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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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betrachteten das große braune Tier. Zebs Kopf bewegte sich langsam hin und her, seine Ohren schienen wie Antennen zu suchen und zuckten ein wenig. Plötzlich richteten sie sich gerade auf. Ein letztes Mal schaute der Hund zum Wäldchen hinüber. Seine Ohren peilten einen Punkt an, den die Männer nicht sehen konnten. In Gedanken zog Ellmann eine gerade Linie von den Ohren des Tieres zu den dicht stehenden Bäumen.
    »Da sind Leute«, flüsterte er.
    Sejer wollte das untersuchen. Zeb wollte hinterher, wurde jedoch zurückgehalten. Er wimmerte laut. Sejers Haare leuchteten wie Silber in der grünen Landschaft, durch die er schlich. Die Sekunden verstrichen. Skarre schwitzte. Die Männer streichelten die Rücken der Hunde. Sejer ging weiter. Unmittelbar vor dem Wäldchen bog er nach links ab und trat zwischen die Sträucher am Wegesrand. Jetzt meinte er, zwischen den Bäumen etwas sehen zu können, etwas Dunkleres, Dichteres. Er tastete nach seiner Waffe. Das Leder ruhte warm an seiner Haut. Bald lockerte sich der Wald wieder auf. Vor ihm öffnete sich eine Lichtung, und auf der Lichtung – stand ein Haus. Ein düsteres, schweres Haus. Ein Holzhaus. Er starrte die zerbrochenen Fenster an. Kein Mensch war zu sehen. Er ging in die Hocke, glaubte, von den Fenstern aus im Gras nicht zu sehen zu sein. Natürlich konnten die Gesuchten sich in dem Haus aufhalten, obwohl eine Grabesstille herrschte. Vielleicht schliefen sie oder ruhten sich aus. Vielleicht warteten sie. Auf dem Dach des Hauses wuchs dürres, versengtes Gras. Die Sprossenfenster waren klein, viel Licht ließen sie nicht durch. Vermutlich war es dort drinnen angenehm kühl. Sejer spürte, daß jemand im Haus war, aber es war noch immer nichts zu hören. Trotzdem schien es ihm unvorstellbar, sich aufzurichten und auf die Tür zuzugehen. Die Leute im Haus konnten erschrecken und in ihrer Panik einen Schuß abgeben. Er blieb einfach hocken. Kieselsteine waren nicht zu sehen, hier gab es nur trockenes Gras. Wenn er einen Tannenzapfen gegen die Holzwand warf, würde es einen dumpfen Knall geben. Vielleicht laut genug, um jemanden ans Fenster zu holen. Sejer suchte unter einer ausgedörrten Kiefer und fand einen großen Zapfen. Er starrte zum Haus hinüber. Gegen die Tür vielleicht. Wenn in dem Haus Menschen waren, würden sie das hören. Auf der flachen Steintreppe vor der Tür war ein dunkler, rotbrauner Fleck zu sehen. Es sah aus wie Blut. Sejer runzelte die Stirn. Ob jemand verletzt war? Er hob den Arm und warf den Zapfen. Hörte nur ein leises Ticken. Sofort ging er wieder in die Hocke. Nichts passierte. Er gab sich eine Minute. Die Sekunden verstrichen. Es war unbequem, so im Overall dazuhocken, denn dessen Beine waren haarscharf zu kurz. Die Minute verging. Sejer machte kehrt und ging zu den anderen zurück.
    »Keine Reaktion. Ich gehe da jetzt rein.«
    Skarre musterte ihn besorgt.
    »Ich glaube nicht, daß sie da sind. Es ist alles so still.«
    »Aber Zeb hat etwas gehört«, wandte Ellmann ein.
    Sejer und Skarre gingen auf das Haus zu, die anderen warteten mit den Hunden. Sejer versetzte der Tür einen Stoß.
    »Hallo! Polizei! Ist hier jemand?«
    Keine Antwort. Alles war still. Sejer glaubte nicht, daß der Bankräuber plötzlich auftauchen und auf ihn schießen würde. Auf diese Weise würde er nicht den Tod finden. Außerdem war das Haus ganz und gar verlassen. Er schaute ins Wohnzimmer. Sah ein grünes Sofa, einen alten Schrank und seltsamerweise einen grauen Koffer. Er machte ein paar Schritte. Flüsterte Skarre über die Schulter zu: »Sie waren hier.«
    Er blieb einen Moment auf dem verstaubten Boden stehen und sah sich in dem Raum um. Seine Augen brauchten Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann entdeckte er in der Ecke eine Gestalt. Einen mageren Mann mit dunkler Kleidung und schwarzen Haaren. Der Mann lehnte lang ausgestreckt am Schrank. Es sah sehr unbequem aus. Sejer dachte nicht mehr an sich, an die Gefahr, er ging hinüber und kniete neben dem leblosen Mann nieder. Er staunte darüber, wie klein der war. Schmächtig und dünn und ganz und gar kraftlos. Die Augen waren geschlossen, das Gesicht totenbleich. Der Mann sah aus wie ein arg unterernährtes Kind, die wirren schwarzen Haare fielen ihm auf die Schultern.
    »Errki«, flüsterte Sejer.
    Die Leiche lag in einer Blutlache. Sejer betastete den dünnen Hals, fand keinen Puls. Er sah keine Wunde, nahm aber an, daß Errki irgendwo am Unterleib getroffen worden war. Errkis Körper

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