Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
mit unserer Mannschaft?“ fragte Marian ruhig.
    „Wir sollen zum Orient-Becken gehen und die Kernbohrungen weiterführen.“
    „Zusammen?“
    „Zusammen.“
    „Dann ist die Lage nicht völlig verfahren.“ Das Mädchen drückte Howards Arm und wartete erwartungsvoll. Zu jeder anderen Zeit hätte er mit dem gebotenen Eifer reagiert. Dieses Mal jedoch lenkten ihn die Wärme der Mädchenwange und das wohlriechende Parfüm ihres Haares nur kurz von seinen Gedanken ab und unterbanden die Neugierde. Howard entzog sich ihrer Umarmung und schlug mit beiden Händen auf den Lukenrahmen los. „Es ist sinnlos, armselige zwanzig Meter lange Bohrkerne aus dem Basaltgestein zu entnehmen, wenn wir einen Bruch untersuchen könnten, der so tief hinabgeht, wie die Grube. Ich fühle mich wie ein Chirurg, der einen Blinddarm entfernen möchte und sich mit Akupunktur begnügen muß.“
    „Habe ich richtig gehört, daß dir O’Brien den morgigen Tag freigegeben hat?“
    „Ja.“ Howard fragte sich kurz, wie Marian das so schnell herausgefunden hatte.
    „Nun, Dr. Jackson kennt jemanden, der für uns einen Flugkäfer so ausrüsten kann, wie wir ihn brauchen. Ich erinnere mich daran, daß seine Wohnung im ‚C’-Abschnitt liegt, also statten wir ihm einen Besuch ab, und dann sehen wir zu, daß wir den guten Doktor erwischen. Wenn wir etwas Merkwürdiges in der Grube entdecken, können wir Clifford vielleicht zwingen, uns nachforschen zu lassen, ob es ihm paßt oder nicht.“
    „Und wenn wir nichts entdecken?“ fragte Howard trocken.
    Das Mädchen zuckte lächelnd mit den Achseln. „Wer weiß dann schon, wo wir an unserem freien Tag waren?“
     
    Brillantes Sonnenlicht glänzte auf dem über dem wirren Durcheinander der Kraterhügel schnell und niedrig dahinfliegenden Metallstück. Kurze Lichtexplosionen prallten von der runden Haube, den kreisförmigen Sichtluken und den vier spinnenartigen ausklappbaren Füßen ab, als der Flugkäfer langsam über der zackigen Wunde in der Mondoberfläche niederging, die die Grube war. An den verstrebten Auslegern flammten Raketenantriebe auf und zwangen den Käfer in eine neue Richtung. Er gierte über dem Kamm der Grubenlippen und begann nach unten zu sinken, glitt in einem präzisen Suchkurs zum Mittelpunkt hinunter.
    Jetzt war in der Grube keine Dunkelheit mehr eingefangen, die Sonne hing im grellen Mittag im Zenit, und dieses Mal verspürte Laris Howard beim Abstieg kein Gefühl des Grauens. Er beobachtete ruhig die blaß leuchtenden Treibstoffanzeiger und die Bank der Suchschirme, die ihm eine Panoramasicht auf das um und unter dem Käfer Liegende boten. Marian Crenner und Jackson waren nicht weit entfernt, sie musterten mit starken Ferngläsern die Landschaft dort unten. Jackson erblickte den Grubenboden als erster, weit unter der schwindelerregenden Steilwand der hohen Bergflanken. Wie zu erwarten, bestand der Boden aus einem wirren Durcheinander von Gesteinstrümmern. Flache Felsbrocken lagen zertrümmert umher oder standen nach oben, scharfe Speerspitzen ragten wie Messer zwischen den Blöcken hervor. Überall waren riesige Hügel von Gesteinsstaub aufgetürmt, die aussahen wie ranzig gewordene Sahneberge.
    „Da ist die vermißte Raupe“, rief Marian plötzlich. „Sie befindet sich etwa fünfzig Meter zur Linken, die Nase ist vergraben, der hintere Teil ragt beinahe vertikal in die Luft.“
    „Habe ich Platz genug, um mit dem Käfer niederzugehen?“ fragte Howard rasch.
    „Nein – und versuche es auch nicht“, befahl Jackson. „Ich werde ein Kabel an der Schleusentür anbringen und hinuntergleiten, während du den Käfer in der Luft hältst.“
    Der alte Mann setzte den Helm auf, schlang sich eine Rolle dünnen Seils über die Schulter des Anzugs und schob sich in die winzige Luftschleuse des Käfers. Marian überprüfte die Dichtheit, dann verschloß er fest die Innentür.
    „Sollte nicht jemand mit ihm absteigen?“ fragte sie. „Was ist, wenn er sich den Anzug aufreißt?“
    „Dann klebt er ihn wieder. Er weiß, was ihn dort unten erwartet.“ Marian wischte das Kondensationswasser ab, das die Sichtluke beschlug, die ihm am nächsten war, und spähte hinunter. „Es überrascht mich, daß die Raupe nicht verschüttet ist. Sie muß beim Einsturz wie auf einem Lift hinuntergefahren sein. Wie schrecklich.“
    Howard nickte und konzentrierte sich darauf, den Käfer über der verunglückten Raupe niedrig zu halten. Von dem Gesteinshaufen stiegen Staubfontänen auf und

Weitere Kostenlose Bücher