Kommt ein Löwe geflogen
bloß wüßte, warum...«
»Ich glaube, jetzt weiß ich, wer der Dieb war, den der Polizist Poch noch immer sucht«, überlegte Kim, »und ich habe ein sehr dunkles Gefühl...«
»Dunkles Gefühl ist gut!« sagte Pips. »Ich muß auch schon die ganze Zeit an Totokatapis Kaufhaus denken.«
Dok schlug sich gegen die Stirn. »Natürlich! Wir müssen sofort nach Irgendwo zurück. Aber womit?« »Ich borge euch mein Boot«, sagte Onkel Guckaus. »Es ist nicht gerade schnell, aber es fährt wenigstens. Und der Dieb scheint nicht daran gedacht zu haben, es auch zu zerstören.«
»Ich bringe Nenekiki inzwischen mit meinem Boot zu Nenepapa und Nenemama zurück!« versprach Vater Schluckauf.
»Ach ja«, sagte Nenekiki, »es ist zu aufregend in der großen Welt.«
»Und wenn ihr mich braucht, schickt mir eine Botschaft«, sagte Möwe. »Man findet mich immer.«
Als die Sonne fast im Mittag stand, flog Möwe hoch oben am Himmel auf ihre Heimat zu und sah unter sich dreierlei:
Die Leuchtturminsel mit Onkel Guckaus und Zie. Sie standen am Hafen und winkten zwei Booten.
In dem einen waren Vater Schluckauf und Nenekiki. Sie segelten zur Papageienpflegerinsel. Auf Nenekikis Schulter saß Ka und putzte sich die Flügel.
In dem anderen hielt Dok das Steuer, und der Motor tuckerte leise. Kim und Pips hockten auf der Bank und Wu und Schipp darunter.
»Wenn Löwe bei uns gewesen wäre, dann wäre das alles nicht geschehen!« meinte Pips.
Und da sie vielleicht recht hatte, antwortete ihr keiner.
Noch eine seltsame Art zu fliegen
Genauso prächtig, wie die Sonne an dem Morgen, an dem das Flugzeug explodierte, über der Leuchtturminsel aufgegangen war, stieg sie auch über Sultanien aus dem Meer.
»Guten Morgen!« sagte der Sultan gutgelaunt aus seinen seidenen Kissen heraus. Das Kamel, Totokatapi und Löwe hatten sich um sein Bett versammelt. »Guten Morgen! Der Urlaub hat begonnen!« Er wies leutselig auf drei runde Sitzkissen, die vor dem Bett standen, und die drei ließen sich darauf nieder.
Dann fuhr der Sultan fort: »Wir haben nun alle unsere Angelegenheiten so geordnet, daß wir unbesorgt eine Weile verreisen können. Es ist schneller gegangen, als ich vorher dachte. Es ist alles wunderbar geregelt. Mein Kammerdiener hat meine Koffer gepackt, das Kamel braucht keinen, Löwe auch nicht, und Totokatapi...«
»Mein Köfferchen ist fertig.«
»Ich wünsche, daß du dein Cello mitnimmst«, sagte der Sultan. »Wenn ich schon mal verreise, möchte ich auf Musik nicht verzichten. In jedem Auto ist heute ein eingebautes Radio — auf meinem fliegenden Teppich wird Cello gespielt.«
»Hast du diesen Brief in der Tasche?« fragte das Kamel Totokatapi.
Totokatapi faßte in die Brusttasche seines Seidengewandes und antwortete: »Hier knistert er!«
»Sieh lieber nach, ob der Brief auch drin ist!« Das Kamel hatte immer noch Falten des Zweifels über den Augen.
»Du bist wirklich kleinlich!« sagte der Sultan.
Totokatapi verzog herablassend seinen Mund und nahm mit Daumen und Zeigefinger ein Blatt Papier aus dem Umschlag. Er entfaltete es, um es dem Kamel zum Lesen vor die Schnauze zu halten — und hielt vor Verblüffung die Luft an.
»Nun?« fragte das Kamel. »Ist es deine Ernennung zum Oberminister oder eine Einladung nach Amerika oder was sonst?«
»Nichts!« sagte Totokatapi.
»Wie, nichts?«
»Nichts — ein leeres Blatt Papier.«
Das Kamel nahm das Blatt dicht vor die Augen und sagte: »Tatsächlich nichts — irgend jemand hat die Buchstaben weggenommen!«
»Seltsam«, meinte auch der Sultan. »Aber wie immer es auch zusammenhängen mag: Wir fliegen jetzt und fragen Dok um Rat.«
»Und Pips«, sagte Löwe.
»Ich hatte gleich so ein ungutes Gefühl«, brummte das Kamel. »Hoffentlich steckt nicht eine Gaunerei dahinter.«
»Das werden wir ja sehen!« meinte der Sultan und gab das Zeichen zum Aufstehen.
Totokatapi sah aus wie jemand, der ein Kreuzworträtsel nicht lösen kann, während er den geheimnisvollen Briefumschlag wieder in seine Tasche steckte.
Nachdem der Allerhöchste Sultanische Wetterbeobachter gemeldet hatte, daß für die nächsten Tage »weder Sturm, Wind, Regen, Gewitter noch sonst irgend etwas Unangenehmes...«
»Oh — ich werde so leicht seekrank!« seufzte das Kamel.
»...zu erwarten sei«, ließ der Sultan den fliegenden Teppich auf die Terrasse des Palastes tragen. Dort wurde er, zwischen den Kübeln mit Orangenbäumen auseinandergerollt, und der Sultan nahm als erster in seiner
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