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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Schnauze.
    »Holla«, knarrte Ra und bemühte sich, eine möglichst fürchterliche Löwenstimme nachzuahmen. »Ich bin ein sehr gefährlicher Löwe — kannst du fliegen?«
    »Ich denke, du kannst es!« brummte Krodi. »Denn wenn du ein Löwe bist, dann bin ich ein Kamel. Ich wette, du bist irgendein aufgeblasener kleiner Quakfrosch!«
    Ra ärgerte sich so, daß er aus seinem Versteck herauskam, sich dick aufblies und stolz sagte: »Ich bin ein Rabe!«
    »Ich habe keine Lust, mich zu streiten. Erzähle mir lieber, was in der Welt vorgeht.«
    »Ich dachte, du könntest mir erzählen, was in der Welt vorgeht«, sagte Ra, »denn wenn das, was ich da am Strand angebunden sehe, nicht ein großer Mensch-flieg-mal-Apparat ist, dann sollte ich mich doch sehr wundern.«
    »Es ist ein Krozeppon«, sagte Krodi, »das heißt: Krokodil-Zeppelin-Ballon!«
    »Aha«, sagte Ra. »Jetzt weiß ich auch, warum du mir so bekannt vorgekommen bist. Du bist ein Krokodil.«
    »So ist es«, sagte Krodi. »Du willst doch nicht etwa damit sagen, daß du schon einmal ein Krokodil gesehen hast?«
    »O doch!« sagte Ra stolz. »Es gibt in der kleinen Stadt Irgendwo einen Zoo. In dem Zoo sind sehr viele große, starke und gefährliche Tiere. Da ist auch ein Krokodil. Es hat eine Wiese ganz für sich allein und einen Fluß und einen See und schattige Bäume.«
    »Ein Krokodil?« fragte Krodi, indem er seinen Kopf hob und Ra interessiert anschaute. »Ein männliches Krokodil?«
    »O nein«, sagte Ra, »eine Krokodilin.«
    »Aha.« Krodi schob sich näher an Ra heran. »Ein Krokodilfräulein. Und sie ist ganz allein, sagst du?«
    »Ja, ganz allein. Und sie hat mir schon oft gesagt, daß sie deswegen traurig ist.«
    »Wie sieht sie aus?« fragte Krodi.
    »Oh—« Ra war etwas verlegen. »Ich verstehe nicht viel von Krokodilen. Sie hat kleine Füße, einen zierlichen Schwanz und... und... und so! Aber du mußt mich jetzt entschuldigen. Ich bin nämlich auf der Suche nach sehr lieben Freunden und habe schon zu lange gebummelt. Vielleicht ein andermal. Auf Wiedersehen.« Er hüpfte in die Luft, breitete seine Flügel aus und war rasch aus den Augen des Krokodils entschwunden.
    »So was Dummes!« sagte Krodi. »Kaum hört man einmal etwas von einer netten, einsamen Krokodilin, da bekommt man nicht mal eine richtige Antwort. Am liebsten machte ich mich gleich auf den Weg, um sie zu besuchen. Wasser, schattenspendende Bäume, eine Wiese und eine liebe Frau — Krokodilsherz, was willst du mehr? Dies ist die aufregendste Nachricht, die ich seit langem gehört habe. Hoffentlich kommt dieser Rabe bald einmal wieder.«

»Das Krokodil ist los!«

    Während Krodi sehnsüchtig an seiner Kette riß, flog Ra nach Irgendwo. Schon in der ersten Straße begegnete ihm Frau Wißtihrschon. Er setzte sich auf einen Laternenmast, um ihr von seiner Begegnung zu erzählen, aber sie redete gleich wieder ohne Punkt und Komma auf ihn ein: »Hör einmal zu Ra ich habe Totokatapi getroffen aber ich glaube es war gar nicht Totokatapi jedenfalls schien er mich nicht zu kennen und Totokatapi kennt mich doch nicht wahr und er ist zu Rechtsanwalt Schlau gegangen und war ganz schwarz überall natürlich nicht der Anzug und dann ist er in die Zeitung gegangen und hat eine Anzeige aufgegeben daß er das Kaufhaus verkaufen will und jetzt sitzt er im Kaufhaus-Büro und wartet auf einen Käufer...«
    »Waren Dok, Kim, Pips, Wu und Schipp bei ihm?« fragte Ra.
    »Das wollte ich dir eben sagen aber du läßt mich ja nicht zu Worte kommen das ist wirklich sehr ungezogen von dir nein Dok Kim und Pips waren nicht bei ihm...«
    »Sehr merkwürdig!« sagte Ra. »Ich bin nämlich heute morgen auch schon einmal weggeflogen, aber ich habe sie nicht gefunden. Nur ein Krokodil!«
    »Aber das ist ja fürchterlich!« rief Frau Wißtihrschon. Sie rannte davon. »Das Krokodil ist los das Krokodil ist los«, flüsterte sie atemlos vor sich hin.
    Mister Knister hatte inzwischen das Kaufhaus der kleinen Stadt Irgendwo von innen und außen gründlich besichtigt, wobei ihn die ältere, weißhaarige Verkäuferin, Fräulein Suchviel, begleitete. Er betrachtete die Auslagen in den zwei Schaufenstern rechts und links von der Eingangstür, ließ seine Blicke abschätzend die Fassade mit den grünen Fensterläden bis zu dem geschwungenen Dachgiebel emporklettern, wanderte vom Keller bis in die obersten Räume, machte sich manchmal eine Notiz in sein kleines Buch und ließ sich dann in den Sessel hinter dem

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