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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Schweiß stand auf seiner Stirn, seine Hände hielt er knapp neben seinen Schläfen und bewegte sie zitternd vor und zurück. Er jammerte etwas vor sich hin, das keiner verstand.
    Heinzmann nahm Baumers Hand, legte sie auf die Gürtelzunge. »Halt das gut fest!« Er konnte den Gürtel nicht fixieren, denn es gab auf Höhe der Schnalle kein Loch mehr für den Dorn.
    »Ja, ja, schon klar. Mach ich.« Andi sagte das verärgert, weil ihm Heinzmann selten etwas befahl und sicher nie so schroff, wie jetzt. Baumer sprach die Antwort bei Bewusstsein, aber er war schon leicht benebelt. Seine Stimme klang matt.
    Immer noch quoll frisches Blut hervor, auch wenn der notdürftig festgezurrte Gürtel die schlimmsten Fontänen hatte abstellen können. Heinzmann presste daher seinen Daumen tief in Baumers Oberschenkel, dort wo die Hauptschlagader durchführte. Er setzte zweimal an, bis er den genauen Punkt fand. Endlich konnte er die Beinarterie quetschen. Die Blutung ließ deutlich nach. Gestoppt war sie immer noch nicht.
    Heinzmann schrie Danner an, der bleich dastand, aber offenbar wieder Herr seiner selbst war. »Danner. Bist du okay?«
    »J … Ja. Ich bin okay.«
    »Danner, du passt auf Windler auf.«
    »Ich pass auf Windler auf.«
    »Keine Dummheiten, Rolf!«, befahl der Polizeiwachtmeister dem Blick-Journalisten zur Sicherheit.
    »Ich pass auf.«
    Dann wandte sich Heinzmann an Ali. »Hörst du mich?«
    Ali stand am Eingang des Zeltes und redete unaufhörlich. Heinzmann verstand kein Wort davon.
    »Merhaba! Merhaba! Ali. Verdammt! Hör mir zu!«, schrie er den Türken an. Dieser erschrak und blickte Heinzmann ins Gesicht.
    »Ali, deinem Gast ist nicht wohl. Hilf ihm!«, sagte Heinzmann vorwurfsvoll.
    Ali schaute auf den leichenblassen Dr. Regazzoni, den Mediziner, den sie alle Professor nannten.
    »Kümmere dich um deinen Gast, Ali!«
    Diese Worte wirkten Wunder. Ali beugte sich fürsorglich zu Regazzoni. Fasste ihn zärtlich an der Schulter, redete beruhigend auf ihn ein. Dann starrte der Türke Heinzmann an und sagte bestimmt: »Ali scho weiß!«
    Heinzmann schaute wieder zu Baumer. Sah, dass sein Gesicht alle Farbe verloren hatte. Andis Augen schielten und fokussierten auf eine Distanz von höchstens 10 Zentimetern.
    Der Wachtmeister erschrak. Jetzt musste es schnell gehen. Andi musste schleunigst zur Notoperation gebracht werden. Keine Zeit mehr für einen Krankenwagen. Heinzmann packte seinen Freund am freien Arm und zerrte ihn hoch. Von Baumer selbst kam dabei nur wenig Unterstützung, zu geschwächt war er schon. Stefan Heinzmann lud ihn auf seine Schultern, wie ein Jäger ein Kitz trägt. Er schleppte sich nach draußen, spürte Baumers Gewicht nicht. Nur seine kurzen, schnellen Schritte zeigten an, dass er eine schwere Last trug.
    Danner wollte helfen, aber Heinzmann befahl ihm erneut, er solle Windler, der wimmernd am Boden lag, in Schach halten.
    »Ich hol dir Hilfe«, rief Heinzmann gepresst. »Bleib hier. Du gibst jetzt die Befehle.«
    Damit war Heinzmann mit seinem Bündel auf den Schultern draußen. Er stapfte direkt durch die Büsche neben der Buvette, um zu seinem Polizeiauto auf dem Parkplatz zu kommen. Im Gehen fasste er mit der rechten Hand den Schlüssel in der Hosentasche und entriegelte per Fernbedienung die Türen. Da Baumers sperriger Körper irgendwie immer im Weg war, hatte Heinzmann Mühe, die Hintertür des Wagens aufzubekommen. Nachdem es ihm schließlich gelungen war, stieß er sich die Stirn an der Türkante, während er Baumer auf die Rückbank fallen ließ. Der schrie auf, weil sich die gebrochenen Knochen aneinander gerieben hatten. Und es war noch nicht geschafft, seine Beine hingen noch draußen. Heinzmann rannte auf die andere Seite des Mercedes, riss die Tür auf und zog seinen angeschossenen Freund ins Auto hinein. Der ächzte nur noch, als Heinzmann wieder auf die andere Seite gesprungen war und nun noch die Füße in den Innenraum würgte. Dann zurrte er nochmals den Gürtel um Andis Oberschenkel fest. Frisches Blut quoll weiterhin aus dem Loch seiner Jeans.
    »Andi, hörst du mich?« Und noch einmal heftig, fast schon angsterfüllt: »Andi!«
    Andi hörte ihn kaum. Es war ihm, als würde jemand tausend Meter weit entfernt seinen Namen rufen. Dann kam der Mann, den er zuvor nur als schemenhafte Gestalt wahrgenommen hatte, näher und eine Stimme sagte: »Halt den verdammten Gürtel fest, Andi!«
    »J ... ja. Ich halt den Gürtel fest.«
    Heinzmann schmiss sich auf den Fahrersitz,

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