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Kontrollverlust - Kontrollverlust

Kontrollverlust - Kontrollverlust

Titel: Kontrollverlust - Kontrollverlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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die Zuverlässigkeit und Unzerstörbarkeit der Thunderbolt zum Stoff für Legenden machten.
    Sullivan flog auf seinem letzten Flug also eines der sichersten und widerstandsfähigsten Fluggeräte der US Air Force, und in den Wartungsprotokollen der Bodenmannschaften, die die Thunderbolt vor ihrem letzten Einsatz durchgecheckt hatten, existierte kein einziger Hinweis auf einen technischen Defekt oder eine außergewöhnliche Abweichung der Systemparameter.
    So boten weder Sullivans Maschine noch seine Lebenssituation oder seine Persönlichkeit Anhaltspunkte für eine Erklärung seines Fluges in den Tod. Was blieb, war die minutiöse Rekonstruktion der Ereignisse.

     
    Am Morgen des 2. April 1997 stiegen von der Davis-Monthan Air Force Base in Tucson, Arizona, drei A-10 Thunderbolt II des 355sten Fighter Wing zu einem Trainingsflug auf. Ziel des Einsatzes war ein Übungsgelände bei Gila Bend, südlich von Phoenix und westlich von Tucson, über dem die Piloten Luft-Boden-Attacken üben sollten. Sullivan bildete mit seiner Warthog im Himmel über Arizona den Abschluss der Dreierformation. Kurz vor dem Zielgelände wurden die Maschinen in der Luft aufgetankt. Die Jets Eins und Zwei verloren planmäßig sechstausend Meter an Höhe zur Vorbereitung der ersten Übungsattacke. Aber während die zweite Warthog dem Kurs des Rottenführers in niedriger Höhe folgte, brach Sullivan den Funkkontakt ab und schwenkte nach Nordosten ab.
    In den verbleibenden zwei Stunden vor dem Absturz wurde Sullivans Maschine noch fünfzehnmal gesichtet. Um 11:58 Uhr östlich von Tucson, eine halbe Stunde später nördlich des Lake Roosevelt. Die Thunderbolt überquerte um 13:00 Uhr die Staatsgrenze nach Colorado. Radarstationen in Phoenix, Albuquerque und Denver erfassten die Maschine auf ihrem Irrflug, konnten sie aber nicht identifizieren, da Sullivan den Transponder deaktiviert hatte.
    In der Nähe von Aspen beobachtete ein Bergwanderer, wie Sullivans Flugzeug durch eine Lücke in der Wolkendecke nach unten stieß und kurze Zeit später wieder im Dunst verschwand. In dieser Flugphase wechselte er ständig Richtung und Höhe; die Untersuchungskommission folgerte daraus, dass er bei Bewusstsein war und sein Flugzeug ohne Unterstützung durch den Autopiloten aktiv steuerte. Zwischen Aspen und Grand Junction wurde er noch mehrfach gesichtet, mit ständig wechselndem Kurs. Laut Untersuchungsprotokoll sah die letzte Augenzeugin des Irrfluges Sullivans Maschine um 13:40 Uhr nordöstlich von Aspen, zwischen Craig’s Peak und New York Mountain.
    Heftige Winde, starker Schneefall und dichte Bewölkung behinderten die sofort aktivierten Suchtrupps der Air Force, der Colorado Air National Guard und der Civil Air Patrol. Nach der letzten Sichtung hatte Sullivan den Berechnungen der Air Force zufolge noch Treibstoff für fünf bis zehn Flugminuten in den Tanks. Die Verantwortlichen konzentrierten die Suche auf einen abgelegenen Winkel des Eagle County in Colorado, knapp fünfzehn Kilometer entfernt von Vail. Eile war geboten – für den Fall, dass er den Absturz überlebt hatte, gab ihm niemand eine Überlebenschance von mehr als ein oder zwei Tagen bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen. Doch Sullivans Angehörige mussten ihre Hoffnung auf ein positives Ergebnis der Suche bald aufgeben. Über zwei Wochen vergingen ohne einen einzigen Hinweis auf die Absturzstelle. Die Thunderbolt schien wie vom Erdboden verschluckt. Heftige Schneefälle in der ersten Aprilhälfte machten einen schnellen Sucherfolg immer unwahrscheinlicher, das Pentagon versuchte nicht, Hoffnungen zu nähren. Captain Michael Underwood, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, erinnerte auf einer Pressekonferenz eine Woche nach dem Absturz an zahlreiche Fälle von im Winter abgestürzten Flugzeugen, deren Wracks erst nach der Schneeschmelze lokalisiert werden konnten.
    In den Medien schossen derweil die Spekulationen ins Kraut. Absurde Hypothesen wurden aufgestellt   – Sullivan habe die Maschine gestohlen, um sie mitsamt den beiden 500-Pfund-Bomben an Terroristen zu verkaufen. Zynische Spaßvögel spekulierten, er habe einen Abstecher nach Telluride gemacht, einem Skigebiet in Colorado, um seiner sportlichen Leidenschaft nachzugehen.
    Einige seiner engsten Kameraden klammerten sich an die Möglichkeit, Sullivan habe sich vor dem Absturz mit dem Schleudersitz gerettet und harre jetzt schwer verletzt irgendwo jenseits der unwirtlichen Bergregion auf Rettung, aber die Air Force

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