten.
    »Wir müssen wieder alle zusammen sein, in einer Wohnung miteinander leben. Wir sind doch eine Familie. Ich habe doch nur euch.«
    »Aber du hast die Mama verhauen«, sagte sie.
    »Ja, und das war nicht in Ordnung, aber ich werde das nie wieder tun. Ich schwöre es!« Er hob die rechte Hand.
    »Echt?«, fragte sie und schob ihr Zitronenstück weiter im Glas herum.
    »Ehrenwort.«
    Plötzlich kippte das Glas um, und ein halber Liter Cola-Mix floss über den schmalen Holztisch.
    Grote konnte nicht schnell genug aufspringen.
    »Verdammt!« Er ließ die flache Hand auf den Tisch niederkrachen.
    Erschrocken krümmte sich Jana auf der Sitzbank zusammen und verbarg den Kopf in den Händen.
    Die Kellnerin trat an den Tisch und wischte die braune Flüssigkeit auf. Als sie mit einem neuen Glas zurückkam, schüttelte Jana den Kopf. Auch ein kleines Eis am Stiel, das sie ihr zum Trost anbot, wollte sie nicht annehmen.
    »Ich will zu Mami«, sagte sie weinerlich.
    »Der Papa und du, ihr habt doch heute bestimmt einen schönen Ausflug gemacht«, meinte die Kellnerin.
    Grote bezahlte, nahm Jana bei der Hand und eilte mit ihr zum Auto.
    Meißner bekam den Anruf gegen vierzehn Uhr dreißig.
    »Er hat Jana genommen«, sagte eine Frauenstimme. Am Akzent erkannte er Helena Haschova. Sie weinte.
    »Was heißt das? Sie meinen, er hat die Kleine mitgenommen? Entführt?«, fragte Meißner.
    »Ja, entführt.«
    »Auf der Straße? Aber die Münchner haben doch eine Streife geschickt.«
    »Nicht auf der Straße, im Haus. Bei der Nachbarin, Frau Dergisi. Sie wusste ja nicht. Er hat gesagt, er sei von der Telekom.«
    »Hat sie die Polizei verständigt?«
    »Ihr Telefon war tot, aber ein Nachbar hat die Polizei angerufen. Sie sind jetzt noch bei ihr in der Wohnung. Sie hat gerade bei mir angerufen, und ich fahre jetzt nach Hause. Aber was kann ich für Jana tun? Sie ist weg.«
    »Hat Ihre Tochter ein Handy?«
    »Ja, aber nicht dabei. Frau Dergisi sagt, es liegt in ihrer Schultasche.«
    »Weiß Jana Ihre Telefonnummer auswendig?«
    »Ja, ich denke schon. Sie hat sie auswendig gelernt, und ich habe sie immer wieder abgefragt. Meine Handynummer.«
    »Und die Festnetznummer?«, fragte Meißner.
    »Wir haben keinen Anschluss.«
    »Hören Sie. Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir sind in circa vierzig Minuten bei Ihnen. Es hat keinen Sinn, in Ihre Wohnung zurückzugehen. Jetzt, wo die

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