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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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Zeichen, daß wir alle paddeln müßten und wiederholte die Worte »möchten - gehen - an -  Land«. Da beugte der Aufgewecktere sich herunter und kurbelte mit der  rechten Hand in der Luft herum, indem er sagte:
    »Brrrrr.......!«
    Es war klar wie dicke Tinte, er meinte, wir sollten den Motor in Gang setzen. Die beiden glaubten, sie stünden an Deck eines merkwürdig tief beladenen Schiffes. Wir nahmen sie mit an den Steven und ließen sie unter die Stämme greifen. Sie sollten merken, daß wir nicht nur keine Schraube, sondern überhaupt keinen Schiffsrumpf hatten.
    Da fielen sie aus allen Wolken. Sie löschten ihre Zigaretten und leisteten uns Gesellschaft. Da saßen wir nun, vier Mann auf jedem Seitenstamm, und tauchten die Paddelruder ins Wasser. Gleichzeitig versank die Sonne hinter der Landzunge, und die Windstöße von der  Insel wurden frischer. Es sah nicht aus, als kämen wir vom Fleck. Die Eingeborenen sprangen zurück ins Kanu und verschwanden. Es dämmerte, und wir saßen wieder allein und paddelten wie verrückt, um nicht von neuem auf See zu treiben.
    Gerade als das Dunkel sich über die Insel legte, kamen vier Kanus hinter dem Riff hervorgetanzt, und bald wimmelte es von Polynesiern an Bord; alle wollten uns die Hand schütteln und Zigaretten haben. Mit diesen ortskundigen Kerlen an Bord war keine Gefahr mehr, die ließen uns nicht wieder ins Meer und aus den Augen. Heute abend würden wir also an Land sein.
    Rasch zogen wir Taue von den Hecks aller Kanus zum Bug der »Kon-Tiki«, und die vier stattlichen Auslegerkanus spannten sich fächerförmig wie Zughunde vor das Floß. Knut sprang ins Schlauchboot und suchte sich einen Platz mitten zwischen den Kanus. Wir anderen verteilten uns mit Paddelrudern auf die Seitenstämme der »Kon-Tiki«. Und damit begann das Tauziehen gegen den Ostwind.
    Es war nun pechschwarz, bis der Mond heraufkam und frischen Wind mitbrachte. Drinnen auf Land hatte die Bevölkerung des Dorfes allerhand Brennbares zuammengetragen und einen großen Scheiterhaufen angezündet, um uns die Richtung zum Durchgang im Riff anzuzeigen. Das Donnerdröhnen umgab uns im Dunkel wie ein ewig lärmender Wasserfall und wurde stärker und stärker.
    Wir sahen nicht die Mannschaft, die uns draußen in den Kanus zog, aber wir hörten, daß sie aus vollem Hals aufmunternde Krieglieder auf polynesisch sang. Knut war auch dabei. Das hörten wir. Jedesmal, wenn den Polynesiern die Luft ausging, hörten wir Knuts einzelne Stimme, der sein ». . . wandern wir mit frischem, frohem Mut« zwischen die Chöre der Eingeborenen hinausschmetterte. Um das Chaos komplett zu bekommen, stimmten wir am Floß mit ein, und zwar mit dem Lied: »Tom Brown's baby had a pimple on his nose.« Mit Lachen und Gesang legten sich Weiße und Braune in die Paddelruder.
    Die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Siebenundneunzig Tage und endlich in Polynesien! Am Abend würde es ein Fest im Dorfe geben. Die Eingeborenen jubelten, riefen und schrien. Auf Angatau lief nur einmal im Jahr ein Schiff an, wenn nämlich der Kopraschoner von Tahiti kam, um Kokoskerne zu holen. So würde es heute abend hoch hergehen um den Holzstoß da drinnen auf Land.
    Aber das Biest, der Wind, war zäh. Wir hieben ein, daß wir es in allen Knochen spürten. Wir hielten die Stellung, aber das Feuer näherte sich nicht, und der Donner vom Riff blieb jetzt in seiner Stärke gleich. Kurz darauf hörte der Gesang auf. Es wurde still. Alle hatten vom Rudern mehr als genug. Das Feuer bewegte sich nicht, es tanzte nur mit den  Wellen auf und nieder. Es vergingen drei Stunden, und es war neun Uhr geworden. Dann begann es langsam, verkehrt zu gehen. Wir waren fertig.
    Wir machten den Eingeborenen begreiflich, daß wir mehr Hilfe von Land brauchten. Sie erklärten uns, daß zwar noch Männer genug an Land wären, aber es gab nicht mehr als diese vier seegängigen Kanus auf der ganzen Insel.
    Knut tauchte mit dem Schlauchboot aus dem Dunkel auf. Er hatte eine Idee. Er wollte mit den Schlauchboot hineinrudern und weitere Eingeborene holen. Zusammengedrängt konnte man fünf bis sechs Mann darauf unterbringen.
    Das war aber allzu riskant. Knut hatte keine Ortskenntnis. Es würde ihm nie gelingen, sich bei dieser ägyptischen Finsternis zur Öffnung im Korallenriff durchzutasten. Er schlug vor, den Anführer der Eingeborenen mitzunehmen, der konnte ihm den Weg zeigen. Ich fand auch nicht, daß diese Idee überzeugend war. Der Eingeborene hatte keine Erfahrung in

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