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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Sejer glaubte das nicht. Vermutlich war Errki erschöpft gewesen, und der Blutverlust hatte ihm seine letzten Kräfte geraubt. Vielleicht hatte er das Gefühl gehabt, langsam einzuschlafen. Sejer gab sich große Mühe, sich an alles zu erinnern. Jetzt stand nur noch ein kleines Detail aus.
    »Ich kann nicht fassen, daß Errki tot ist«, flüsterte Sara. »Daß er wirklich nicht mehr bei uns ist. Aber ich kann ihn vor mir sehen, ziemlich deutlich. An einem anderen Ort.«
    »An was für einem Ort?« fragte Sejer.
    Sara lächelte verlegen. »Er schwebt durch eine große Finsternis. Ganz sorglos schaut er auf uns herunter. Vielleicht denkt er: Wenn ihr wüßtet, wie schön es hier ist, ihr da unten, die ihr euch dermaßen abstrampelt.«
    Bei dieser Vorstellung mußte Sejer lächeln, ein kurzes, wehmütiges Lächeln. Er überlegte, was er jetzt sagen könnte, um dem, was er noch erzählen mußte, den Stachel abzubrechen.
    »Ich habe die Kröte befreit«, sagte Sara plötzlich.
    »Danke. Das ist eine Erleichterung.«
    Sara trug eine dünne Jacke, die sie jetzt fester um sich zusammenzog. Sejer hatte die Neonröhren unter der Decke nicht eingeschaltet, nur eine Schreibtischlampe mit grünem Schirm brannte und tauchte das Büro in ein wäßriges Licht.
    »Es gibt noch etwas, das du wissen mußt.«
    Sie schaute auf, um seine Miene deuten zu können.
    »In Errkis Jacke haben wir eine Brieftasche gefunden.« Sejer räusperte sich leise. »Eine rote Brieftasche. Sie hat Halldis Horn gehört und enthielt ungefähr vierhundert Kronen.«
    Er schwieg und wartete. Im grünen Licht sah Sara blaß aus.
    »Eins zu null für Konrad«, sagte sie mit traurigem Lächeln.
    »Ich habe nicht gewonnen.« Mehr fiel ihm dazu nicht ein.
    »Woran denkst du?« fragte sie nach einer Weile.
    »Kommt jemand dich abholen?« Diese Frage war ihm herausgerutscht, ehe er sie gedacht hatte. Vielleicht konnte er sie nach Hause fahren. Aber sicher hatte Gerhard ein Auto, und wenn sie ihn anrief, würde er sofort vor der Tür stehen. Er konnte den Mann vor sich sehen. Irgendwo saß er in einem Wohnzimmer und blickte zur Tür, schielte zum Telefon hinüber, bereit, die abzuholen, die mit Fug und Recht ihm und sonst keinem gehörte.
    »Nein«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Ich bin mit einem Taxi gekommen. Und der Chef sitzt im Rollstuhl. Eingesperrt, zusammen mit mir. Er hat multiple Sklerose.«
    Sejer war überrascht. Konnte Sara nicht mit einem invaliden Mann zusammenbringen. Er hatte sich das alles so anders vorgestellt. Ein nicht ganz sauberer Gedanke wirbelte durch sein Gehirn.
    »Dann möchte ich dich nach Hause fahren.«
    »Geht das denn?«
    »Auf mich wartet niemand. Ich bin allein.«
    Es spielte keine Rolle mehr, jetzt, da er es endlich gesagt hatte.
     
    Ich bin allein.
    Hatte er das jemals so ausgedrückt? Oder hatte er einfach nur seinen Status festgestellt, als Witwer oder als Alleinstehender?
    Es war still im Auto. Aus dem Augenwinkel sah er ihre Knie, der Rest war nur eine Anwesenheit, eine schwache Ahnung, eine Sehnsucht. Seine Hände ruhten auf dem Lenkrad und verrieten ihn. Er hatte das Gefühl, sie schrien so laut, daß alle es hören konnten, sie brauchten etwas, um sich festzuhalten. Was denkt sie wohl, fragte er sich, wagte aber nicht, sie anzusehen. Errki war tot. Sie hatte monatelang mit ihm gearbeitet. Und sie hatte ihn nicht retten können.
    Sie dirigierte ihn zu einer Sackgasse namens Jordbær stedet, Erdbeerstelle. Er mußte anhalten, obwohl er lieber mit Sara neben sich bis ans Ende der Welt und wieder zurück gefahren wäre.
    »Es klingt vielleicht töricht«, sagte sie plötzlich. »Aber ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Daß Errki tot ist?«
    »Daß er sie wirklich umgebracht hat.«
    Sejer hatte die Hände im Schoß liegen. Drehte und wendete sie und sagte unbeholfen: »Du hast da etwas gesagt heute morgen. Daß ab und zu, sehr selten, Dinge passieren, die wir einfach nicht erklären können.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich gebe nicht auf.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich werde versuchen, die Erklärung zu finden. Dafür, daß das passieren konnte.«
    »Und wo wirst du sie suchen?«
    »In meinen Papieren. In meiner Erinnerung. In dem, was er gesagt hat. Und in allem, was er nie gesagt hat. Ich muß es ganz einfach begreifen können.«
    »Und werde ich es dann auch erfahren?«
    Endlich blickte sie auf und lächelte. »Komm doch mit rein«, bat sie unvermittelt.
    Er begriff nicht, warum sie das wollte, folgte

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